
Jeanette Heumann
Jeanette Mayer kam am 22. Oktober 1842 in Gürzenich bei Düren als Tochter des Ehepaares Abraham Mayer und Petronella Mayer geb. Fromm zur Welt. Ihr Vater Abraham arbeitete dort als Metzger, ihre Mutter war Kleinhändlerin. Gemeinsam mit ihren neun Geschwistern besuchte sie die Schule in Gürzenich und war wie in vielen kleinen Orten fester Bestandteil der Dorfgemeinschaft.
Im Jahr 1867 heiratete Jeanette Mayer den aus Friesheim stammenden Handelsmann Samuel Heumann. Mit ihm bekam sie neun Kinder, von denen zwei in Euskirchen lebten: David, geboren 1874 in Friesheim, und Röschen, geboren 1874 in Friesheim.
Nach dem Tod ihres Mannes zog Jeanette Heumann zu ihrem Sohn David und seiner Familie nach Euskirchen in die Kölner Straße 93. Das große Haus war mittlerweile zu einem Mehrgenerationenhaus geworden, in dem auch Enkelin Martha Heumann und Enkel Siegfried Heumann mit seiner Frau Henriette lebte. Kurz vor ihrem Tod wurde Urenkel Rolf Heumann geboren – sicherlich eine große Freude für das Familienoberhaupt Jeanette Heumann.
Am 8. Februar 1933 verstarb Jeanette Heumann im hohen Alter in Euskirchen.
Jeanettes Tochter Röschen lebte mittlerweile in Werl und wurde von dort aus mit ihrem Mann und den gemeinsamen Kindern Käthe und Herbert 1941 ins Ghetto Łodz deportiert, wo in den Jahren 1940 bis 1944 zahlreiche Fabriken entstanden, die mit jüdischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern produzierten. Von Januar bis September 1942 wurden in mehreren Deportationswellen über 70.000 Menschen im ungefähr 60 Kilometer westlich von Łodz gelegenen Vernichtungslager Chelmo ermordet. Unter ihnen war auch Jeanette Heumanns Tochter Röschen.
David und Clara Heumann
David Heumann kam am 13. Januar 1874 in Friesheim zur Welt. Er verließ Friesheim und lebte ab 1903 in Euskirchen in der Kölner Straße 93, wo er seinem Beruf als Anstreicher nachging. Im Jahr 1903 heiratete er die aus Kirchheim stammende Näherin Clara Jülich. Mit ihr zog er drei Kinder groß: Siegfried, der später das Handwerk seines Vaters erlernte, sowie die Töchter Sibilla und Martha.
Trotz der Terrorisierungen und Einschränkungen blieben viele jüdische Familie auch nach der Machtergreifung in Euskirchen wohnhaft. Im Juli 1935 jedoch suchte David Heumann mit seiner Familie - wie viele andere auch – Zuflucht und Anonymität in der Großstadt und zog nach Bonn. Nachdem im September 1935 die Nürnberger Gesetze erlassen worden waren, durch die Juden alle politischen Grundrechte verloren, entschloss sich die Familie Heumann zur Flucht ins Ausland.
Im Dezember 1937 gelang David und seiner Frau Clara die Flucht nach Südafrika zu Sohn Siegfried, der bereits 1936 mit seiner Familie geflohen war.
Ihre Tochter Sibilla war mittlerweile mit dem Metzger Hugo Mainzer verheiratet. Zusammen mit den gemeinsamen Söhnen Kurt und Gerd wurde das Ehepaar Mainzer am 20.07.1942 ins Ghetto Minsk deportiert. Dort mussten viele Jüdinnen und Juden unter schwersten Bedingungen Zwangsarbeit verrichten. Im Juli 1942 ermordete man die gesamte Familie im wenige Kilometer entfernten Vernichtungslager Maly Trostenec. Am 16.12.2006 wurden in der Kommerner Straße vor dem Haus Nr. 11 Stolpersteine für die Familie Mainzer verlegt.
