Besserer Bevölkerungsschutz dank „Starlink“

Vorstellung des Starlink-Systems im Kreishaus

Satellitensystem hat nach der Flutkatastrophe die Kommunikation gesichert / Kreis und Stadt setzen auch in Zukunft auf das neue System

Die Fluthilfe kam aus dem Weltall: Mit dem Satellitensystem „Starlink“ hat die Firma „SpaceX“ von Elon Musk unmittelbar nach der Flutkatastrophe im Kreis Euskirchen dafür gesorgt, dass ein Minimum an Kommunikation möglich war. „Das hat uns damals sehr geholfen“, sagt Landrat Markus Ramers rückblickend. „So wie es aktuell auch den Menschen in der Ukraine hilft, die seit wenigen Tagen ebenfalls auf dieses System zurückgreifen können.“

Gemeinsam mit Vertretern der Stadt Euskirchen stellte er jetzt das Starlink-System vor, das Kreis und Stadt dauerhaft nutzen wollen. Und er wirbt dafür, dass weitere Kommunen im Kreis Euskirchen dieses „Backup-System“ ebenfalls erwerben. Bei der Stadt Euskirchen ist er damit bereits auf offene Ohren gestoßen. Alfred Jaax, Erster Beigeordneter der Stadt Euskirchen, betont: „Wir sehen das als sinnvolle Erweiterung unserer Kommunikationsmöglichkeiten. Wir müssen in dieser Frage kommunen- und kreisübergreifend denken und handeln.“ Weitere Städte und Gemeinden im Kreis prüfen derzeit eine Anschaffung. „Dieses mobile System lässt sich flexibel nutzen. Man kann es einfach und problemlos überall dort einsetzen, wo es gerade benötigt wird“, ergänzt Thomas Smarsly, der stellvertretende Leiter der Euskirchener Feuerwehr.

Als das katastrophale Hochwasser im vergangenen Juli weite Teile des Kreises Euskirchen überflutete, bedeutete das vielerorts das Aus für Telefonie und Internet, da beispielsweise Vermittlungsstellen der Telekom durch das Wasser zerstört worden waren. Betroffen waren nicht nur Privathaushalte, sondern auch Rettungsdienst, Einsatzkräfte und Hilfsorganisationen. Eine koordinierte Arbeit war unter diesen – ohnehin schwierigen – Bedingungen kaum noch möglich. „Über die Berufsfeuerwehr Aachen haben wir dann erfahren, dass uns die Firma SpaceX kurzfristig aus den USA Starlink-Systeme zur Verfügung stellen kann“, sagt Martin Fehrmann, der Leiter der Abteilung Gefahrenabwehr beim Kreis Euskirchen. „Und wir haben natürlich keine Sekunde gezögert. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion haben wir 19 dieser Systeme bekommen und in wenigen Stunden installiert.“

Die Technik besteht nur aus einer kleinen Satellitenschüssel, die einfach aufzubauen ist und sich selbsttätig ausrichtet. Dahinter steht aber ein gigantisches Satellitennetz, das den Internetempfang aus dem All sichert. „Das hat hervorragend funktioniert“, betont Markus Neuburg, der Leiter der Leitstelle. In der prekären Situation wenige Tage nach der Flut sei es wichtig gewesen, dieses flexible und einfache System nutzen zu können, um die Kommunikation zwischen Kreis, Kommunen, Einsatzleitungen und Rettungskräften aufzunehmen und zu sichern. „Nur so konnten die Hilfsmaßnahmen koordiniert werden“, ergänzt Markus Neuburg.

„Starlink“ hat aber nicht nur den Einsatzkräften gute Dienste erwiesen, sondern auch der Bevölkerung in den Flutgebieten. Denn in mehreren Orten konnten die Menschen an öffentlichen Hotspots jetzt telefonieren und ins Internet. Sie mussten sich dazu nur im Umkreis der „Schüssel“ einloggen. „Das führte auch dazu, dass die Vermisstenzahlen in kurzer Zeit ganz deutlich heruntergingen“, erklärt Yannick Haas von der Abteilung Gefahrenabwehr. Es sei unglaublich wichtig gewesen, dass die Menschen ein Lebenszeichen geben konnten und ihre Angehörigen informieren konnten.

Nachdem die größten Flutschäden beseitigt und die üblichen Kommunikationswege wiederhergestellt waren, wurden die Starlink-Systeme an SpaceX zurückgegeben. Kreis und Stadt Euskirchen haben jetzt entschieden, neue Systeme anzuschaffen, um für die Zukunft besser aufgestellt zu sein. „Schwerpunkt wird die Sicherstellung der Kommunikation im Bereich der Gefahrenabwehr sein“, betont Landrat Ramers. In einem zweiten Schritt sei es aber auch möglich, öffentliche Hotspots zur Verfügung zu stellen. „Starlink gibt uns ein großes Stück an Unabhängigkeit und Flexibilität, die wir gerade in kritischen Lagen benötigen - ein wichtiger Baustein für einen verbesserten Bevölkerungsschutz.“

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Sie stellten das Starlink-Satellitensystem im Kreishaus vor: (v.l.) Thomas Smarsly, Markus Neuburg, Yannick Haas, Alfred Jaax, Markus Ramers und Martin Fehrmann.
Foto: W. Andres / Kreis Euskirchen