Euskirchen, Herz-Jesu-Kirche
Baugeschichte
Die Herz-Jesu-Kirche, am Beginn der Kölner Straße gelegen, ist ein beredtes Zeugnis der Euskirchener Stadtentwicklungsgeschichte. Durch das Wachsen der Tuchindustrie, die einsetzende Industrialisierung und die Entwicklung Euskirchens als Verkehrsknotenpunkt erfolgte eine rapide Bevölkerungszunahme, wie die Zahlen von 1800 (ca. 1.600), 1850 (ca. 3.000), 1880 (ca. 6.000) und 1910 (ca. 12.000) belegen. Das führte dazu, dass die Klosterkirche und die Pfarrkirche St. Martin für die sprunghaft gestiegene Zahl an Gläubigen in den Messen nicht mehr genügend Raum boten. Um die Jahrhundertwende kam die Idee eines Um- und Ausbaus von St. Martin auf; die Kirche sollte in Richtung Annaturmplatz unter Abriss der Stadtmauer vergrößert werden. Doch es gab auch andere Überlegungen, und an deren Spitze stand Dechant Stollmann von St. Martin. Diese Kräfte sahen die Lösung in einem Kirchenneubau. Da das primäre Stadtentwicklungsgebiet im Süden und Osten lag und sich die Verkehrswege zur Neustraße hin verlagert hatten, fand man das Gelände am sogenannten Judenwall zwischen dem ehemaligen Neutor und der Ruine des Fang- oder Höllenturmes als geeignet. Die dort noch größtenteils stehende Stadtmau-er wurde samt dem Turmrest niedergelegt. Auf dem ehemaligen Judenwall errichtete man die nord-westliche Längswand des neuen Kirchengebäudes, was zur Folge hatte, dass die Kirche nicht geostet ist, sondern eher nach Nord-Osten ausgerichtet ist.
Die dominierende Stilrichtung der wilhelminischen Zeit - und vom Kaiserhaus bevorzugt - war die Neugotik, weil die Gotik lange als ureigenste deutsche Kunstform angesehen wurde. So entwarf 1903 der mit dem Bau beauftragte Architekt Aloys Schlösser aus Neuss die Pläne, 1905 wurde mit deren Ausführung begonnen, 1908 war der Bau vollendet. Am 20. Juni 1909 wurde die Kirche in Anwesenheit der städtischen Honoratioren feierlich durch den Kölner Weihbischof Josef Müller konsekriert. Bis zum 30. November 1924 blieb Herz Jesu Filialkirche von St. Martin; mit dem 01.12.1924 wurde sie von dem Kölner Erzbischof Kardinal Schulte zur selbständigen Pfarrei erhoben. Hermann-Josef Koerfer wurde im Februar 1925 zum ersten Pfarrer ernannt, der seinen Dienst bis 1950 versah.
Bei einem der zahlreichen Angriffe der Alliierten in der Schlussphase des Zweiten Welt-krieges auf die Stadt wurde am 24. Dezember 1944 (Heiligabend) die Kirche so schwer getroffen und überwiegend zerstört, dass man in ihr keinen Gottesdienst mehr feiern konn-te. Als Ausweichstätte diente das Kasino in der heutigen Kaplan-Kellermann-Straße, die nach dem seit 1940 an Herz Jesu wirkenden Kaplan benannt wurde, der am 03.02.1945 bei einem Fliegerangriff, als er Verschütteten helfen wollte, durch die Bomben ums Leben kam. Ihm zu Ehren und zur Wahrung der Erinnerung ist hinter der Vierung am Josefsaltar eine Gedenktafel angebracht. 1949 konnte man das provisorisch bis zur Vierung wiederhergestellte Langhaus (das Dach hatte der Kölner Architekt H.P. Fischer entworfen) nebst Seitenschiffen seiner ehemaligen Bestimmung zuführen. Der Altar war notgedrungen vor den Beginn der noch zerstörten Vierung gerückt.
