Die Evangelische Kirche in Euskirchen
Fabio Cecere
Bereits zwischen 1590 und 1620 soll in Euskirchen eine kleine evangelische Gemeinde bestanden haben - anders als in Großbüllesheim und Flamersheim hat sie die Turbolenzen der Kriege und Seuchen dieser Zeit jedoch nicht überlebt. Ab der Mitte des 19. Jh. wuchs die Zahl der reformierten Christen in Euskirchen wieder an, so dass hier auch wieder Gottesdienste abgehalten worden sind. 1876 verlegte man dann offiziell die Gemeinde Großbüllesheim nach Euskirchen was den Bau eines Sakralgebäudes erforderlich machte, da der Betsaal mit Schulraum in der Wilhelmstraße schließlich zu klein wurde. So kaufte man 1891 ein Grundstück an der Kölner Straße für das Bauvorhaben einer neuen Kirche. In den Jahren 1894/95 ist dann nach den Plänen des Kölner Architekten Schreiterer die Kirche der Evangelischen Kirchengemeinde Euskirchen im neuromanischen Stil erbaut worden. Der letzte Gottesdienst in dieser Kirche fand am 4. Advent 1944 statt - im Februar 1945 zerstörten Bomben das Gebäude, wie auch das an die Kirche angebaut Pfarrhaus, nahezu vollständig. Lediglich der Kirchturm blieb, stark in Mitleidenschaft gezogen, stehen. Im Jahr 1952 wird der in den Trümmern gefundene Grundstein als solcher für einen Neubau wieder verwendet. Der Entwurf für diesen Neuanfang stammte von dem Gemeindemitglied, Presbyter und Baumeister Hermann Kreutz aus Euskirchen. Kreutz selbst formulierte: "Die gesamte Bauplanung zielte darauf ab, den Kern des alten Turmes zu erhalten." Der alte Kirchturm wurde in die Neubauplanungen einbezogen. An ihn wurde, wie vordem, das Kirchenschiff angebaut. Im Jahr 1953 konnte die neue Kirche eingeweiht werden.
Außen:
Wie von innen stellt sich der heutige Bau auch von außen sehr schlicht dar. In den Jahren 1962/63 erhielt der Kirchturm seine Spitze zurück, der zunächst mit einem flacheren Dach gedeckt worden war. Aus Kostengründen und wegen der Anpassung an die katholische Nachbarkirche erhielt die Spitze leider nicht ihre alte filigrane Helm-Form aus der Kaiserzeit wieder. Von Außen wurde die Kirche, besonders im Langhausbereich, verputzt. Die Hausteinrahmung der Fenster tritt seitdem weniger stark zutage. 1975/76 wurde der Turm wegen Witterungsschäden renoviert und erneut, in den 1980er Jahren folgten der Anbau eines Büchereiraumes, jetzt Jugendraum - auch wurde das Bruchsteinmauerwerk nochmals saniert.
Innen:
Schon in den 1930er Jahren war die Idee geboren den sehr hohen Kirchenraum des historistischen Baus durch eine Zwischendecke zu unterteilen, um einen zusätzlichen Gemeinderaum zu gewinnen. Diese Idee wurde mit dem Nachkriegsbau verwirklicht. Auf der Höhe des alten Kirchenraums, also in Höhe der Außentreppe, wurde ein Gemeinderaum mit Nebenräumen errichtet, über diesem der eigentliche Kirchenraum, ein länglicher Saal mit tonnengewölbter Decke. Man gelangt wie früher durch den Eingang in den Vorraum der Kirche und erreicht über die im Turm eingebaute breite Treppenanlage den durch eine Windfangtür geschützten Kirchenraum. Hier führt der Mittelgang zur Altarnische, an der seitlich die erhöhte Kanzel steht. Im Westen eine Empore, die sich an Nord- und Südwand entlang zieht. Den Chor bildet in der Ostwand eine Nische - nördlich und südlich davon je eine Tür. Vom Altarraum erreicht man die Sakristei. Durch Verwendung von Stahlbetonrahmenbindern war es möglich, einen wirkungsvollen, von Stützen freien Raum zu schaffen. Hohe Fenster in Bleiverglasung, aber auch Deckenpendel und Wandleuchten, sorgen für eine gute Beleuchtung des Kirchenraumes.
Ausstattung:
Nach Tischaltar und Kanzel wurde die Ausstattung des Neubaus in den folgenden Jahren ergänzt.
1958 erfolgte die Neu-Einrichtung des Kirchenraums, die Stühle wurden durch Bänke ersetzt.
1960 bekam die Gemeinde die neue Ott-Orgel und in den folgenden Jahren wurde
die Taufschale durch einen Taufstein ersetzt, die Kirche erhielt schließlich eine neue Heizung.
In den 1990er Jahren erfolgte dann eine umfassende Renovierung des Kirchenraumes. Eine neue Beleuchtung wurde installiert, der Raum erhielt eine neue Ausmalung und die Orgel wurde überholt.
Die Glocken:
Seit 1952 verfügt die Evangelische Kirche wieder über ein Geläut aus drei Glocken. Zwei Glocken wurden im Krieg eingeschmolzen, dafür erhielt die Kirche eine Patenglocke der evangelischen Gemeinde Nikolaiken in Ostpreußen von 1701.
Die zweite Glocke wurde von der Glockengießerei Rincker in Sinn (Westerwald) aus Glockenschrott 1952 neu gegossen. Aus dem Jahr 1925 stammt das Exemplar, das den Krieg überdauerte.
Lit.:
Der Wiederaufbau der evangelischen Kirche in Euskirchen, Hermann Kreutz, in: 650 Jahre Stadt Euskirchen 1302-1952, Bd.2, Euskirchen 1955