Johannes der Täufer

Fabio Cecere

Kleinbüllesheim besitzt zwei Sakralgebäude in unmittelbarer Nähe zueinander. Es handelt sich zum einen um die heute Griechisch-Orthodoxe Kirche Johannes der Täufer und zum anderen um die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul. Nachdem der zuerst genannte Kirchenbau zu Beginn es 20. Jh. baufällig wurde, entschloss man sich eine neue Kirche zu bauen. Das alte Gebäude wurde daraufhin nicht mehr genutzt und erst in den 50er Jahren wieder allmählich über Jahrzehnte wiederhergestellt, bis sie schließlich der Griechisch-Orthodoxen Gemeinde übergeben wurde, die fortan die Kirche, Johannes dem Täufer geweiht, nutzt.

Alt Sankt Peter,
die heutige Griechisch-Orthodoxe Kirche "Johannes der Täufer"


Über das genaue Alter der Kirche herrscht Unklarheit. Vermutlich entstand sie in Zusammenhang mit der Großen Burg, die jedoch erst nach dem Jahr 1000 nachzuweisen ist. Die Kirche geht auf einen romanischen Rechteckbau zurück, der, wahrscheinlich im 12. Jh., zu einer dreischiffigen Basilika erweitert wurde. Dieser Bau wird zum ersten Mal im Liber Valoris erwähnt.Im 15. Jahrhundert wird der obedientiarius majoris ecclesiae coloniensis, also Köln, als kirchliche Oberbehörde über Kleinbüllesheim, als Kollator genannt. Dieses Verhältnis blieb bis zur Säkularisation bestehen. Um 1880 erfährt die Kirche eine durchgreifende Restauration. Es kamen nun zwei völlig erneuerte neoromanische Seitenschiffe mit Tonnengewölben und jeweils vier Fenstern hinzu. Dies fällt auf, denn das höhere Hauptschiff hat nur drei Fenster pro Seite.Trotz der umfangreichen Arbeiten zwanzig Jahre zuvor, wies die Kirche um 1900 bereits zahlreiche Bauschäden auf. Es musste gehandelt werden -aber wie?

Alle notwendigen Genehmigungen lagen schließlich vor und der Erweiterung der Kleinbüllesheimer Kirche stand nichts mehr im Wege. Doch die Pfarrgemeinde hatte die Rechnung ohne den Burgherrn gemacht, der gleich nebenan residierte. Auf sein Land war man angewiesen, wollte man das Gebäude wie geplant vergrößern. Leider hatte Niemand das Projekt mit der adeligen Familie abgesprochen. Der Burgherr stellte daraufhin Bedingungen und wollte Gegenleistungen, wie beispielsweise eine Extra-Bank für seine Familie in der Kirche, sowie eine eigene Grabstätte im Innern des Gotteshauses.

Darauf ging der Pfarrer jedoch nicht ein, gehörten solche Privilegien doch der Vergangenheit an. Beide Seiten blieben letztlich stur und die ehrgeizigen Pläne scheiterten. Nach dem Tod des Pfarrers nahm die Bauproblematik ein unerwartetes Ende, da er sein Vermögen der Gemeinde, mit der Maßgabe von dem Geld eine Kirche zu erbauen, vermachte. So entstand nach weiteren zähen Verhandlungen nur wenige Meter von der alten Kirche entfernt die neue Kirche St. Peter und Paul. Sie wurde innerhalb nur eines Jahres fertiggestellt und am 21. August 1907 mit einem feierlichen Hochamt eingeweiht, wo auch die wichtigsten Gegenstände von der alten Kirche in die neue übertragen wurden. Das Land stellten die Nachfahren des ebenfalls mittlerweile verstorbenen Burgherren von Bourscheidt bereit, die somit den Dorffrieden wieder herstellten und das alte Gebäude im Gegenzug erhielten.

Nach 1907 fanden somit in der alten Kirche keine Gottesdienste mehr statt.

