Skulpturengruppe im Rathaus

Standort der Skulpturen
Am 1. August 1302 bekommt Euskirchen durch Walram VIII (1277-1302) von Monschau- Falkenburg die Stadtrechte verliehen. 1322 erhält Euskirchen das Marktprivileg; das Rathaus entsteht als weltliches Zentrum, Schöffengericht. Das neue Rathaus (Stadtverwaltung) befindet sich seit Dezember 1975 im ehemaligen Gebäude der Kreisverwaltung an der Kölner Straße. Ein Erweiterungsbau ist 1991 / 92 an das 1950 / 52 erstellte "Kreishaus" angeschlossen worden.

Die Skulptur "Weise" ist im ersten Obergeschoss in der Nähe des Ratsaals aufgestellt. Die "Familie" befindet sich vor Standesamt, das sich ebenfalls im ersten OG befindet.

Skulpturengruppe "Weise"
Die drei Figuren stehen auf einer runden Metallplatte, die den Durchmesser 121cm hat, und sind im Halbkreis zu einander angeordnet. Die Köpfe sind so ausgerichtet , dass sich der Blick aller Figuren genau auf dem Mittelpunkt der Metallplatte trifft. Die Figuren sind aus Pflaumenholz geschnitzt, wobei die Köpfe aus weißgebeiztem Lindenholz gefertigt sind. Mit einer Höhe von 190 cm sind sie etwa lebensgroß. Diese drei Figuren, die durch ihre Haltung hilflos oder auch ratlos wirken, sind aus einem Baumstamm geschaffen, der in drei Teile gespalten wurde, allerdings sind Arme und Köpfe hinzugefügt. Durch die Art der Befestigung scheinen die Figuren über der Metallplatte zu schweben.

Entstehungsgeschichte
Wolfgang Metzler fertigte die Skulpturengruppe schon 1992 und bewarb sich damit um den Euskirchener Kunstförderpreis 1996. Durch einen Sponsor (Schenker Eurocargo KG) konnte die Skulpturengruppe "Weise", die unter 19  Bewerbungen ausgewählt wurde, angekauft werden.

Intention / Aussage
Die Skulpturengruppe ist aus einem Baumstamm, der innen bereits "verfault" war, gefertigt. Dieses weist auf die Vergänglichkeit des Lebens hin. Für  Metzler ist seine Skulpturengruppe eine Art Zeitbild, welches das Verlorensein des Menschen in der Welt darstellt. Die "hängenden" Köpfe und Schultern und die leicht geöffneten Münder verleihen den Figuren eine mönchartige Haltung, die aber den Eindruck von Resignation und Gebeugtsein vermittelt. Die schmalen, kantigen Gestalten zeigen den Ausdruck menschlicher Verletzlichkeit. Die mittlere Figur, die eine Frauengestalt darstellt, hält ihren Kopf höher als die anderen und wirkt durch die Körperhaltung gestärkter als die in sich gebeugten Männergestalten.

Wolfgang Metzler
Geb. 1943 in Halle / Saale
Studium Staatliche Hochschule für Bildende Künste (SHfBK), Braunschweig
Beruf Bildhauer, Tischlermeister, Designer
Seit 1980 verstärkt Holzbildhauerei
Ab 1987 Einzel- u. Gruppenausstellungen in:

Euskirchen, Prüm, Koblenz, Wesseling,  Düren,  Köln,  Aachen,  Düsseldorf, Eupen (B), Clermont (B), Luneville (F)
1994 Teilnahme an einem internationalen Holzbildhauersymposium
1996 Kunstförderpreis der Stadt Euskirchen
1997 Ludwig Forum für internationale Kunst, Aachen: Teilnahme am internationalem Workshop sowie an der Workshop- Ausstellung