Als 1950 Joseph Heindrichs Pfarrer (bis 1971) wurde, trieb er den Wiederaufbau voran. Vom Erzbistum wurden Professor Dominikus Böhm und später sein Sohn Gottfried mit der Neuplanung des Kirchenraumes und des Baukörpers beauftragt. Sie entschieden sich für ein Beibehalten der neugotischen Anlage mit leichten Reduzierungen, vor allem im äuße-ren Erscheinungsbild der Querschiffgiebel, und ließen im Mittelschiff eine Flachdecke in Gipsprismen-Ornamentik durch die Stuckateurfirma Euskirchen einziehen. Unter dem drit-ten Pfarrer Matthias Bädorf (1971-1983) musste eine grundlegende Restaurierung vorge-nommen werden, da die Decke Risse zeigte. Dies nahm der Zülpicher Architekt Karl Josef Ernst in Angriff, der für die Kirche 1975/76 aus statischen Grunde die Wiedereinwölbung mit einem Kreuzrippengewölbe konzipierte und damit in etwa den Vorkriegszustand wie-derherstellte. Weiterhin betonte er wieder die Gliederungselemente des Innenraumes. Verstärkt wurde dies durch die farbliche Fassung des Kircheninneren seitens des Restaurators Gangolf Minn, der sich an der ursprünglichen Farbgebung orientierte. Die neue Weimbs-Orgel bekam ihren Platz jetzt im linken Querschiff; vor der Zerstörung hatte sie auf der Empore des Turmgeschosses gestanden. An der rechten Chorsäule wurde zudem ein Sakramentshaus errichtet, das an die Stelle des Altar-Tabernakels trat, bedingt durch die Anweisungen des zweiten Vatikanum.
Durch die gleich hohe Einwölbung des Mittelschiffes und der beiden Seitenschiffe einschließlich der beiden Querschiffe zählt die Herz-Jesu-Kirche zum Typ der Hallenkirchen mit einem vorgelagerten fünfgeschossigen Turm (40 m), endend mit einer Umgangsgalerie, und mit einem Turmhelm (30 m), endend mit Kreuz und Hahn, einem vierjochigen Langhaus in gebundenem System, einem jeweils einjochigen Querschiff und einem drei-fenstrigen eckigen Chorabschluss. Die Gesamtlänge beträgt 62 m, die Breite 23,80 m, im Querschiffbereich 33,90 m bei einer dortigen Breite von 11,70 m. Überwiegend wurde Tuffstein als Baumaterial verwandt. Das Gotteshaus bietet damals wie heute ca. 2.500 Personen bequem Platz (zum Vergleich: St. Martin fasst ca. 500 Personen).
Äußeres Erscheinungsbild
Die Kriegszerstörungen im Bereich der Herz-Jesu-Kirche haben gegenüber der Erbauungszeit, wo das unmittelbare Gelände vor der Kirche mit einer Steinmauer und schmiedeeisernem Zaun abgegrenzt war, zu mehrfachen Umgestaltungen geführt. Ziel war es dabei, durch einen geräumig gestalteten Vorplatz das imposant wirkende Erscheinungsbild der Turmfront zur Geltung kommen zu lassen. Dieser Vorplatz erhielt zunächst eine großflächige Plattierung, dann eine partielle Begrünung samt einem Brunnen des Bildhau-ers Callen (1966). Zuletzt kam es durch die Umgestaltung der Neustraße zur Fußgängerzone (1975) und Untertunnelung der Wilhelmstraße in Richtung Bahnhofstraße zu einer Absenkung mit Treppenanlage und einer Wasserwand in der Nähe der Kirche. Im Jahre 2005 wurde schließlich der Tunnel verfüllt; es blieben aber die Absenkung und einige Betonaufbauten.
Der Ursprungsbau hatte neben dem Haupteingang und der über dem Portal in der mittleren Figurennische stehenden Herz-Jesu-Statue noch zwei deutlich hervorgehobene Zugänge zu den beiden Seitenschiffen, über denen jeweils eine kleine Rosette sich befand und die als jeweils eigener Baukörper mit einem eigenen Dach abgeschlossen waren. Von diesen beiden Eingängen ist nur der linke wieder aufgebaut worden. Auch die Giebelgestaltung der Seitenschiffe hat eine Veränderung erfahren. Jedes Joch des Seitenschiffes hatte sein eigenes Pultdach, das Querschiff schloss mit einem Ziergiebel auf gleicher Dachhöhe wie das Mittelschiff; es war ein kleiner Vierungsturm vorhanden.
