
Familie Max Brzezinski
Max Brzezinski wurde am 5. Mai 1901 in Zyrardow in Polen geboren. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurden aufgrund des freiwilligen und wehrpflichtigen Kriegseinsatzes von 3 Millionen Deutschen, die in der Landwirtschaft tätig waren, Arbeitskräfte für die Lebensmittelversorgung benötigt. Deswegen wurden in den östlichen besetzten Gebieten Arbeiter angeworben und zum Teil auch Zwangsdeportationen durchgeführt. Im Kriegsjahr 1915 wurde Max Brzezinski als 14-Jähriger in seinem Heimatland von Angehörigen der deutschen Militär-Verwaltung aufgegriffen und zum Arbeiten nach Deutschland deportiert. Eine Rückkehr wurde allen polnischen Arbeitskräften verboten, um den Zusammenbruch der Wirtschaft zu verhindern. Da er nicht mehr in seine Heimat zurückkehren konnte, baute er sich mit seiner Frau Maria geb. Besser im Deutschen Reich eine neue Heimat auf.
Im August 1920 zog das Ehepaar Brzezinski von Langerwehe nach Euskirchen und eröffnete im Juni 1927 die Lederwarenhandlung Wertheim & Brzezinski in der Wilhelmstraße 33.
Im August 1933 wurde die Tochter des Ehepaares Brzezinski geboren. Ihr Name war Ruth.
Trotz der Terrorisierungen und Einschränkungen blieben viele auch nach der Machtergreifung im Stadtgebiet wohnhaft. Als im September 1935 die Nürnberger Gesetze erlassen wurden, durch die Juden alle politischen Grundrechte verloren, entschlossen sich jedoch viele Familien zu einer Flucht ins Ausland. Die Familie Brzezinski blieb vorerst in Euskirchen, denn kurz zuvor war Sohn Isel geboren worden. Man hoffte auf ein Zertifikat der britischen Mandatsregierung Palästinas, um dorthin ausreisen zu können. Diese Zertifikate wurden im Rahmen einer Quotenregelung vergeben, die sich am Vermögen oder der beruflichen Eignung der Bewerber orientierte. Um ein sogenanntes Kapitalistenzertifikat zu bekommen, musste ein Mindestkapital von 1.000 Pfund aufgebracht werden. Max Brzezinski verkaufte dafür sein Geschäft und das Wohnhaus in der Wilhelmstraße. Es wurde im Oktober 1938 arisiert. Kurz vor Beginn der sogenannten „Polenaktion“, in der alle polnischen Juden zur polnischen Grenze deportiert werden sollten, erhielt die Familie die Ausreisepapiere und emigrierte am 23.09.1938 nach Haifa (Palästina).
Bis Ende 1938 wanderten über 200.000 Juden aus West- und Mitteleuropa nach Palästina ein. Ihr vergleichsweise hoher Bildungsgrad, ihre beruflichen Qualifikationen und Erfahrungen förderten die Wirtschaft sowie den Aufbau des Gesundheits-, Bildungs- und Verwaltungswesens.
Vielen Juden aus Deutschland, in Palästina als „Jeckes“ bezeichnet, fiel die Anpassung an den mediterranen Lebensstil und das heiße Klima nicht leicht. Durch ihre steifen Umgangsformen, ihren bürgerlichen Kleidungsstil, ihre übertriebene Höflichkeit und ihr Festhalten an der deutschen Sprache fielen sie auf. Für viele war die Übersiedlung mit einem Statusverlust verbunden.
Max Brzezinski und seiner Familie gelang mit der Ausreise nach Haifa die Flucht vor dem Holocaust. Dort bauten sie sich ein neues Leben auf.
1961 verlor Max Brzezinski bei einem Verkehrsunfall sein Leben. Seine Frau Maria verstarb 2004 im stolzen Alter von 100 Jahren.
Tochter Ruth lebt in Israel, Sohn Isel in den USA.