Weidesheim
Nur wenige Orte des Euskirchener Stadtbereichs besitzen eine so bequeme Eisenbahnverbindung wie Weidesheim, liegt doch der Bahnhof Kuchenheim "vor der Tür" und teilweise näher an Weidesheim als an Kuchenheim. Die Gemeindegrenzen waren bis zur Vereinigung mit Euskirchen am 1. Juli 1969 derart verzahnt, dass beispielsweise eine Wohnstraße zwischen der Molkerei und der Bahnlinie noch zu Weidesheim gehörte - was nur wenige Kuchenheimer wußten.
Früher war Weidesheim - Weeßem sagt man hier - gegen unliebsame Besucher ringsum abgeschirmt. An der Stelle des Pappelwäldchens war ein nicht zu durchquerender Sumpf, in dem schon feindliche Reiter bis zur Helmspitze versunken sein sollen. An den anderen Seiten war das Dorf durch Wall und Graben gesichert und nur durch einen Zugang zu erreichen; ein Straßenname hält die Erinnerung daran wach. Wahrscheinlich zwang die Nähe der zwischen Weidesheim und Dom-Esch vorüberführenden Heerstraße von Sinzig nach Aachen ("Krönungsstraße"), auf der ständig allerlei Kriegsvolk vorbeizog, zu dieser Schutzmaßnahme.
Weidesheim - der Name bedeutet "Heim des Widin", älteste Form 1316: Wedensheim - lebte bis vor wenigen Jahrzehnten fast ausschließlich von seiner Landwirtschaft. Heute sind auswärtige Arbeitsplätze leicht zu erreichen. Nach dem Weistum (Ortsstatut) aus dem 15. Jahrhundert durfte in Weidesheim sogar jeder Einwohner "backen, zappen, brauen und seinen feilen Kauf treiben", er durfte also selbstgebrautes Bier ausschenken und beliebige Waren verkaufen - recht weitgehende Freiheiten also. Noch 1774 wurde dieses Weistum beglaubigt. Von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis 1802 gehörte Weidesheim zum Amt Brühl des Erzstifts Köln, es besaß ein eigenes Gericht und seine Pfarrei, die schon 1316 im Liber valoris aufgeführt wird. In der Napoleonischen Zeit, 1806, wurde die Pfarre aufgehoben und mit Kuchenheim vereinigt. Nach lebhaften Auseinandersetzungen, an denen das ganze Dorf Anteil nahm, gelang es 1848, in Weidesheim wieder eine selbständige Pfarrei einzurichten.
1878 war die alte, aus dem Mittelalter stammende Kirche so baufällig, dass sie abgerissen werden mußte und einem Neubau im gotischen Stil nach den Plänen des Dombaumeisters Vinzenz Statz Platz machte. Die Mittel dazu hatte die 1855 verstorbene Frau Anna Elisabeth Stockem geb. Vendel durch eine Stiftung von 8000 Thalern zur Verfügung gestellt. Als die Summe 1874 durch Verzinsung 50000 Mark erreicht hatte, begann man mit dem Bau. Zwei Altäre und einige Reliquiare wurden von der alten in die neue Kirche übertragen. In einem langgestreckten Bau auf dem Kirchengrundstück fanden die Wohnungen des Pfarrers, des Lehrers und des Küsters sowie ein Schulraum unter einem Dach Platz.
Durch seine Lage abseits des Dorfes fällt der Kreitzhof aus der Reihe der übrigen Gehöfte. 2500 Gulden war der Preis bei dem Verkauf des Hofes im Jahre 1691, ein Zeichen für den beträchtlichen damaligen Wert des Gutes. Eigentümer waren hintereinander die Familien von Orsbeck, Drösle von Vischering, Lülsdorf und Bourscheid, 1811 Verkenius und um 1900 Kaul und Wirtz. An der Straße nach Kleinbüllesheim entstand um 1960 eine mustergültige Siedlung im Grünen. Ein Straßenzug, der Dadenberg-Ring, weist auf die nahe Kleeburg hin, auf deren Gelände die Siedlung errichtet worden ist. richtet worden ist. Von ca. 1450 bis 1666 war die Familie von Dadenberg Eigentümerin dieser Burg; sie stammte von der Burg Dadenberg (Dattenberg) bei Linz am Rhein, später eine bekannte Gaststätte.-Weitere Besitzer der Kleeburg waren die Herren von Gymnich (bis 1816), Spies von Büllesheim und Conen. Die Kleeburg ist wohlerhalten und ein besonders typisches Beispiel für die Vielfalt des rheinischen Burgenbaues.