Heute ist das Dach der beiden Seitenschiffe einheitlich durchgezogen, und der Querschiffbereich hebt sich durch einen etwas höheren Giebel (ohne Schmuckformen) nur unwesentlich vom Hauptdach ab. Auch die drei fast bis auf Bodenhöhe lang heruntergezogenen Chorfenster sind ein Ergebnis der Nachkriegsgestaltung.
Mit dem Zugang auf das Hauptportal im Untergeschoss des Turmes wird zugleich das Thema der Kirche deutlich: das Herz Jesu soll von der Liebe Gottes künden. So tritt sofort im Tympanon die Darstellung des guten Hirten inmitten einer sich anschmiegenden Schafherde entgegen. Die qualitätsvolle Arbeit schuf der Kölner Bildhauer Helmut Moos 1962/63. Auch das Bronzeportal, ebenfalls ein Werk Helmut Moos´, soll von der göttlichen Liebe künden. Die fünf Szenen sind durch ein Dornengitter-Ornament eng miteinander verbunden und stellen dar: die Geburt Christi, die Heilung der Kranken, das letzte Abendmahl, das Schweißtuch der Veronika mit dem Antlitz Christi und schließlich den Gekreuzigten, dessen Herz von der Lanze eines Soldaten durchbohrt wird. Rechts vom Eingangsportal ist ein Stein vom hohen Dom zu Köln eingemauert worden (1980).
Inneres
Das Charakteristikum einer Hallenkirche ist die Vermittlung eines Eindrucks von Weite, was auf Herz Jesu zutrifft. Die drei schlankeren Bündelpfeiler des Mittelschiffes und die stärker ausgestalteten des Vierungsbereiches, jeweils mit Pflanzenornamentik an den Ka-pitellen, geben dem Raum zudem eine Rhythmisierung, die durch die Symmetrie in den beiden Seiten- und dem Querschiff verstärkt wird mit je zwei gegenüberliegenden Beicht-stühlen, den Kreuzwegstationen sowie den parallel liegenden Seitenschiffdiensten, die in Kapitelle mit Blattornamentik münden. Die Farbgebung ist dezent gehalten; die Wandflächen weisen ein gedecktes Weiß auf, die Statikelemente, wie Pfeiler, Dienste, Kapitelle, Gurtbogen, Kreuzrippen, sind in einem blassen Rot-Ton gehalten.
Zentrum der Kirche ist der Altarbereich in der Vierung, die zudem durch ein Sternengewölbe hervorgehoben ist. In dem Ursprungsbau von 1908 hatte der neugotische Altar nach alter liturgischer Auffassung noch seinen Standort am Ende des Chorbereiches vor der Fensterzone, aber schon der Architekt Gottfried Böhm hatte den Altar nach vorne auf eine ovale fünf Stufen hohe Insel an den Beginn des Chores geholt; dahinter war ein Marienre-lief "Maria im Rosenhag" des Künstlers Sepp Hürten (1963) aufgestellt, so dass der Chor-raum durch diese "Schranke" den Charakter einer Kapelle bekam. Dem Zweiten Vatikanum entsprechend wurde der Altar bei der letzten Restaurierung 1975/76 in die Mitte der Vierung gestellt und durch eine Anhöhung - vier Stufen führen auf das abgekantete Quadrat - herausgehoben. Altar wie Ambo sind beides ebenfalls Werke des Kölner Bildhauers Sepp Hürten (1977). Der quaderförmige Altar aus Basalt weist ein breites eingemeißeltes Band von Weinreben auf; der bronzene Ambo eine Ornamentzone, in der aus herzförmi-gen Samenkeimen stilisierte Pflanzen wachsen, so dass auch hier die Symbole der Herz-Jesu-Thematik ihren Ausdruck finden. Der Chor-/Apsisraum wurde wieder voll vom Mittel-schiff aus einsehbar, so dass er als Verlängerung empfunden wird, behält aber weiterhin einen relativ selbständigen Charakter und ist als Raum für Messfeiern und kirchliche Aktivitäten in kleinerem Rahmen geeignet.