David und Clara Heumann fanden nach der Flucht mit Sohn Siegfried und seiner Familie in Südafrika eine neue Heimat. Am 27. Juli 1948 starb seine Frau Clara in Südafrika im Alter von 76 Jahren. Auf dem Weg nach New York zu seiner Tochter Martha verunglückte David Heumann am 20. Oktober 1948 auf dem Weg von Johannesburg nach New York bei einem Flugzeugabsturz in Schottland.
Familie Siegfried und Henny Heumann
Siegfried Heumann kam am 27. April 1903 in Euskirchen als Sohn des Ehepaares David Heumann und Clara Heumann geb. Jülich zur Welt. Siegfrieds Vater arbeitete als Anstreicher, ein Beruf, den auch Siegfried später erlernte.
Im Jahr 1930 heiratete Siegfried Heumann die aus Flamersheim stammende Henny Oster. 1933 wurde der gemeinsame Sohn Rolf geboren.
Trotz der Terrorisierungen und Einschränkungen blieben viele jüdische Familien auch nach der Machtergreifung in Euskirchen wohnhaft. Im April 1935 jedoch suchten Siegfried und Henny Heumann mit ihrem Sohn - wie viele andere auch - Zuflucht und Anonymität in der Großstadt und zogen nach Bonn. Nachdem im September 1935 die Nürnberger Gesetze erlassen worden waren, durch die Juden alle politischen Grundrechte verloren, entschloss sich die Familie Heumann zur Flucht ins Ausland.
1936 gelang dem Ehepaar Heumann mit Sohn Rolf die Flucht. Insgesamt flüchteten 5.500 jüdische Bürgerinnen und Bürger des Deutschen Reichs nach Südafrika, wo ab 1936 ein Vorzeigegeld von 100 britischen Pfund von den Behörden für die Einreise vorausgesetzt wurde. Ab 1937 galten verschärfte Bestimmungen und die Nachwanderung von Familienmitgliedern war nur bei einer Bürgschaft durch einen bereits aufgenommen Einwanderer möglich. So ermöglichte Siegfried Heumann im Dezember 1937 seinen Eltern David und Clara Heumann ebenfalls die Flucht von Euskirchen nach Südafrika.
Siegfrieds Frau Henny starb kurz nach der Flucht an rheumatischem Fieber. Er heiratete in zweiter Ehe Flora Kahn, mit der er eine gemeinsame Tochter namens Evelyn hatte. Siegfried Heumann starb 1960 in Südafrika.
Martha Heumann
Martha Heumann kam am 11. August 1913 in Euskirchen als Tochter des Ehepaares David Heumann und Clara Heumann geb. Jülich zur Welt. Marthas Vater arbeitete als Anstreicher. Gemeinsam mit ihren Eltern, ihrer Schwester Sibilla und ihrem Bruder Siegfried lebte Martha Heumann in der Kölner Straße 93.
Martha Heumanns frühe Kindheit war geprägt durch die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges. Das Krisenjahr 1923 und die Weltwirtschaftskrise verstärkten in den 1920er Jahren den schwelenden Antisemitismus der Bevölkerung weiter. Die NS-Bewegung griff diese Atmosphäre auf und rückte den Antisemitismus ins Zentrum ihrer Politik. Ab 1933 erlebte Martha Heumann als junge Erwachsene alltägliche Repressalien.
Trotz der Terrorisierungen und Einschränkungen blieben viele jüdische Familien auch nach der Machtergreifung in Euskirchen wohnhaft. Im April 1935 jedoch suchte Martha Heumann mit ihrer Familie - wie viele andere auch - Zuflucht und Anonymität in der Großstadt und zog nach Bonn. Dort lernte Martha ihren späteren Ehemann kennen. 1936 heiratete sie den aus Mechernich stammenden Julius Müller.
Martha Müller und ihr Mann Julius flohen 1938 in die USA. Dort lebten sie in Forrest Hills, wo Martha Müller eine Pension betrieb. 1964 starb ihr Mann Julius in Flushing/USA nach kurzer Krankheit im Alter von 53 Jahren. Einige Jahre später heiratete sie Adolf Zimmermann, der bis zu ihrem Tod am 25.01.1985 an ihrer Seite blieb.