Dinah und Wolfgang Weiss

Wolfgang Weiss wurde 1864 in Kirchheim geboren. Er lebte und arbeitete als Kaufmann in Flamersheim. Dort engagierte er sich auch als Synagogenvorsteher.

Dinah Aron stammte aus Puderbach bei Neuwied. Dort lebte sie mit ihren vier Geschwistern in der Hauptstraße gegenüber dem Bürgermeisteramt. Nach ihrer Hochzeit mit Wolfgang Weiss lebte Dinah mit ihrem Mann und den vier gemeinsamen Kindern in Flamersheim, wo Wolfgang einen Viehhandel betrieb.

Das Krisenjahr 1923 und die Weltwirtschaftskrise verstärkten in der 1920er Jahren den schwelenden Antisemitismus der Bevölkerung weiter. Die NS-Bewegung griff diese Atmosphäre auf und rückte den Antisemitismus ins Zentrum ihrer Politik. Ab 1933 erlebten jüdische Familien alltägliche Anfeindungen. 

Am 1. April 1933 rief die neue nationalsozialistische Regierung zu einem Boykott aller jüdischen Geschäfte auf. Auch in Euskirchen formierte sich die SA zu einem Fackelzug und verklebte Schaufenster jüdischer Geschäfte und behinderte die Kunden an deren Betreten. Wer noch in jüdischen Geschäften Besorgungen erledigte, wurde solange angefeindet, bis niemand mehr dort einkaufte.

Als Wolfgang Weiss 1937 die Konzession für den Viehhandel entzogen wurde, verlor die Familie gänzlich die Lebensgrundlage.

Am 09.11.1938 wurden während der sog. Reichskristallnacht jüdische Geschäfte und Synagogen geplündert und in Brand gesteckt. Der Polizei und Feuerwehr wurde verboten einzugreifen. In Flamersheim und dem gesamten Kreisgebiet brannten alle Synagogen bis auf die Grundmauern ab.

Im Dezember 1938 trat die Verordnung über den Zwangsverkauf jüdischen Besitzes in Kraft, die auch eine Aufhebung des Mieterschutzes für jüdische Mieter zur Folge hatte. Ab diesem Zeitpunkt durften jüdische Familien ihre Wohnungen und Häuser nicht mehr betreten. Sie mussten nun mit anderen jüdischen Familien in sog. Judenhäusern auf engstem Raum zusammenleben. Das Ehepaar Weiss wurde mit anderen jüdischen Familien aus Flamersheim und Kirchheim in ein Judenhaus in Sinzenich umgesiedelt. Die dort lebenden Familien waren gezwungen auf engstem Raum miteinander zu wohnen.

Ab September 1941 wurden alle Juden ab einem Alter von sechs Jahren gezwungen, einen sog. Judenstern zu tragen. Dabei handelte es sich um einen sechszackigen gelben Stern aus Stoff, auf dem das Wort Jude stand. Dieser musste deutlich sichtbar für jeden an der Kleidung getragen werden. Bei Missachtung folgten hohe Strafen, die nicht selten gewaltsam endeten.

Am 15. Juni 1942 wurden Dinah und Wolfgang Weiss über Köln ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Von den zehntausenden hauptsächlich älteren Bewohnern des Ghettos überlebten nur wenige den Holocaust. Sie wurden rücksichtslos ausgebeutet und die katastrophalen Lebensbedingungen führten zu einer hohen Sterblichkeitsrate, während es der Nazi-Propaganda bis zuletzt gelang, Theresienstadt als lebenswerte jüdische Stadt darzustellen. Insgesamt durchliefen etwa 140.000 Menschen das Ghetto, aus dem bei Kriegsende lediglich 19.000 Menschen befreit wurden.

Am 19.04.1943 starb Wolfgang Weiss völlig entkräftet und schwer krank in Theresienstadt. Ein Jahr später, im Mai 1944 wurde Dinah Weiss ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz verlegt.

Auschwitz war das größte und mit dem höchsten technischen Aufwand betriebene nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager. Dort sind den Gaskammern, Giftinjektionen und Erschießungen sowie schwerster Arbeit, Krankheit und Verhungern insgesamt mehr Menschen zum Opfer gefallen als in jedem anderen Vernichtungslager. Auschwitz-Birkenau wurde ab Sommer 1942 zum zentralen Deportationsziel nahezu aller europäischen Juden im deutschen Herrschaftsbereich. Insgesamt wurden ca. 1,3 Millionen Menschen dorthin deportiert.

Dinah Weiss wurde kurz nach ihrer Ankunft in Auschwitz ermordet.