Skulptur "Familie"
Die drei Figuren, die eine Familie darstellen, sind als Kunststein-Hohlguss gefertigt und waren ursprünglich auf eine Betonplatte (H.: 9cm, B: 87cm, T: 38cm) gesetzt worden. Die Plastik stand zunächst außen an der Kölner Straße in einer kleinen Grünanlage, wurde jedoch, nachdem Witterungsschäden im Innern aufgetreten sind, in das Innere des Verwaltungsgebäudes versetzt. Dort steht sie jetzt im 1. Obergeschoss (ohne Betonsockel). Die größte Figur, wahrscheinlich das männliche Familienmitglied - der Vater - , ist ca.119 cm hoch. Seine Haltung wirkt durch den auffälligen Brustkorb für die Familie schützend. Der kugelförmige Kopf ist an einer Stelle abgeflacht, so dass man seine Blickrichtung, die mit der Körperhaltung übereinstimmt, erahnen kann.

Die mittlere Figur stellt - mit einer Höhe von 114 cm - das weibliche Familienmitglied (die Mutter) dar. Die flache Stelle des Kopfes, das Gesicht, weist in dieselbe Richtung wie die des Mannes. Ihre Körperhaltung ist aber konträr zur Blickrichtung und ist dem Kind zugewandt. Das Kind ist mit der Körpergröße von 73 cm die kleinste Figur. Aus seiner Haltung kann man auf keine Gerichtetheit schließen, was durch den kugelförmigen, nicht abgeflachten Kopf unterstützt wird. Der Hals der einzelnen Figuren ist sehr dünn ausgearbeitet, wirkt dadurch zerbrechlich und unproportioniert zur Figur. Insgesamt setzt sich diese Figurengruppe aus runden und eckigen Formen in verschiedener Gerichtetheit zusammen und entwickelt in sich eine starke Dynamik, die Verbundenheit und Gemeinsamkeit nach außen "demonstriert". 

Entstehungsgeschichte
Enrique Asensi fertigte die Skulptur vor ca. 20 Jahren an. Das Werk ist eines seiner frühen Arbeiten. Enrique Asensi selbst beschreibt dieses als einen notwendigen Schritt in seiner künstlerischen Entwicklung. Diese Skulptur wurde von der Stadt Euskirchen vor ca. 20 Jahren angekauft. Mittlerweile hat Enrique Asensi einen hohen Bekanntheitsgrad erworben.

Idee des Künstlers/ Intention
In diesem Werk hat Enrique Asensi sich mit dem Thema "Familie" auseinandergesetzt. Richtungen, Zuneigungen, Beziehungen, Verbundenheit u.a.m. haben in dieser Arbeit Form gefunden. Dabei ist nicht nur das Wechselspiel von Konvex und Konkav oder von runden und eckigen Formen, sondern auch das Ineinandergreifen von materiellem und immateriellem Volumen thematisiert, um dadurch das vielfältige Geflecht bzw. Gefüge einer Familie in seiner Plastik sichtbar und haptisch greifbar zu machen.

Enrique Asensi
1950 in Valencia geboren, studierte an der Akademie der Schönen Künste seiner Heimatstadt Bildhauerei, lebt und arbeitet seit 1977 in Deutschland. Asensi ist einer der wenigen spanischen Bildhauer seiner Generation, denen sowohl in Spanien als auch im Ausland größere Aufträge zufliegen, einer der wenigen Glücklichen, die vom Erfolg verfolgt sind. Das Münchener Haus der Kunst, öffentliche Sammlungen in Valencia, Madrid und Barcelona besitzen Werke von ihm. Vertreten wird der Künstler von Stefan Röpke, der für ihn in seinen Galerien in Köln und Madrid regelmäßig Ausstellungen organisiert.

Entnommen aus: KUNST / DENKMAL IN EUSKIRCHEN, HERAUSGEBER: EMIL-FISCHER-GYMNASIUM EUSKIRCHEN, Bearbeitet von Claudia Jordans und Irma Marder, 12. Jg. April 2001

Fotos und Textbearbeitung: Gregor Jonas