Familie Sara und Jakob Horn

In der Kommerner Straße 6 lebte bis 1938 die jüdische Familie Horn. Das Ehepaar Jakob und Sara Horn kam 1920 mit seinen drei Kindern Henriette, Arthur und Kurt von Kommern nach Euskirchen und eröffnete ein Möbel- und Warenhaus. 

Das Krisenjahr 1923 und die Weltwirtschaftskrise verstärkten in der 1920er Jahren den schwelenden Antisemitismus der Bevölkerung weiter. Die NS-Bewegung griff diese Atmosphäre auf und rückte den Antisemitismus ins Zentrum ihrer Politik. Ab 1933 erlebten jüdische Familien alltägliche Anfeindungen.

1929 heiratete Henriette Horn den aus Kirschseiffen stammenden Max Rothschild. Zunächst lebte die Familie im elterlichen Wohnhaus, zog jedoch nach der Geburt von Tochter Inge nach Kirschseiffen zu der Familie von Max Rothschild. 1941 wurde die gesamte Familie ins Konzentrationslager Riga deportiert. Nur Tochter Inge überlebte den Holocaust und berichtete später in einem Interview über das Erlebte.

Ab 1934 veröffentlichte auch die Euskirchener Lokalpresse zunehmend judenfeindliche Hetzartikel und verstärkte damit die Anfeindungen gegen jüdische Familien in Euskirchen weiter. Viele dieser Artikel richteten sich auch gegen die Familie Horn.

Am 18. Juli 1938 starb Sara Horn im jüdischen Krankenhaus in Köln-Ehrenfeld.

Während der sog. Reichskristallnacht am 09.11.1938 wurden jüdische Geschäfte und Synagogen geplündert und in Brand gesteckt. Der Polizei und Feuerwehr wurde verboten einzugreifen. In Euskirchen und dem gesamten Kreisgebiet brannten alle Synagogen bis auf die Grundmauern ab. Auch das Möbelhaus der Familie Horn wurde in Brand gesteckt und ging in Flammen auf.

Der Existenz völlig beraubt suchte Jakob Horn Zuflucht in der Großstadt und zog im Dezember 1938 nach Köln in eine kleine Wohnung in der Maastricher Straße. Kurz darauf trat die Verordnung über den Zwangsverkauf jüdischen Besitzes in Kraft, die auch eine Aufhebung des Mieterschutzes für jüdische Mieter zur Folge hatte. Ab diesem Zeitpunkt durften jüdische Familien ihre Wohnungen und Häuser nicht mehr betreten. Sie mussten nun mit anderen jüdischen Familien in sog. Judenhäusern auf engstem Raum zusammenleben. Jakob Horn musste in das Judenhaus Horst-Wessel-Platz 14 umziehen.

Am 27. Juli 1942 wurde Jakob Horn in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Von den zehntausenden hauptsächlich älteren Bewohnern des Ghettos überlebten nur wenige den Holocaust. Sie wurden rücksichtslos ausgebeutet und die katastrophalen Lebensbedingungen führten zu einer hohen Sterblichkeitsrate, während es der Nazi-Propaganda bis zuletzt gelang, Theresienstadt als lebenswerte jüdische Stadt darzustellen. Insgesamt durchliefen etwa 140.000 Menschen das Ghetto, aus dem bei Kriegsende lediglich 19.000 Menschen befreit wurden.

Am 01.02.1943 starb Jakob Horn völlig entkräftet und schwer krank in Theresienstadt.

Arthur Horn

Arthur Horn, der erstgeborene Sohn des Ehepaares Jakob und Sara Horn, wurde 1909 in Kommern geboren. Im Alter von 9 Jahren zog die Familie nach Euskirchen, wo Arthur mit seiner Schwester und seinem Bruder zur Schule ging.

1931 übernahm Arthur Horn gemeinsam mit seinem Bruder das Geschäft seines Vaters. 

Nach der Machtergreifung musste auch Arthur Horn Feindseligkeiten und Anfeindungen über sich ergehen lassen. Nachdem das Geschäft in der Reichpogromnacht zerstört wurde, zog Arthur Horn mit seinem Vater Jakob nach Köln. 

Von dort aus wurde er 20.07.1942 ins Ghetto Minsk deportiert. Dort mussten viele Jüdinnen und Juden unter schwersten Bedingungen Zwangsarbeit verrichten. Kurz nach der Ankunft wurde Arthur Horn im wenige Kilometer entfernten Vernichtungslager Maly Trostenec ermordet.

Familie Hilda und Kurt Horn

Kurt Horn wurde 1911 in Kommern geboren. Er übernahm 1931 mit seinem Bruder Arthur das väterliche Möbelhaus. 

Anfang der 1930er Jahre lernte er die aus Weilerswist stammende Hilda Moses kennen. Die beiden heirateten 1935 und lebten gemeinsam mit Sohn Berthold im elterlichen Haus in der Kommerner Straße 6.

Am Tag nach der Pogromnacht, am 10. November 1938 wurden ihr Haus und ihr Auto, das auf dem Annaturmplatz parkte, in Brand gesteckt. Kurt Horn wurde vor dem Möbelhaus brutal zusammengeschlagen. Er versteckte sich einige Tage und flüchtete dann zu seiner Familie, die er bei den Schwiegereltern in Weilerswist vor dem Pogrom in Sicherheit gebracht hatte.

Bereits 1935 hatten Kurt und Hilda Horn Auswanderungsanträge ausgefüllt in der Hoffnung sich so in Sicherheit bringen zu können. Kurz vor Kriegsbeginn erhielten die beiden die Ausreisepapiere, doch diese galten nicht für ihren 1936 geborenen Sohn Berthold. 

Im Februar 1939 reiste Kurt Horn allein nach England und lebten in einem Displaced Persons Camp. Seine Frau Hilda beantragte die Papiere für ihren Sohn und erhielt Ende August die Ausreisegenehmigung nach England. 

Durch die Annexion Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde eine neue Emigrationswelle ausgelöst, woraufhin die Einreisebedingungen nach England verschärft wurden. Eine Einreise war nun in drei verschiedenen Fällen möglich: zur Weiterreise in ein anderes Land, zur Aufnahme einer Arbeit in Großbritannien oder durch Vorlegen eines Nachweises über Kapital zur finanziellen Absicherung.

Hilda Horn arbeitete als Hausangestellte bis die Familie genug Geld für die Weiterreise in die USA zusammen hatte.

Am 1. März 1940 verließ die kleine Familie Liverpool auf der S. S. Samaria und kam am 13.03.1940 in New York an. Dort bauten sie sich in Philadelphia ein neues Leben auf. Nach Kriegsende kauften sie ein Süßwarengeschäft im Stadtteil Germantown. Anfang der 1950er Jahre verkauften sie das Geschäft und wurden Eigentümer einer Hühnerfarm in New Jersey, wo Hildas Schwester Adele Kaufmann und ihr Mann Ernst lebten. 

Berthold Horn studierte an der Fairleigh Dickinson University und arbeitete bis zu seiner Pensionierung für IBM und einige andere Technologieunternehmen. 

Kurt Horn verstarb 1999 kurz vor seinem 88. Geburtstag. Hilda Horn starb 2005 im stattlichen Alter von 92 Jahren.