Blickfang für den Altarbezirk ist vor allem aber das von dem Kreßbronner Künstler Müller-Örlinghausen geschaffene Hängekreuz über dem Vierungsaltar. Grundlage für die Gestaltung war die Idee, die Liebe Gottes zu verdeutlichen, die durch den Heiligen Geist in die Herzen der Menschen ausgegossen wird. So gehen von dem Gekreuzigten Tauben aus als Symbol des Heiligen Geistes. Da die Blickachse weitergeht zu dem Mittelfenster des Chores, ergibt sich eine Beziehung zur aussendenden Hand von Gottvater im oberen Fensterteil. In die Vierungsgestaltung mit hinein gehört das Sakramentshaus, das am östlichen Vierungspfeiler steht. Es wurde ebenfalls von dem Kölner Künstler Hürten geschaffen. Ein Steinsockel trägt das aus Bronze erstellte Gehäuse. Aus dem durchbrochenen Ornamentgeflecht kann man herauslesen, dass sich Ährenbündel an Ährenbündel reihen, aus denen vereinzelt Cherubine in stilisierter Form erkennbar sind. Die turmartige Bekrönung erweckt den Anschein eines abschließenden Baldachins. Den Tabernakel im Innern hatte der Künstler Karl Schubert aus Kronenburg geschaffen.
Für die Euskirchener Kirchengeschichte sind zwei weitere Werke von Bedeutung. Der Taufstein im südöstlichen Querhaus stammt aus dem Jahre 1680. Er gehörte ursprünglich der Kirche St. Georg der Rüdesheimer Siedlung respektive der nachweislich seit 1427 in der Kapellenstraße existierenden Antoniuskapelle. Nach der Säkularisation (1802) bzw. dem Abbruch der Kapelle 1823 kam er in Privatbesitz. 1923 wurde er von Privatleuten in einem Vertrag der Herz-Jesu-Kirche übereignet. Aus einer abgekanteten Viereckplatte erhebt sich kelchartig das Taufbecken, das als Inschrift die Namen des Stifterehepaares "Johannes Lohsen und Maria Himens" mit der Jahreszahl 1680 trägt. Wahrscheinlich hat die Form des Taufsteinfußes sich auf die Gestaltung des Altarbezirkes und den Sockel des Sakramentshauses ausgewirkt. Den Standort des Taufsteins gestaltete der Künstler Moos, indem er um den Fuß herum konisch zulaufende Platten legte, die eine Art Wellen-band darstellen, in das einzelne und paarweise Fische eingraviert sind, womit der Künstler auf die lebensspendende Kraft des Wasser symbolisch für die Taufe hinweist.
Das zweite wertvolle Werk, die Euskirchener Madonna oder auch Euskirchener Gnadenbild genannt, ist seit 1535 nachweisbar. Sie stammt aus der alten Hospitalkirche an der Klosterstraße. Eine Madonnenfigur am Eckhaus Klosterstraße - Vuvenstraße erinnert noch heute an diesen Standort. Die Verehrung rührt von einem Ereignis, dass nämlich ein großer Stadtbrand durch das flehende Gebet der bedrohten Menschen hier zum Stillstand gekommen sei. So wurde dieses Bild lange Zeit zum Ziel von Pilgern; diese Tatsache hatte zur zeitweiligen Umbenennung der heutigen Vuvenstraße in "Pilgramstraße" (1717-1801) geführt. Von den Kapuzinerpatres wurde es mit in ihre Klosterkirche (heute Bereich Galleria) übernommen, fand nach der Zerstörung dieser Kirche (ebenfalls an Heiligabend 1944) einen neuen Standort in der Kapelle des Marienhospitals und wurde am 19. Oktober 1958 in feierlicher Prozession an seinen jetzigen Standort in der Herz-Jesu-Kirche über-tragen. Das Ädikula-Gehäuse aus Buntsandstein schuf der schon mehrfach erwähnte Künstler Helmut Moos.
Neben dem Standort der Euskirchener Madonna ist der Eingang zur Antoniuskapelle, nordwestlich des Turmeingangs gelegen. Mit ihrem Namen stellt sie eine Erinnerung an die alte Kapelle des Rüdesheimer Viertels in der Kapellenstraße dar. Nach der Restaurierung 1978 wurde hier ein stiller Gebetsraum geschaffen. Auch hier hat wieder der Kölner Künstler Helmut Moos im Jahre 1962 das Antonius-Altarbild als spirituelles Zentrum geschaffen. Die Mittelpunktfigur ist der heilige Antonius mit dem Jesuskind auf dem Arm; dieses steht auf einer Schrift, die der Heilige in Händen hält. Zu beiden Seiten sind je zwei Bildreliefs gestaltet, in denen Stationen aus dem Leben des Heiligen festgehalten sind (von links nach rechts): Schiffbruch, Antonius als Freund der Menschen (Kinder und Ar-me), als Prediger vor einer Volksmenge, als Wissenschaftler.
