
Leopold Herz
Leopold Herz wurde am 11.09.1847 in Schweinheim geboren. Seine Eltern, Meyer und Bertha Herz stammten ebenfalls aus Schweinheim. Dort verdiente Leopolds Vater den Lebensunterhalt für die Familie als Handelsmann.
Leopold Herz heiratete später die aus Dernau stammende Mina Heymann, mit der er in Flamersheim wohnte und eine Familie gründete. 1927 starb Mina Herz im Alter von 79 Jahren.
1933, als Leopold Herz 87 Jahre alt ist, wird Hitler nach dem Tod von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Führer und Reichskanzler. So wie er werden bis 1945 viele Millionen Menschen wegen ihres jüdischen Glaubens verfolgt. Sie wurden entrechtet, terrorisiert und angefeindet.
Nach der Reichspogromnacht am 09.11.1938, bei der auch die Flamersheimer Synagoge zerstört wurde, suchte Leopold Herz - wie viele andere auch - Zuflucht und Anonymität in der Großstadt und zog nach Köln. Er starb krank und entrechtet 1941 in Köln Ehrenfeld.
Familie Irma und Dr. Moritz Herz
Dr. Moritz Herz wurde am 31.01.1882 in Flamersheim als ältester Sohn von Leopold und Mina Herz geboren. Er besuchte das Gymnasium in Euskirchen und erhielt im Jahr 1900 sein Reifezeugnis. Er studierte von 1901 bis 1905 Tiermedizin in Hannover und arbeitete nach seiner Approbation als praktischer Tierarzt in Flamersheim.
Moritz heiratete später die aus Aub stammende Irma Mannheimer, mit der er die 1918 und 1920 geborenen Töchter Gerda und Ruth großzog.
Nach der Ernennung Hitler zum Reichskanzler wurden bis 1945 viele Millionen Menschen wegen ihres jüdischen Glaubens verfolgt. Sie wurden entrechtet, terrorisiert und angefeindet. 1935 beschuldigte man Moritz Herz beruflicher Ungeregelmäßigkeiten. Als im September 1935 die Nürnberger Gesetze erlassen wurden, durch die Juden alle politischen Grundrechte verloren, entschlossen sich viele Familien zu einer Flucht ins Ausland. Moritz Herz und seine Familie blieben in Flamersheim. Hier war schließlich seit vielen Generationen ihr zu Hause.
Am 09.11.1938 wurden während der sog. Reichskristallnacht jüdische Geschäfte und Synagogen geplündert und in Brand gesteckt. Der Polizei und Feuerwehr wurde verboten einzugreifen. In Flamersheim und dem gesamten Kreisgebiet brannten alle Synagogen bis auf die Grundmauern ab. So wurde auch die Flamersheimer Synagoge an diesem Tag zerstört. Das Haus von Moritz Herz und anderen jüdischen Familien wurde geplündert, Inventar zerstört und Geld gestohlen.
Im Dezember 1938 trat die Verordnung über den Zwangsverkauf jüdischen Besitzes in Kraft, die auch eine Aufhebung des Mieterschutzes für jüdische Mieter zur Folge hatte. Ab diesem Zeitpunkt durften jüdische Familien ihre Wohnungen und Häuser nicht mehr betreten. Sie mussten nun mit anderen jüdischen Familien in sog. Judenhäusern auf engstem Raum zusammenleben. Am 06.06.1941 wurde Familie Herz mit anderen jüdischen Familien aus Flamersheim und Kirchheim in ein Judenhaus in Sinzenich umgesiedelt. Die dort lebenden Familien waren gezwungen auf engstem Raum miteinander zu wohnen.
Ab September 1941 wurden alle Juden ab einem Alter von sechs Jahren gezwungen, einen sog. Judenstern zu tragen. Dabei handelte es sich um einen sechszackigen gelben Stern aus Stoff, auf dem das Wort Jude stand. Dieser musste deutlich sichtbar für jeden an der Kleidung getragen werden. Bei Missachtung folgten hohe Strafen, die nicht selten gewaltsam endeten.
Moritz und Irma Herz wurden am 20.07.1942 ins Ghetto Minsk deportiert. Dort mussten viele Jüdinnen und Juden unter schwersten Bedingungen Zwangsarbeit verrichten. Kurz nach der Ankunft wurde das Ehepaar im wenige Kilometer entfernten Vernichtungslager Maly Trostenec ermordet.
Das Schicksal der beiden Töchter Ruth und Gerda konnte bisher nicht umfassend geklärt werden. Bekannt ist, dass Ruth herz vom 04.-09.06.1942 im Gestapo-Gefängnis in Bonn in Schutzhaft genommen wurde. Die „Schutzhaft“ war eines der schlagkräftigsten Instrumente des NS-Regimes zur Bekämpfung seiner Gegner. Mit Hilfe der Schutzhaft, deren formaljuristische Grundlage die Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 bildete, schuf sich die Geheime Staatspolizei (Gestapo) einen von jeder rechtsstaatlichen Bindung gelösten Raum staatlicher Willkür. Erste Opfer der Schutzhaft waren vor allem Funktionäre der Arbeiterbewegung sowie Juden, die in den Konzentrationslagern festgesetzt wurden. Ende Juli 1933 befanden sich in ganz Deutschland mehr als 26.000 Menschen in Schutzhaft. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs sollten Schutzhäftlinge für die Dauer des Kriegs prinzipiell nicht mehr entlassen werden.
1942 wurden die Schwestern in ein unbekanntes Konzentrationslager im Osten deportiert und dort vermutlich ermordet.