Heilig Kreuz

"Heilig Kreuz", genauer "Auffindung des Hl. Kreuzes" heißt die Kreuzweingartener Kirche, die auf einem Hügel mit Stützmauer liegt, der vermutlich schon in Zeiten der Römer genutzt, dann in fränkischer Zeit, um 450, als Begräbnisstätte genutzt wurde. Das Kreuz prägt den Namen der Pfarrei, wie auch des Ortes, steht ein Kreuz doch am westlichen Steilhang der Hardt und blickt auf den Ort im Erfttal hinab. Die Lage der Kirche am nördlichen Abhang des Münsterberges erinnerte die frommen Pilger vergangener Jahrhunderte schließlich an den Kalvarienberg. Im 17. Jh. ist hier die Verehrung des Heiligen Kreuzes beurkundet, was u. a. auf den Besitz einer Kreuzreliquie beruht, die jedoch im 18. Jh. verloren gegangen war. Die heutigen Kreuzpartikel kamen 1804 an die Pfarrkirche. Erste urkundliche Erwähnung fand der Ort im Prümer Urbar von 893. Es ist anzunehmen, dass die ältesten Teile der heutigen Kirche aus dem 13. Jh. stammen -  ob sie einen Vorgängerbau hatte, ist nicht erwiesen. Im 17. Jh. wurde an die Nordseite der Kirche eine Kapelle angebaut, die bei der Kirchenerweiterung 1922 organisch mit der Kirche verbunden wurde. 


Außen:
Die heutige Kirche erscheint im Kern als zweischiffiger verputzter Bruchstein-Saalbau des 12. Jh. mit eingezogenem Chorgeviert und einem vorgesetzten Westturm mit geknickter achtseitiger Schieferpyramide aus dem 14./15. Jh. . Im Bereich des nördlichen Seitenschiffes liegen die sterblichen Überreste des Everhard Boßhammer, der im damaligen Weingarten 1594 geboren wurde und es bis zum Dechanten von Zülpich brachte. Er veranlasste 1660 den Erweiterungsanbau des nördlichen Seitenschiffes an die, zum damaligen Zeitpunkt noch einschiffige, Kirche - so entstand der "Dechanatsgang", wie er heute noch genannt wird. Ferner wurde der Chor mit einem Holztonnengewölbe versehen. Zwischen Chor und Seitenschiff befindet sich ein kleiner Sakristeibau mit Zugang und gemeinsamen Dach (Satteldach) mit Chor. Der im Westen dominierende ungegliederte Turm hat schmale Lichtscharten im unteren Bereich und Zinnenfenstern mit seitlichen Konsolen in der Glockenstube.

Innen:
Eingangsbereich:
Die schwere Eingangstür aus Eiche stammt vermutlich aus dem 17. Jahrhundert. Der Vorraum wurde im 20. Jahrhundert errichtet. Die Treppe zur Orgelempore, aus dem 17. Jahrhundert, befand sich ursprünglich im Kirchenraum. Seit ihrer Versetzung kann der Aufgang zu Turm und Orgelbühne als auch zum Kirchenraum unabhängig voneinander erfolgen. Eine Flügeltür der 1920er Jahre trennt der Vorraum vom Langhaus. Im Seitenschiff, am heutigen Eingang gelegen, befindet sich die so genannte Taufnische. Diese flachbogige Nische mit Fensteröffnung ist vor dem Umbau das Eingangsportal gewesen. Seit Frühjahr 1995 ist eine alte Bruchstelle von der Kirche zum Kabäuschen benutzt worden, um daraus einen neuen Durchgang zum neuen Beichtraum zu machen. So ist in dem kleinen Eingangsraum eine Wand entstanden, wo vorher eine Tür zum Abstellraum führte. Das sich an der Wand befindliche Muttergottesbild hing früher im Kirchenraum. Das Hauptschiff ist flach gedeckt, während das Seitenschiff mit einem  Kreuzgewölbe versehen ist. Die Scheidmauer hat drei rundbogige Durchbrüche. Das Seitenschiff, ehemals durch drei rundbogige Wandöffnungen (Pendant zu den Fenstern) in der Scheidmauer mit dem Hauptschiff verbunden, weist seit 1922 nur noch zwei rundbogige Wandöffnungen aus. Ehemals wurde, um eine Verbindung des Dechantenganges mit der Kirche herzustellen, die ursprüngliche Außenmauer durch drei Öffnungen arkadenartig durchbrochen. Durch die 1922 erfolgte Reduzierung der zwei Tragepfeiler auf einen, wurden zwei weiträumige Öffnungen geschaffen, durch die das Seiten- mit dem Hauptschiff bestmöglich integriert wurde. Im Seitenschiff an der Ostwand Nische mit Altar. Der Chorbogen ist spitzbogig -im Chor wurde ein Holztonnengewölbe eingezogen.