Das Marienbild, das bis zur letzten Restaurierung der Kirche auf dem Marienaltar des Apsisbereiches hinter dem Hauptaltar stand, hat jetzt seinen Platz über der Eingangstür zur Kapelle, quasi als Supraporte, gefunden. Wie schon erwähnt, schuf dieses Bildwerk der Künstler Hürten 1963. Deutlich erkennbar ist die sitzende Gottesmutter, die in ihrem Arm bzw. auf dem Schoß das Christuskind hält, umgeben von blühenden Rosenstämmen, die fast wie Bäume wirken., vielleicht eine Anspielung auf die Wurzel Jesse. In die Zwischen-räume dieses Reliefbandes hat der Künstler vier anerkannte Marienerscheinungen hinein-komponiert: die Pariser Erscheinung von 1830, die Erscheinung der weinenden Gottesmutter von La Salette 1846, die Erscheinung in Lourdes 1858, und die Erscheinung von Fatima aus dem Jahre 1917. Gestiftet wurde dieses Marienrelief von dem Apotheker Meller.
In dieser Kapelle stehen rechts neben dem Zugang vom Kirchenschiff eine Statue des Bruders Gerhard Majella aus Italien (1726-1755), der aus armen Verhältnissen stammend ein dienendes Leben im Kreis seiner Mitmönche führte (die Statue wurde von dem Euskir-chener Malermeister Frenz 1978 restauriert), und ihr gegenüber eine Statue des Judas Thaddäus, 1965 von dem Euskirchener Bildhauer Stephan Plack geschaffen.
Der Standort der Orgel ist seit der jüngsten Restaurierung der Kirche das rechte Querhaus. In sieben unterschiedlich hohe Körper ist der Gesamtprospekt aufgegliedert, der wiederum von dem Künstler Hürten geschaffen wurde, flankiert von Sechsecksäulchen. Weit ausladend wirkt ihr an den Außenseiten bis zu 10 m hoher Prospekt wie ein Flügelaltar, der im Mittelbereich eine Aussparung aufweist, damit der Blick nicht ganz auf das Querschifffenster verstellt wird. Die Firma Weimbs aus Hellenthal hat sie 1978/79 geschaf-fen; sie umfasst 34 Register, von denen 12 aus der Vorgängerorgel übernommen worden sind.
Über die Kirchenwände sind, an der südlichen Wand beginnend, die vollplastischen Holz-Kreuzwegstationen verteilt, ein Werk des Bildhauers Gerhard Brüx aus Kleve, das 1909 für die gerade entstandene Kirche geschaffen wurde. Es geht durch die Herausarbeitung von Charaktertypen in den einzelnen Szenen über den normalen Erzählstil der damaligen Zeit (Nazarener) hinaus.
Die beiden Seitenschiffe enden im ersten Chorjoch nach der Vierung in zwei Nebenaltären, rechts mit der Statue des hl. Josef, links der hl. Anna. Beide Statuen sind von dem Künstler der Kreuzwegstationen, Brüx, geschaffen worden.
Vom Chor aus zu erreichen sind auf der rechten Seite das Beichtzimmer und dahinter die auch von außen zugängliche Franziskuskapelle, die mit Fresken aus der Lebensgeschich-te des Heiligen von dem Euskirchener Malermeister Josef Frenz geschmückt wurde. Auf der gegenüberliegenden Nordseite führt die Türe in den Bereich der Sakristei.
