Skulpturengruppe vor dem Standesamt

Zum Gebäude:
Ca. um 1500 wurde der dicke Turm als Teil der Stadtbefestigung gebaut.
1880 wurde das Atelierhaus Bibo, das dem Photographen Charles Bibo gehörte, in gründerzeitlichem Backstein-Stil errichtet.
1992 wurde eine Verbindung zwischen Haus Bibo und Dickem Turm hergestellt, nachdem das Haus Bibo der Stadt übereignet worden war. Am 5. Mai 1992 wurde darin das Stadtmuseum Euskirchen - mit der Ausstellung "Tafel, Griffel, Rutenstock" - eröffnet. Im Juni folgte die Gründung des Vereins zur Förderung des Stadtmuseums. Bis Ende 2010 fanden hier verschiedenste Wechselausstellungen statt. Seit Januar 2012 ist im Dicken Turm/Haus Bibo das Standesamt untergebracht. 

Kunstobjekte vor dem Dicken Turm:

Die Freiraumplastik aus Holz befinden sich auf dem Platz vor dem Stadtmuseum. Sie besteht aus drei Figuren, die jeweils aus einem Baumstamm herausgearbeitet sind. Die Figuren stehen, auf Fundamenten verankert, - im Dreieck angeordnet - im Zwickel vor Dickem Turm und Haus Bibo auf einer Fläche von etwa zehn Quadratmetern.

Freiraumplastik "Die Geschichtenerzählerin" vor dem Stadtmuseum

Motiv:
"Die Geschichtenerzählerin" besteht aus drei blockhaften, aber auch raumoffenen Skulpturen, die so angeordnet sind, dass sie in der Mitte einen Freiraum bilden. Der zentralen Figur der Geschichtenerzählerin sind die Figuren "Aktiver Zuhörer" und "Passiver Zuhörer" zugeordnet.

Technik:
Holz, Stammholz eines vierhundert Jahre alten Baumes, ist mit Säge, Beil u.a. Werkzeug bearbeitet, danach mit Ölfarbe gefasst worden.

Maße:

Geschichtenerzählerin: Höhe: 340 cm, Durchmesser: 90 cm

Aktiver Zuhörer: 283 cm, 33 cm

Passiver Zuhörer: 255 cm, 44 cm

Entstehung: 1995 / 96

Entwurf: Ralph Kleiner, Euskirchen

Geschichte der Plastik:
Die Stadt Euskirchen vergab jährlich einen Kunstförderpreis mit 10.000 DM dotiert. Dafür übereignete der Künstler der Stadt Euskirchen jeweils ein Werk aus seinem Schaffen. Die Stadt Euskirchen entschied sich 1994 für das Kunstobjekt "Geschichtenerzählerin" von Ralph Kleiner, der seine Plastik im Jahre 1995 vor dem Stadtmuseum installierte.

Beschreibung der Plastik:
Die abtragend (subtraktiv) hergestellten blockhaften Skulpturen, wie Stelen wirkend, stehen bodengleich, so dass der Betrachter in gleicher Ebene einbezogen ist. Die Geschichtenerzählerin, die zentrale Figur des Objektes, hat eine sonnenartige Form und ist dadurch betont als Mittelpunkt herausgestellt, wie das "zentrale Gestirn". Sie liest aus einem Buch, auf dem sich ein altes germanisches Baumzeichen befindet, das Schutz für das Leben des Baumes bedeuten soll. Da die Erzählerin im Gegensatz zu den Zuhörern sowohl kalte blaue als auch warme gelbe und rote Farben "trägt", kann man auf Toleranz ihrerseits schließen, vielleicht auch ganz einfach auf Offenheit. Der aktive Zuhörer hat warme Farben erhalten, er trägt auf dem Kopf eine Schale, die Aufnahmebereit schaft und Wissensdurst symbolisiert. Dagegen hat der passive Zuhörer nur kalte Farben an sich, mit Ausnahme der roten abwehrenden Hörner: Das Zurückweisende wird durch die abgewandte Körperhaltung der Erzählerin verstärkt. Damit ist eine fortwährende Dynamik der Figurengruppe aufgezeigt.

Idee des Künstlers:

Ralph Kleiner äußert zu seinem "Stelen-Ensemble", das er "Geschichtenerzählerin" genannt hat:

"Die Skulpturengruppe Die Geschichtenerzählerin" habe ich speziell für diesen Standort entworfen und hergestellt. - Wenn jemand auf etwas stößt, das er bzw. sie noch nicht zuvor gesehen oder gehört hat, so gibt es mehrere Möglichkeiten, dieses aufzunehmen: passiv, aktiv, ablehnend, verzehrend, interessiert, Ignorant, neugierig, dogmatisch, theoretisch, emotional... So gehen wir mit Kulturen, mit Geschichten und - wie hier - mit der Kunst um. Die Skulpturen sollen den Betrachter einbeziehen, sobald dieser in ihren Raum kommt. Der Betrachter kann sich dann zwischen den beiden äußeren Polen - Zuhören - Ablehnen - bewegen bzw. sich orientieren. Findet man seine Position, so wird man selbst Teil dieser Geschichte.

Zum Künstler:

Ralph Kleiner, Maler und Bildhauer, lebt und arbeitet in Euskirchen
1963 in Freiburg geboren
1986 - 88 Studium an der Freien Akademie für Bildende Künste in Freiburg
1988 - 94 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf (bei Prof. Buthe)
1994 Meisterschüler von Prof. Michael Buthe
1994 Kunstpreis der Stadt Euskirchen
1998 Kulturpreis des Kreises Euskirchen

In etlichen Ausstellungen hat Ralph Kleiner seine Arbeiten gezeigt,  besonders in der Bonn-Euskirchener Region.

Seit 1994 ist Kleiner hauptsächlicher Initiator und auch Organisator der Ausstellung "Auf goldenem Grund" (Ort: Stoppelfeld nahe bei Euskirchen)

Entnommen aus: KUNST / DENKMAL IN EUSKIRCHEN, HERAUSGEBER: EMIL-FISCHER-GYMNASIUM EUSKIRCHEN, Irma Harder u. Nina Witschonke,  12Jg. Februar 2001

Fotos: Gregor Jonas