Kuchenheim

Der heutige Stadtteil Kuchenheim war vor der Neugliederung des Kreises Euskirchen am 1. Juli 1969 Sitz des gleichnamigen Amtes, das mit 14 Gemeinden, 13.700 Einwohnern und 10.000 ha Fläche das größte Amt des Altkreises darstellte. Mit Ausnahme der Gemeinde Straßfeld, die einen Anschluß an den Kreis Bonn - später Rhein-Sieg-Kreis - wünschte, sind alle Amtsgemeinden in das Gebiet der Stadt Euskirchen eingegliedert worden. Die Eingliederung von Kuchenheim ergänzt das Industriepotential der Kreisstadt in erheblichem Umfang. Durch die verkehrsgünstige Lage Kuchenheims an der Bundesstraße 56 und durch die Bahnverbindung mit Euskirchen und Bonn (seit 1880) haben sich Industrie, Handwerk, Handel und Gewerbe seit langem gut entfalten können und sehen eine gesunde Entwicklung vor sich. 

Die Energie, die der Erftmühlenbach lieferte, war der Grund, warum in Kuchenheim ein Standort der Tuchindustrie, die auch Euskirchen über lange Jahre prägte, entstand. Hier steht noch immer die Tuchfabrik Müller, die inzwischen vom Landschaftsverband Rheinland zum Industriemuseum hergerichtet wurde. Hier kann der Originalzustand von 1961 mit dem erhaltenen Maschinenpark besichtigt werden. Da die Maschinen noch voll funktionsfähig sind, finden regelmäßige Demonstrationen der damaligen Arbeitsvorgänge und -bedingungen statt.

Spuren aus der Römerzeit sind in Kuchenheim nicht freigelegt worden, obwohl die römische Straße von Antweiler nach Buschhoven Kuchenheim berührte. Vielleicht besteht eine Verbindung zwischen dem bei Zülpich gefundenen Weihestein der Matronae Cuchinehae und dem Ortsnamen Kuchenheim. Wahrscheinlicher ist eine Deutung als Heim des Franken Kuko, eine Form der Namensgebung wie in den meisten Orten ringsum. Mit "Kuchen" hat der Name schon gar nichts zu tun.

Die erste urkundliche Erwähnung Kuchenheims fällt in das Jahr 1197. Nach Lacomblet l, Nr. 558, hieß damals der Ort Kukinheim, im Über valoris vor 1300 bereits wie heute Kuchenheim. Da Kuchenheim teils zu Kurköln, teils zum Herzogtum Jülich gehörte, so hatte es auch zwei Pfarreien mit zwei Kirchen. Die älteste Kirche, die als Vorgängerin der heutigen Nikolauskirche in der Mitte des Ortes stand, geht vielleicht schon auf die karolingische Zeit zurück; urkundlich ist sie erst für 1274 bezeugt. Sie erscheint später immer als Hauptkirche des Ortes, der Pfarrer als Oberpfarrer. An der Ostseite des Friedhofes stand die Lambertuskirche, die 1242 zuerst erwähnt wird. Sie war immer nur eine Nebenkirche der größeren Nikolauskirche. Nachdem die Lambertuskirche nach dem Brand der Nikolauskirche im Jahre 1815 bis 1822 als Pfarrkirche gedient hatte, wurde sie ihres schlechten Bauzustandes wegen 1837 abgebrochen. 1822 konnte die Nikolauskirche wieder benutzt werden. 1842 wurde der Kirchturm erhöht, 1910 Querschiff und Chor angebaut. Die Schäden des Zweiten Weltkrieges wurden 1950/51 beseitigt, drei neue Fenster eingefügt und vier Glocken angeschafft. 

Im Mittelalter besaß Kuchenheim nicht nur zwei Kirchen, sondern - entsprechend der politischen Zweiteilung - auch zwei Burgen. Nach ihrer Lage am Erftmühlenbach unterschieden sich die beiden festen Häuser als Obere und Untere Burg. Der runde Turm der Oberen Burg, die Hermann von Are, der Erbauer der Burg, 1259 dem Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden als Lehen übertrug, steht heute inmitten des Werksgeländes der Tuchfabrik Jacob Koenen. Die drei Söhne des Gründers kauften 1851 die Burg und richteten ihr Unternehmen darin ein. Ein Teil der Weiher ist noch erhalten. Zur Bestätigung ihrer Macht in Kuchenheim erbauten die Jülicher Grafen wohl im 14. Jahrhundert die "Untere Burg", die der Landesherr 1482 an Stephan von Boulich zu Lehen gibt. 1563 kauften Otto von Walbott-Bassenheim und seine Frau Johanna Scheiffart von Merode die Burg und ließen sie restaurieren; die gut erhaltene Torburg trägt die Jahreszahl 1573. Das eigentliche Burghaus steht seitlich in den Wiesen, den früheren Wassergräben. In Kuchenheim gab es, wie in Dom-Esch, auch einen Domhof, den das Domkapitel und die Domkirche zu Köln 1373 von der Witwe des Vogtes Ludwig von Lülsdorf erwarben. Der Domhof in der Bachstraße blieb bis zur französischen Zeit im Besitz des Domkapitels und wurde nach der Säkularisation verkauft.

Aus der Zeit der Jülicher Herrschaft stammt das "Dinghaus" auf dem Markt; es diente als Gerichtsgebäude und Gefängnis. Wahrscheinlich schon um das Jahr 1400 entstand nach einer großen Pestseuche die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Kuchenheim. Zahlreiche schriftliche Unterlagen aus ihrer langen Geschichte sind erhalten. 1968 beging die Bruderschaft in feierlicher Form das Jubelfest des 550jährigen Bestehens unter der Schirmherrschaft des Hochmeisters der Historischen deutschen Schützenbruderschaften, Graf Galen. Das jährliche Schützenfest steht immer wieder im Mittelpunkt des Kuchenheimer Vereinslebens. Stolz ist man in Kuchenheim mit vollem Recht auf den Neubau der Hauptschule, übrigens der einzigen außerhalb der Kernstadt im Stadtbereich von Euskirchen. Stolz ist das "Handballdorf" auch auf die damit verbundene Sporthalle, die einen lang gehegten Wunsch erfüllen ließ.