Auch in der Gestaltung der 18 Fenster durch den Kölner Maler Robert Rexhausen zieht sich ein theologisches Programm, das von der Opferbereitschaft des Gottessohnes kündet. Im Chorbereich ist es im langgezogenen Mittelfenster die Veranschaulichung der Dreifaltigkeit in den Symbolen des Auges (Gottvater), der Herzens und Kreuzes (Gottsohn) und der Taube (Hl. Geist), dessen Wirkkraft durch die rot angedeuteten Zungen auf das Pfingstwunder hindeutet. Das linke Langfenster zeigt Christus als Opferlamm im Symbol der Kelter. Wie aus den Trauben der Wein gepresst wird, so aus dem Menschensohn das Blut des Heiles; die Tropfenornamentik trägt hier die Farbe violett. Dem rechten Fenster liegt die Taufe Christi zugrunde; die Tropfenthematik ist farblos, sie verweist auf die bele-bende Kraft des Wassers. Da der Chor in den 50er Jahren zu einer Marienkapelle umgestaltet war, nehmen die weiteren Fenster darauf Bezug: Maria als Königin des Rosenkranzes; die Krippe weist auf den freudenreichen, das Kreuz auf den schmerzreichen und eine Osterkerze auf den glorreichen Rosenkranz hin. Im gegenüberliegenden Fenster ist eine mystische Rose dargestellt, in Erinnerung an die Buschhoven-Wallfahrt. Die beiden anderen Fenster thematisieren die "Arche des Bundes" (auch Papstfenster genannt) und die "Pforte des Himmels" (auch Bischofsfenster genannt), eine Erinnerung an die Wiedereröffnung des Kölner Domes 1956).
Die beiden gegenüberliegenden Fenster der Querschiffe stammen auch von dem Künstler Robert Rexhausen. Das südliche hat als Thematik die Aussendung der Apostel in der Liebeskraft des heiligen Geistes. In vielen Farbschattierungen wird hier die Unendlichkeit der Landschaft dargestellt, die sich zum All hin auf die Gestalt des dreieinigen Gottes öffnet. Das nördliche Großfenster weist auf das himmlische Jerusalem am Ende der Zeit hin. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass die Silhouette der himmlischen Stadt lokale Bezüge hat: es sind unschwer St. Martin, Herz Jesu, der Rathausturm und das Kreishaus zu erkennen. Gestiftet wurde dieses Fenster von der Familie Ruhr zum Gedenken an die gefallenen Söhne Walter und Josef, die am unteren Fensterrand knien.
Die Fenster der Seitenschiffe haben nur im oberen Maßwerk eine figürliche Darstellung. Auf der Südseite sind dies auf die Vierung zu: die hl. Elisabeth (als Vorbild der Nächstenliebe), das Lamm (Symbol der Sanftmut), die Taube (Symbol des Friedens) und ein Engel mit Früchten (Symbol der Güte). Auf der Nordseite der hl. Josef mit dem Esel (Symbol der Treue), die mit ihren Strahlen eine Rose öffnende Sonne (Sinnbild der Wärme und Freundlichkeit), die Waage (Zeichen der Tugenden des Maßhaltens und der Enthaltsamkeit) und der junge Isaak (Symbol der Geduld).
Im Rundfenster der Westturmfassade über der ehemaligen Orgelempore ist die hl. Cäcilia dargestellt, die Schutzpatronin der Musik; hinzugefügt sind als weitere Symbole der Künste das Buch für die Malerei und die Architektur. Den Leerraum der Orgel füllt heute ein Hängekreuz, und auf der Empore sind aus der alten Kirche gerettete Figuren zu sehen.
Im Rahmen der Turmsanierung in den Jahren 2001-2003 wurden fünf neue Glocken in Auftrag gegeben. Sie wurden alle im Frühjahr 2002 bei der Firma Petit & Gebrüder Edelbrock in Gescher gegossen. Jetzt weist die Glockenstube wieder sechs statt drei Glocken auf. Geweiht wurden sie anlässlich einer Visitation von Weihbischof Norbert Trelle am 15.02.2003, ehe sie am 24.03.2003 im Glockenturm installiert wurden. Sie wurden geweiht auf Herz Jesu, Mutter Gottes, hl. Benedikt, hl. Hermann-Josef, hl. Edith Stein und sel. Nikolaus Groß. In der Osternacht 2003 erschallte zum ersten Mal ihre volle Klangfülle.
Da die Herz-Jesu-Kirche in historischem Sinne keine Traditionskirche ist, kann sie nicht mit einem bedeutenden Kirchenschatz aus früheren Jahrhunderten aufwarten. Bedeutend ist einzig ein aus dem Fundus von St. Martin zur Weihe 1909 gestifteter Kelch.
Bemerkenswert ist auch das Eingangsportal, zu dem hier weitere Bilder und Informationen zu finden sind.