Durch Schäden im zweiten Weltkrieg und Plünderungen bot die verlassene Kirche zu Beginn der 1950er Jahre ein Bild der Verwüstung. Im Jahr 1954 wurde die alte Kirche mit Mitteln, die das Generalvikariat in Köln zur Verfügung gestellt hatte, von der Pfarrgemeinde zurückerworben. Nach Wiederherstellungsarbeiten, die sich über Jahrzehnte erstreckten, wurde die Kirche der Griechisch - Orthodoxen Gemeinde überlassen.

Außen:
Das Gebäude im heutigen Zustand, stellt die Kirche als dreischiffigen verputzten Bruchsteinbau dar, der 17,70 m x 10,40 m misst. Der polygonale Chor der mit drei Seiten des Achtecks abschließt, aber auch der vorgesetzte Westturm, entsprechen der Breite des Mittelschiffs. Zwischen nördlichem Seitenschiff und Chor ist in der Achse des Seitenschiffs eine Sakristei angefügt. An der Ostseite befindet sich ein gotisches Spitzbogenfenster. In den südlichen und nördlichen Seitenschiffen befinden sich vier Rundbogenfenster, darüber jeweils drei Obergadenfenster. Das Mittelschiff ist mit einem Satteldach, die Seitenschiffe mit Pultdächern gedeckt.


Der ungegliederte nahezu quadratische Turm hat neben kleineren Fenstern im dritten Obergeschoss, wo sich die Glockenstube befindet, zu jeder Seite zwei spitzbogige Maßwerk-Schallfenster. An der Nordmauer des Turms befinden sich in Erdgeschosshöhe zwei gotische Kreuze mit einem Ornament, während im zweiten Obergeschoß in Höhe des Simses des rechten Schallfensters ein Steinkopf zu erkennen ist. Wann dieser Kopf angebracht wurde und wen er darstellt, konnte nicht festgestellt werden. An der Südmauer des Turms (zur Burg hin) sind in Höhe des zweiten Obergeschosses ein Rundbogen und der Ansatz eines zweiten zu sehen. Hier soll sich in früheren Jahrhunderten eine Tür befunden haben, durch die man über einen Steg gehen konnte. Auf diesem Weg soll die Familie des Burgherrn zur Kirche gegangen sein und von einer Turmkapelle aus am Gottesdienst teilgenommen haben. Ob dies so war, konnte jedoch nicht festgestellt werden.

Innen:
Der heutige Zugang zum Kirchenraum befindet sich in der Westseite des Turmes. Durch die von einem Gratgewölbe überspannte Turmhalle gelangt man durch einen schweren Rundbogen in das flachgedeckte dreijochige Mittelschiff. Die ebenfalls flachgedeckten Seitenschiffe sind vom Hauptschiff durch je drei Rundbogenarkaden zu jeder Seite zugänglich. Die Bogen in der rechten Mauer sind Rundbogen. In der linken Mauer befinden sich zwei Rundbogen, während der letzte vor dem Chor ein Spitzbogen ist. Ein hoher Triumphbogen verbindet das Hauptschiff mit dem Chor. Dieser erhält durch ein großes Rundbogenfenster in der Südwand Licht.

Ausstattung:
Die heutige Innenausstattung entspricht dem Ritus der Griechisch-Orthodoxen Gemeinde, die den Kirchenraum seit 1993 für gottesdienstliche Zwecke nutzt. Im Triumphbogen vor dem Altar findet man eine prächtige Ikonostase, eine Bilderwand, die unter anderem die Märtyrer Crysanthus und Daria zeigt. Auch fällt das "Heilige Grab" ins Auge, eine reich verzierte Tumba, die die orthodoxe Gemeinde am Karfreitag um die Kirche trägt, um der Grablegung Christi zu gedenken. Von der ursprünglichen Ausstattung haben sich in der Kirche lediglich einige Grabplatten (Epitaphe) der Familie von Bourscheidt aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten. Vier beschriftete Platten sind im Erdgeschoss des Turms aufgestellt worden. Die wertvolleren Gegenstände, die der katholischen Gemeinde gehörten, wurden beim Umzug in die neue benachbarte Kirche mitgenommen.