Sankt Stephanus

Fabio Cecere

Zum Ende des 11. Jh. erscheint der Ort Roitzheim, als Rukesheim, erstmalig in einer Urkunde. Es ist anzunehmen, dass zu dieser Zeit bereits eine Kirche existierte, da die Pfarrchronik bereits 1075 beginnt. Teile dieses alten Kirchenbaus findet man noch im Turm und in der nördlichen Schiffmauer. 1477 erfuhr die Kirche durchgreifende bauliche Veränderungen. In Chor, Schiff und Turm wurden gotische Gewölbe eingezogen. Man entdeckte im Dreikaiserjahr 1888 in der Chorwand, im Schiff und im Turmbereich Wandmalereien aus dem 16. Jh., die im weiteren Verlauf restauriert wurden. 


Außen:
Die alte Kirche, und somit Kernbau, war eine romanische Saalkirche des 12./13. Jahrhunderts mit vorgelegtem quadratischem Chor. Turm und Chor sind inschriftlich mit der Jahreszahl 1499 datiert. Im Jahr 1931 kam es zum Neubau des Schiffes durch den Architekten Hans Jülich aus Sindorf. Dabei wurde die Kirche nach Norden ausgerichtet, das alte Langhaus zum Chor umfunktioniert und eine halbrunde Apsis an der Nordseite angefügt. Das Turmgeschoss wurde zur Sakristei und schließlich der Chor Taufkapelle. An die alte Kirche fügte man südlich ein Hauptschiff mit Seitenschiff an. In der Südwand ist in einem hohen Rundbogen die Orgelempore platziert, die durch ein rundes Fenster "Lobsinget dem Herrn" mit Licht versorgt wird. Darunter weiterer Kirchenraum mit drei Rundbogenfenstern. Somit stellt sich die heutige Kirche als verputzter Bau dar, der von einem mehrfach abgesetzten Walmdach, nach Westen schleppend, überdeckt ist. Den zweigeschossigen Turm beschließt ein achtseitiger Pyramidenhelm mit starkem Fußwalm. Schmale Rundbogenfenster mit Hausstein-Rahmung und ein großes Rundbogenfenster (an der Südseite) sind rundum eingefügt.


Von der alten, nach Osten orientierten Kirche sind lediglich die spätgotischen Anbauten erhalten.


Innen:
Zugang zur Kirche erhält man über einen in der Westwand gelegenen überdachten Eingang. Durch eine kleine Vorhalle betritt man die Kirchenhalle, durch eine abgekehlte Stuckdecke (seit 1956 statt Flachdecke) mit profilierter Rahmung und Medaillon mit dem hl. Stephanus abgeschlossen und durch Rundbogenfenster mit Ornamentverglasung belichtet. Nach Westen ist ein schmales Seitenschiff angefügt, das im Marienaltar endet. Der zurückgelegene Raum unter der Orgelempore erhält sein Licht durch drei Fenster, die den hl. Stephanus thematisieren, im Rundfenster der Orgelempore ist die hl. Cäcilia dargestellt. Auf dem Weg zum Chor wird man auf der Ostseite vom Kreuzweg des Pater W. Plotzke begleitet. Auf der Westseite sind die auf Konsolen gelagerten Figuren des hl Judas Thaddäus und Herz Jesu zu sehen, dazwischen der barocke Beichtstuhl. Vor dem Chor ist links die barocke Kanzel mit Schalldeckel, bekrönt von einer St. Michaels-Figur, angebracht, rechts ist der Seitenaltar des hl. Josef eingerichtet. Eine Stufe führt zum tonnenüberwölbten Chor mit Apsis, wovor ein Barocker Altar aufgerichtet ist. Rechts davon befindet sich im alten Chor die Taufkapelle mit dem romanischen Taufstein. Links, im Raum unter dem Turm, befindet sich unter einem Kreuzrippengewölbe, das sich auf einfache Konsolen stützt, die Sakristei.


Ausstattung:

Malereien:
Bei den 1888 entdeckten Wandmalereien handelt es sich um einen Apostelzyklus mit der Gottesmutter als Zentralfigur. Den zwölf Aposteln sind Spruchbänder beigegeben, die Artikel des Glaubensbekenntnisses wiedergeben. Die Malereien auf blauem Hintergrund entstanden im 16. Jh. und wurden irgendwann übertüncht. In der heutigen Sakristei findet man weitere Ausmalungen. Die Gewölbemalereien zeigen den von Lilien umgebenen Christophorus, wie er durch Wasser, in dem Fische schwimmen, watet. Dass die Christophorus-Figur so groß ausgefallen ist, hat einen speziellen Grund. So hieß es früher, dass diejenigen, die Christophorus von ihrem Platz in der Kirche sehen können, am betreffenden Tag nicht sterben oder aber eine schöne Sterbestunde haben. - Also war es üblich den legendären Märtyrer möglichst auffällig zu platzieren, bildete der Raum doch in der alten Kirche den Chorraum. Ein weiteres Fresko um 1500 sei hier erwähnt, das, in Fragmenten erhalten, Christus und Simon von Cyrene zeigt.

Kragsteine:
Die vier Konsolen der heutigen Taufkapelle in denen die Kreuzrippen auslaufen, die Kragsteine, stammen aus dem 15. Jahrhundert, als das Gewölbe eingezogen wurde. Sie stellen Petrus und Paulus dar, zudem Stephanus, den Namenspatron der Kirche und nicht zuletzt Jakobus, der deutlich an dem für ihn typischen Pilgerstab und an der Muschel auf seiner Kopfbedeckung zu erkennen ist.



Altar:
Der barocke Hochaltar aus dem 19. Jh. mit einer Abendmahldarstellung wurde 1970 erworben, an Stelle eines alten Altars von 1934. Gleichzeitig passte man Celebrationsaltar, Ambo, Kanzel und Beichtstuhl an. Des Weiteren finden sich in St. Stephanus noch die zwei Nebenaltäre des hl. Josef und der Maria mit dem Kind, die 1937 von F. X. Haak aus Holz geschaffen worden sind.

Kreuzweg:
Öl auf Holz von Wolfram Plotzke von 1935

Tür:
Zur Ausstattung gehört das bemerkenswerte spätgotische Portal mit Doppelflügeln, schmiedeeisernen Schmuck und Beschlägen und altem Schloss. Die hölzerne rote Tür befindet sich an der Nordseite und stammt aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Drei mehrfach geteilte lilienähnlich endende Bänder, die Zwischenräume sind mit Nägeln ausgefüllt.

Taufbecken:
Stark überarbeiteter romanischer Taufstein aus Basaltlava aus der Zeit um 1100, 85 cm hoch mit einem Beckendurchmesser von 80 cm. Auf viereckiger Basis ruht ein schwerer zylindrischer Block, aus dem, den Ecken der Basis entsprechend, vier Dreiviertelsäulen hervortreten. Den vier Säulen des Fußes entsprechen vier starre ausdruckslose Köpfe, dazwischen vertiefte Kreisornamente.

Fenster:
Die Fenster stammen aus der Zeit des Erweiterungsbaus von Jülich und wurden von Ludwig Preckel entworfen.

Glocken:
Im Turmobergeschoss befinden die St. Michaels-Glocke von 1927, die Stephanus-, sowie die Marienglocke (beide 1970 erneuert).