Fenster:
Im Hauptschiff fällt das Licht durch drei rundbogige Fenster; von Ost nach West:

- Heiliger in blauem Gewand, hält ein Kreuz auf dem Kopf. Im Hintergrund das Dorf Kreuzweingarten. Beschriftet mit: HIN ZU GOTT DER MEINE JUGEND ERFREUT.
- Daneben: Heiliger mit Kreuz, im Hintergrund Reben, darunter ein kniender Engel ein Feuer anfachend. Beschriftung: GÖTTLICHER GÄRTNER SEGNE DEN WEINGARTEN DEN DU GEPFLANZT HAST UND BEHÜTE DEN; WELCHEN DU IHN ANVERTRAUTEST. rechts A:D: MCMXXXI.
(Anspielung auf der Ort Weingarten, in dem Wein angebaut wurde und es so 1926 zu einer Umbenennung in "Kreuzweingarten" kam).

- Im südlichsten Fenster ein Harfe spielender Heiliger, der hinauf zum Gekreuzigten blickt. Beschriftung: ALS DEM [?] KIRCHENCHOR SEIN GOLDNES JUBILEUM FEIERTE; SCHENKTEN CHORLEITUNG UND SÄNGER DIESES FENSTER ZUR ZIERDE DES [sic!] HL: KIRCHE.

Die Fenster des Seitenschiffs entstanden vermutlich früher als die übrigen, worauf die Beschriftung "Weingarten" hin deutet, da der Ort erst seit 1926 diesen Namen trägt. Vermutlich sind sie Anfang der 1920er Jahre beim Umbau entstanden.

Vom Chor aus gesehen sind folgende Szenen zu betrachten:
- spitzbogiges Fenster mit Maria und dem Christuskind, auf eine kniende und betende Mutter mit ihrer kleinen Tochter blickend. Im Hintergrund das Ortsbild von Kreuzweingarten. Beschriftung: der allerseligsten Jungfrau weihen sich die Jungfrauen von Weingarten, Rheder und Kalkar.

- Das mittlere Rundbogenfenster : Verkündigungsszene mit Engel auf einer Wolke und Maria mit Lilie und Buch.

Das Fenster in der südlichen Chorwand von 1931 zeigt eine Maria mit dem Jesuskind und trägt die Beschriftung: CONTERET CAPUT. In der heutigen Taufnische flachbogiges Fenster mit den Worten: FEST SOLL MEIN TAUFBUND IMMER STEHEN ICH WILL DIE KIRCHE HÖREN SIE SOLL MICH ALLZEIT GLÄUBIG SEH’N UND FOLGSAM IHREN LEHREN dank sei dem Herrn der mich aus Gnad´ zur wahren Kirch´ berufen hat nie will ich von ihr weichen!

Ausstattung:

Altäre:

Hochaltar:
Altartisch mit einer Mensa von 1927 aus Eifeler Bundsandstein und Aufbauten z. T. aus dem Barock gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Das Altarbild "Christus am Kreuz” wieder an alter Stelle. Experten setzen die Entstehung um 1700 an, eine Zeit in der der hiesige Landstrich durch die Auswirkungen des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714) stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Im 16. und 17. Jahrhundert kommt Christi Verlassenheit besonders im "Einsamen Kruzifix " zum Ausdruck, bei dem das Kreuz allein vor einem dunklen Landschaftshintergrund steht, wie ihn Tizian, Velasquez, Rubens, Rembrandt und van Dyck gemalt haben. Auch der alte Beichtstuhl dürfte ebenfalls um 1700 entstanden sein. Der Celebrationsaltar von 1998 wurde dem Stil des Hochaltars angepasst.

Das Antependium:
Das Antependium, das Vorderteil, stammt aus der Zeit um 1750. Auf der Vorderseite findet sich die von Rocaille und Blumenranken gerahmte Darstellung der Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung, auf der Rückseite die Darstellung des Fegefeuers. Diese Seite wird gewöhnlich in den ersten beiden Wochen des Novembers präsentiert und ist vermutlich etwas später entstanden als die Kreuzauffindung auf der Vorderseite.

