Familie Edmund und Martha Billig

Edmund Billig kam am 31. August 1884 als ältester Sohn der Eheleute Joseph Billig und Helena Billig geb. Kaufmann zur Welt. Edmunds Vater Joseph stammte gebürtig aus Flamersheim, die Familie seiner Mutter stammte aus Beuel. Gemeinsam mit den Eltern und den Brüdern Ernst, Otto und Jacob sowie seiner kleinen Schwester Julie lebte Edmund Billig in Euskirchen in der Annaturmstraße 22, wo Vater Joseph einen Pferdehandel betrieb.

Martha Hakesberg wurde am 21. September 1884 in Borgholz im Kreis Höxter geboren. Ihre Eltern waren Aron und Josephine Hakesberg. Sie lebten in Borgholz inmitten einer kleinen jüdischen Gemeinde.

Nach der Heirat lebte das Ehepaar in Euskirchen in der Annaturmstraße 22. Dort hatte Edmund Billig nach dem Tod des Vaters im Jahr 1904 dessen Pferdehandel gemeinsam mit seinem Bruder Jacob übernommen.

Nach der Machtergreifung waren jüdische Familien zunehmend die Anfeindungen ausgesetzt. Trotz dieser Terrorisierungen und Einschränkungen blieben viele in Euskirchen wohnhaft. Als im September 1935 die Nürnberger Gesetze erlassen wurden, durch die Juden alle politischen Grundrechte verloren, entschlossen sich jedoch viele Familien zu einer Flucht ins Ausland. Die Familie Billig blieb in Euskirchen.

Als Edmund Billig im Oktober 1938 die Konzession für den Gewerbehandel entzogen wurde und somit gezwungen war den Pferdehandel abzumelden, verlor die Familie gänzlich die Lebensgrundlage.

Nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938, bei der die Euskirchener Synagoge, dessen Vorsteher Edmund Billig bis zu diesem Zeitpunkt war, vollständig niederbrannte, wurden im gesamten Reich 30.000 männliche Juden grundlos verhaftet und in eines der drei damals bereits existierenden Konzentrationslager verschleppt. Unter ihnen war auch Edmund Billig, der am 15.11.1938 im Konzentrationslager Dachau inhaftiert wurde.
Die Lager-SS tobte sich an den neuzugegangenen Häftlingen mit besonderer Grausamkeit aus. Hunderte dieser sog. Aktionsjuden wurden ermordet oder starben an den Spätfolgen der erlittenen Haft. Die Mehrzahl der überlebenden Inhaftierten wurde ab Dezember 1938 nach und nach wieder entlassen, sofern sie sich schriftlich verpflichteten, schnellstmöglich aus Deutschland zu emigrieren und ihren Besitz dem Staat zu überlassen. Infolgedessen waren Edmund und Martha Billig gezwungen das Haus in der Annaturmstraße zu veräußern. Bis 1942 waren mehrere Zwangsumzüge die Folge.

Edmund und Martha Billig wurden am 20.07.1942 ins Ghetto Minsk deportiert. Dort mussten viele Jüdinnen und Juden unter schwersten Bedingungen Zwangsarbeit verrichten. Kurz nach der Ankunft wurde das Ehepaar Billig im wenige Kilometer entfernten Vernichtungslager Maly Trostenec ermordet.

Familie Jacob und Rosa Billig

Jakob Billig kam am 20. Dezember 1887 in Euskirchen als zweitältester Sohn der Eheleute Joseph Billig und Helena Billig geb. Kaufmann zur Welt. 

Rosa Mendel wurde am 11.03.1900 in Linnich geboren. Ihre Eltern, Emanuel und Clementine Mendel, betrieben in Linnich eine Metzgerei.

1920 heirateten Rosa und Jakob in Linnich. Nach der Heirat lebte das Ehepaar in Euskirchen in der Annaturmstraße 22. Dort hatte Jakob Billig nach dem Tod des Vaters im Jahr 1904 den Pferdehandel seines Vaters gemeinsam mit seinem Bruder Edmund übernommen.

Jakob Billig starb am 30. November 1936 im jungen Alter von 48 Jahren an Tuberkulose, an der er während seines Einsatzes für sein Vaterland im Ersten Weltkrieg in den Jahren 1916 bis 1918 erkrankt war.

Nach dem Tod ihres Mannes lebte Rosa Billig weiterhin gemeinsam mit ihrem Schwager Edmund und seiner Frau Martha in der Annaturmstraße. Als Edmund Billig im Oktober 1938 die Konzession für den Gewerbehandel entzogen wurde und somit gezwungen war den Pferdehandel abzumelden, verlor die Familie gänzlich die Lebensgrundlage.

Im August 1939 heiratete Rosa Billig den aus Amsterdam stammenden Kaufmann Hartog Blog. Sie zog zu ihrem Mann und den beiden Kindern aus erster Ehe nach Amsterdam, wo die Familie ein Haus in der Hunzestraat 119 I bewohnte. Am 10. September 1942 wurde Rosa Blog verhaftet und im Sammellager Westerbork interniert. Acht Tage später wurden sie und ihr Mann ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort kurz nach der Ankunft am 21.09.1942 ermordet.