
Sophie und Isidor Oster
Isidor Oster wurde am 1868 in Schweinheim geboren, wo seine Familie seit vielen Jahrzehnten lebte. Später siedelte die gesamte Familie nach Flamersheim um.
Sophie Abraham wurde 1873 in Bruttig an der Mosel geboren. Dort wuchs Sophie mit ihren beiden Schwestern und ihrem Bruder in einer kleinen jüdischen Gemeinde auf. Sophies jüngere Schwester war mit dem Viehhändler Gustav Oster verheiratet und lebte in Flamersheim. So lernte Sophie ihren späteren Ehemann Isidor kennen, mit dem sie in Flamersheim zwei Kinder großzog.
Nach der Ernennung Hitler zum Reichskanzler im Jahr 1933 wurden bis 1945 viele Millionen Menschen wegen ihres jüdischen Glaubens verfolgt. Sie wurden entrechtet, terrorisiert und angefeindet.
Am 1. April 1933 rief die neue nationalsozialistische Regierung zu einem Boykott aller jüdischen Geschäfte auf. Auch in Euskirchen formierte sich die SA zu einem Fackelzug und verklebte Schaufenster jüdischer Geschäfte und behinderte die Kunden an deren Betreten. Wer noch in jüdischen Geschäften Besorgungen erledigte, wurde solange angefeindet, bis niemand mehr dort einkaufte.
Als im September 1935 die Nürnberger Gesetze erlassen wurden, durch die Juden alle politischen Grundrechte verloren, entschlossen sich jedoch viele Familien zu einer Flucht ins Ausland. Die Familie Oster blieb in Flamersheim. Hier war schließlich seit vielen Generationen ihr zu Hause.
1938 wurden alle jüdischen Gewerbebetriebe registriert und gekennzeichnet. Kurz darauf wurde Isidor Oster die Gewerbeerlaubnis entzogen und er erhielt ein Gewerbeverbot. Die Familie verlor gänzlich die Lebensgrundlage.
Im Dezember 1938 trat die Verordnung über den Zwangsverkauf jüdischen Besitzes in Kraft, die auch eine Aufhebung des Mieterschutzes für jüdische Mieter zur Folge hatte. Ab diesem Zeitpunkt durften jüdische Familien ihre Wohnungen und Häuser nicht mehr betreten. Sie mussten nun mit anderen jüdischen Familien in sog. Judenhäusern auf engstem Raum zusammenleben. Sophie und Isidor Oster wurden mit anderen jüdischen Familien aus Flamersheim und Kirchheim in ein Judenhaus in Sinzenich umgesiedelt. Die dort lebenden Familien waren gezwungen auf engstem Raum miteinander zu wohnen.
Im Juni 1942 wurden Isidor und Sophie Oster für vier Tage von der Gestapo Bonn in sog. Schutzhaft genommen. Die „Schutzhaft“ war eines der schlagkräftigsten Instrumente des NS-Regimes zur Bekämpfung seiner Gegner. Mit Hilfe der Schutzhaft, deren formaljuristische Grundlage die Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 bildete, schuf sich die Geheime Staatspolizei (Gestapo) einen von jeder rechtsstaatlichen Bindung gelösten Raum staatlicher Willkür. Erste Opfer der Schutzhaft waren vor allem Funktionäre der Arbeiterbewegung sowie Juden, die in den Konzentrationslagern festgesetzt wurden. Ende Juli 1933 befanden sich in ganz Deutschland mehr als 26.000 Menschen in Schutzhaft. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs sollten Schutzhäftlinge für die Dauer des Kriegs prinzipiell nicht mehr entlassen werden.
Unmittelbar danach wurde das Ehepaar Oster am 15.06.1942 ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Von den zehntausenden hauptsächlich älteren Bewohnern des Ghettos überlebten nur wenige den Holocaust. Sie wurden rücksichtslos ausgebeutet und die katastrophalen Lebensbedingungen führten zu einer hohen Sterblichkeitsrate, während es der Nazi-Propaganda bis zuletzt gelang, Theresienstadt als lebenswerte jüdische Stadt darzustellen. Insgesamt durchliefen etwa 140.000 Menschen das Ghetto, aus dem bei Kriegsende lediglich 19.000 Menschen befreit wurden.
1942 begannen Transporte in die östlichen deutschen Besatzungsgebiete. Die Menschen wurden dort in andere Ghettos eingewiesen, erschossen oder direkt in Vernichtungslager deportiert. Sophie und Isidor Oster wurden am 19.09.1942 ins Vernichtungslager Treblinka gebracht und dort ermordet.
2002 wurden für das Ehepaar Oster vor ihrem letzten freiwillig gewählten Wohnsitz in der Mönchstraße 41 zwei Stolpersteine verlegt. Die Inschrift der Steine entspricht dem damaligen Forschungsstand. Durch zahlreiche und intensive Recherchen ist es in den letzten Jahren gelungen das Schicksal der beiden detailliert zu rekonstruieren. Die o. g. biographischen Daten entsprechen dem Forschungsstand von 2024 und sind durch die Originaldokumente vieler Archive belegt.