Die Seitenaltäre:
Der Herz Jesu Altar, ursprünglich aus der Barockzeit, erfuhr zahlreiche bauliche Veränderungen. Die Herz Jesu Figur wurde im Jahr 1900 von Alexander Iven aus Köln aus Holz geschaffen. Der Marienaltar, im Kern Barock, wurde Anfang der 1990er Jahre restauriert und dem Stil des Hochaltars angepasst. Die Immaculata Figur ist seit 1936 in der Kirche. Sie entstand vermutlich um 1900. Die Darstellung dieses Figurentypus kam besonders nach den Erscheinungen der Mutter Gottes in Lourdes auf. Maria offenbarte sich der Heiligen Bernadette mit den Worten "ich bin die Unbefleckte Empfängnis”.



Skulpturen:

- Gotisches Kreuz um 1500: Das Kreuz ist ergänzt - der fein herausgearbeitete Korpus Christi, um 1500, zeigt den entschlafenen Christus.
- Barockes Kruzifix, so genanntes "Missionskreuz” (um 1720)

Die barocke Skulptur der Maria als Königin mit dem Kind in weißem Gewand mit üppigen Faltenwurf stammt aus der 2. Hälfte des 17. Jh.. Sie hält in ihrer rechten Hand das Zepter, auf dem Kopf die Lilienkrone, das Jesuskind auf ihren rechten Arm trägt die Herrscherkrone. Als Wandfiguren angelegt, blicken beiden auf den Betrachter hinab.

Aus den 1920er Jahren stammen die Wandfigur des Heiligen Antonius von Padua und die des hl. Aloysius im Chorrock. Antonius ist in der braunen Kutte eines Franziskanermönches mit den ihm eigenen Attributen des Jesuskindes sowie eines Buches dargestellt. Der hl. Aloysius, in seiner Rechten ein Kreuz haltend, starb bei der Pflege Pestkranker in Rom 1591 und wird in Anliegen einer rechten Berufswahl angerufen und von der studierenden Jugend seit 1729 als Schutzheiliger verehrt.

Wandfigur der Heiligen Margareta:
Als Gegenüber zur Himmelskönigin Maria, präsentiert sich die hl. Margarete hier, wie nach der Legende, im Kampf gegen den Teufel, der in Gestalt eines Drachens erscheint. Diese Skulptur stammt aus der Zeit um 1680, ebenso wie älteste Teile des Chorgestühls.

Die Pieta:
Die Pieta kam 1922 nach Kreuzweingarten. Es war lange Zeit nicht geklärt wann und wo sie entstanden ist, divergierten die Expertenmeinungen doch zwischen 1430 und 1530. Jüngst erfolgte Untersuchungen datieren die Skulptur auf das frühe 16. Jh..

Taufbecken:
Der Fuß des dreiteiligen Taufbeckens besteht aus Urfter Marmor und ist um die Mitte des 18. Jh. entstanden - das ursprüngliche Taufbecken dient heute als Weihwasserbecken im Eingangsbereich der Kirche und wurde ersetzt durch ein Holzgefäß mit abschließendem Deckel.


Kanzel:
Der Kern der Kanzel stammt aus dem 17. Jahrhundert. In den 1950er Jahren wurde sie um Füllungen und Ornamente ergänzt. Der Erzengel Michael, der den Kanzeldeckel krönt, war ursprünglich ein Heiliger Georg. Er wurde 1854 für die Kirche erworben. Die Flügel sind somit eine spätere Zutat.


Der Ambo stammt von 1987 und wurde aus altem Eichenholz vom Kirchturm geschreinert. Der Vorsatz der Frontseite stammt aus einer barocken Kniebank (Wange), um 1670.


Opferstock: Vor der Säule unterhalb der Christopherusfigur steht der Opferstock: Der obere Teil stammt aus der Zeit um 1770. Der untere Teil ist wesentlich älter und stammt vermutlich von einem Altar.


Die Orgel stammt aus der Werkstatt Franz Josef Schorns. Das dunkelbraune Gehäuse aus Holz mit kassetierten Feldern ist farbig unteren in rot und gold abgesetzt, oben sind die Orgelpfeifen in neogotischem Maßwerk gerahmt, den Abschluß des Gehäuses bildet ein Zinnenkranz. Im Jahr 1982 wurde die Orgel von Josef Weimbs restauriert. Er schrieb im Restaurierungsbericht: "Franz Josef Schorn […] baute 1904 die Schleifladenorgel mit mechanischer Traktur […] als der übrige Orgelbau in Deutschland längst pneumatische oder elektrische Systeme […] baute."

Glocken:
In der Glockenstube des Turms läuten fünf Glocken aus unterschiedlichen Epochen:

Die 1398er Kreuzglocke, die Marienglocke von 1477, die Friedensglocke von 1649, die schwere 1000 kg Bruderschaftsglocke von 1977 und die jüngste und mit 240 kg leichteste, die Engelsglocke, aus dem Jahr 1988.