Kreuzweingarten / Rheder
Eingebettet in das Tal der jungen Erft und umgeben von bewaldeten Hügeln, ist Kreuzweingarten mit seinen gepflegten Wohngebieten, den seltenen Denkmälern aus Frühgeschichte und Römerzeit und seinen malerischen Fachwerkhäusern ein immer wieder gern besuchter Ausflugsort. Kein Wunder, dass immer mehr Stadtbürger auf der Höhe des Münsterberges im Schatten des alten Kirchleins ihren Wohnsitz nehmen, um dem Lärm und der Luftverderbnis in der Ebene zu entgehen.
Ältester Zeuge der Besiedlung im Kreuzweingartener Bereich ist der Ringwall auf dem Vorsprung des Burgberges, eine vermutlich mit den Germanenwanderungen des 1. Jahrhunderts n. Chr. im Zusammenhang stehende Fluchtburg. Sie war eine Zufluchtsstätte, in die sich zu Zeiten der Gefahr die Umwohner mit Weib und Kind und Habe zurückzogen, um hinter sicherer Umwallung den Angriff der Feinde abzuwehren. Fragt man nach dem Namen der Erbauer dieses Ringwalles, so wird man an das tapfere Volk der Eburonen erinnert, an jenen germanischen Volksstamm, der damals den Eifelraum bewohnte. Die Eburonen waren es bekanntlich, die dem römischen Feldherrn Gaius Julius Caesar die größte Niederlage beibrachten, die er in seinen gallischen Kriegen erfuhr. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass damals auch die Fliehburg im Ringwall von Kreuzweingarten in Flammen aufging, wie es die Grabungsfunde bezeugen. Heute ist diese Stätte von Wald überwuchert. Auch aus der Zeit der nun folgenden römischen Epoche ist Kreuzweingarten reich an Zeugnissen und Funden. Jedem Besucher sichtbar verläuft oberhalb der Bundesstraße 51 der in Trassmörtel gegossene Kanal der Wasserleitung, die Jahrhunderte hindurch die römische Großstadt Köln mit frischem Eifelwasser versorgte und gerade hier ausgezeichnet erhalten ist.
Fundamente eines kleinen römischen Bauwerks, das entweder als Tempel oder als Wachhaus anzusprechen ist, wurde 1928 oberhalb des Pfarrgartens entdeckt und 1967 freigelegt; die Wände sind teilweise bis auf Meterhöhe erhalten. Schönstes Zeugnis römischer Wohnkultur aber war wohl die 65 Meter im Geviert messende Villenanlage östlich der B 51 mit ihren mosaikbelegten Fußböden, mit Raumheizung und Springbrunnen, mit stuckmarmorverkleideten Wänden und mehreren Badeanlagen. Die Fundamente der Römervilla wurden 1851 und 1874 ausgegraben. Das "Mosaik der Amazonenschilde" ist seither ein Prunkstück des Bonner Landesmuseums.
Wenn von den Römerfunden in und um Kreuzweingarten die Rede ist, dann muß zugleich auch der Verdienste von Pfarrer Nikola Reinartz (1874-1954) um die Erforschung der Geschichte seines Pfarrortes gedacht werden. Sein Wirken fand in zahlreichen Schriften und wissenschaftlichen Beiträgen seinen Niederschlag und ist weithin unvergessen. Ein Weingarten, der dem späteren Ort den Namen gab, ist wohl zuerst von Mönchen des Benediktinerklosters Münstereifel, einer Gründung der Abtei Prüm, angelegt worden; bis ins 18. Jahrhundert wuchsen hier Reben. Die erste namentliche Erwähnung des Ortes findet sich im Prümer Urbar (Güterverzeichnis) von 893 als "Wingarden". In Rheder heißt noch heute eine Flur "Im Weingarten-Acker".
Kreuzweingarten, die Stätte jahrhundertealter Verehrung des Heiligen Kreuzes, war lange Zeit bemüht, seinen alten Namen Weingarten mit dem des Kreuzes in Verbindung zu bringen. Dank der Bemühungen des Landrats Dr. Kaufmann und des Reichstagsvizepräsidenten Thomas Eßer gelang es, 1926 die Genehmigung zur Abänderung der bisherigen Namens in "Kreuzweingarten" zu erwirken. Im folgenden Jahr wurde auf dem Burgberg ein 8 Meter hohes Kreuz aus Stein als Symbol des neuen Ortsnamens aufgerichtet.
Die dem Hl. Kreuz geweihte Pfarrkirche von Kreuzweingarten, die eine Kreuzpartikel besitzt, war eine der acht Mutterpfarreien, die Münstereifel zu Anfang des 13. Jahrhunderts von der Abtei Prüm erhalten hatte. Aus dem 14. Jahrhundert stammen das kreuzrippengewölbte Chor und der Turm der Kirche, darin die Kreuzglocke von 1398. Das flachgedeckte Langhaus stammt aus dem 17./18. Jahrhundert. Um 1660 wurde das nördliche Seitenschiff angebaut. 1922/23 erhielt die Kirche durch einen Umbau im Innern die gegenwärtige Gestalt. Zur Pfarrei gehörten ursprünglich die Kapelle zu Billig (seit 1905 Pfarrkirche), sowie die Hardtburg und Haus Broich, beide ehedem mit eigenem Gottesdienst. Dagegen kam Kalkar,1489 vom Herzog von Jülich dem Stift Münstereifel geschenkt und vormals zu Kirspenich gehörend, 1818 zur Pfarre Kreuzweingarten.
Rheder - mittelalterlich "Reydorre" - erhielt um 1890 eine eigene Kapelle in der Mitte des Ortes. Bemerkenswert ist die "Schäfferei", ein alter Hof, der das unbeschränkte Recht der Schafhaltung besaß. Auch in Rheder gab es Römerfunde, so den Grabstein der Julia Paterna - der ältesten uns bekannten Einwohnerin von Rheder. Im Jahre 1890 wurde die Eisenbahnlinie Euskirchen - Münstereifel in Betrieb genommen. Damit erhielt auch Kreuzweingarten Anschluss an das rheinische Verkehrsnetz, der das berufliche Leben und den Ausflugsverkehr wesentlich förderte. Die Verbandsstoff -und Textilvliesfabrik Franz Kalff & Co. KG machte Rheder als Betriebsort weitbekannt, während Kreuzweingarten sich als zentrale Stätte der Historischen Schützenbruderschaften einen Namen machte. Im Alten Brauhaus, einem Gebäudekomplex des 17./18. Jahrhunderts befindet sich ein Gasthaus.
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