Schweinheim

Schweinheim, vormals dem Amt Kuchenheim angeschlossen, ist zwar der entlegenste Ortsteil Euskirchens, dafür aber auch das Tor zu den Waldungen der Sürst und der Rheinbacher Höhen, ja der nächste Zugang zum Sahr- und zum Ahrtal. Seit dem Bestehen der Umgehungsstraße ist es freilich erheblich stiller geworden im Dorf. Schweinheim galt vor dem Kriege einmal als "Musterdorf", ein Titel, der dem Sieger im Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" entsprach. Das Image als typisches Voreifeldorf mit dem ansprechenden Straßenbild, mit gepflegten Fachwerkhäusern und vielem Blumenschmuck hat Schweinheim seither zu wahren gewusst.

Schweinheims Name wurde vielen Kunstfreunden geläufig, als um 1955 bei der Restaurierung der Kapelle gotische Malereien zutage traten, die sich teilweise erhalten ließen. Das Gotteshaus, ein Bau des 15. Jahrhunderts, scheint auf romanischen Fundamenten zu stehen, ein einfacher Raum mit flacher Decke und Spitzbogenfenstern; in der Chorwand ein Sakramentsschrein mit gotischer Steinumrandung. Bei den Renovierungsarbeiten sind auch die barocken Aufbauten der Altäre in den ursprünglichen Farben wiederhergestellt worden. Bemerkenswert ist die gotische Pietä, ein sogenanntes "Vesperbild", das bei der Restaurierung von sechs späteren Farbschichten befreit wurde und sich nun in den ursprünglichen Farben darbietet. Schweinheims Kapelle war niemals selbständig, sondern eine Filialkirche der Pfarrkirche in Ringsheim. Das mag heute verwundern, aber bis um 1700 gab es in Ringsheim außer der Burg auch ein Dorf, das 1693 mehr Häuser besaß als Schweinheim. 1422 war Ringsheim bereits Pfarre. 1667 war die Kirche in so schlechtem baulichen Zustand, dass sie abgebrochen und 1693 das noch heute nahe der Burg stehende Gotteshaus gebaut wurde; das Dorf soll westlich des äußeren Burggrabens gestanden haben. Schließlich wurde die Pfarre Ringsheim 1806 aufgehoben und Schweinheim in den Pfarrbezirk Flamersheim eingegliedert. Nur die kommunale Zusammengehörigkeit blieb bestehen.

Schweinheim, 1330 als "Zwenheim" bezeichnet, ist (nach Mürkens, Die Ortsnamen des Kreises Euskirchen) das Heim der Schweinehirten gewesen, die ihre Herden in den Flamersheimer Wald zur Eichelmast trieben; der Wald gehörte in dieser Zeit noch zum Königsgut Flamersheim. Nach der Waldordnung vom Jahre 1564 hatten bereits alle ansässigen Bewohner der umliegenden Dörfer das Recht, im Wald Schweine zu hüten. Schweinheim unterstand vom frühen Mittelalter an bis 1802 der Herrschaft Tomberg im Herzogtum Jülich; die Lehnsträger der schon im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnten Burg wechselten häufig, genannt werden Spies von Büllesheim, Bernsau und Steinen zu Schwerfen. Der Bankier Cahn aus Bonn verkaufte im 19. Jahrhundert das Burghaus, das südlich von der jetzigen Anlage in Wassergräben lag, auf Abbruch, von dem alten Bestand blieben nur Teile der Vorburg erhalten. Besser erging es der Burg Ringsheim, die zwar 1642 in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges zur Ruine wurde, jedoch um 1660 in der heutigen Form mit  zwei wuchtigen Türmen wiedererstand. Die Gutsverwaltung betreibt eine häufig prämiierte Rindviehzucht. Zur Zeit der unglückseligen Hexenprozesse wurden vor dem Gericht zu Flamersheim auch mehrere Schweinheimer Bürger der Hexerei und Zauberei angeklagt und zum Feuertode verurteilt. Genannt werden u. a. in den Protokollen von 1629 Merten Forster und Wirich zu Schweinheim. Auf dem Richtplatz bei Niederkastenholz wurden sie verbrannt.