Kolpinghaus Der Euskirchener Gesellenverein wurde am 22. Januar 1854 von Dechant Vogt gegründet und im Juni 1854 in den Verband der katholischen Gesellenvereine aufgenommen. Die Aufnahmeurkunde ist von Adolph Kolping unterzeichnet und Stolz des Vereins. Nach der Zerstörung des alten Gesellenhauses beim Stadtbrand 1886 wurde mit Unterstützung von Präses Stollmann 1887 der Grundstein zum neuen Gesellenhaus gelegt. Das dreigeschossige Backsteinhaus diente der Fortbildung und dem geselligen Leben, bot Unterkunft für wandernde Gesellen, Versammlungs- und Aufenthaltsräume. Der Saal an der Rückseite des Gebäudes nahm mit rund 15 Metern die gesamte Länge der Straßenfront des Vereinshauses ein und faßte 350 Personen. Auch als Aufführungsstätte für zahlreiche heimische Theateraufführungen wurde der Saal genutzt. Der Krönungsball der Euskirchener Schützengesellschaft 1971 war die letzte große gesellige Veranstaltung im Kolpinghaus. 1972 ging das Haus in den Besitz der Familie Kümpel über, die darin eine Druckerei betrieb.
Der Bahnhof Euskirchen verdankte seinen wirtschaftlichen Aufschwung in erster Linie der Eisenbahn. Bereits 1864 hatte die Stadt mit der Strecke nach Düren Anschluss an das rheinische Eisenbahnnetz gefunden. 1871 ging die Eifelbahn über Gerolstein nach Trier in Betrieb, gefolgt 1875 von der direkten Verbindung nach Köln. 1880 wurde die Strecke nach Bonn eröffnet, zehn Jahre später die Erfttalbahn nach Münstereifel. Damit war Euskirchen zu einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt am Nordrand der Eifel geworden. Die weitläufigen Bahnanlagen mit gemauertem Wasserturm, Güter- und Lokschuppen, Drehscheibe und fünf Stellwerken mussten immer wieder dem gestiegenen Verkehrsaufkommen angepasst werden. Auch das 1867/69 errichtete spätklassizistische Empfangsgebäude wurde mehrfach erweitert. 1926 verkauften die Bahnbeamten hier über 800.000 Fahrkarten. Auch der Güterumschlag war bedeutend: Mehr als 270.000 Tonnen Güter nahmen die Ladearbeiter in Empfang, während über 90.000 Tonnen per Bahn in alle Welt verschickt wurden. Der Bahnhofsvorplatz war ursprünglich als kleiner Park mit Rasen und Blumenrabatten angelegt. Seit 1903 bildete ein Kriegerdenkmal den Mittelpunkt der Anlage. Die anschließende Bahnhofstraße mit ihren repräsentativen, reich verzierten Wohn- und Geschäftsgebäuden verband den Bahnhof mit der Innenstadt. Im Zweiten Weltkrieg wurden Bahnanlagen und Bahnhofstraße weitgehend zerstört. Erst 1956 konnte die Bahn das neue, im sachlichen Stil der Nachkriegsjahre gehaltende Empfangsgebäude in Betrieb nehmen. Der Bahnhofsvorplatz hat seit langem den einstigen parkartigen Charakter eingebüßt, da er den Erfordernissen des wachsenden Auto- und Omnibusverkehrs gerecht werden musste.
Tuchfabrik Josef Schiffmann junior Die Tuchfabrik Schiffmann (junior) ist eines der wenigen erhaltenen Gebäuden der Tuchindustrie mitten in der Stadt. Sie ist in mehrfacher Hinsicht ausgesprochen typisch für die Euskirchener Tuchfabrikation. Ende der 1880er Jahre gab es insgesamt 18 Tuchfabriken in Euskirchen, die knapp zwei Drittel aller Industriearbeiter der Stadt beschäftigten. 1883 gründete Josef Schiffmann, ein Spross der bereits seit Jahrzehnten erfolgreich tätigen Tuchfabrikanten-Familie Schiffmann, diese neue Fabrik und beschäftigte schon bald ca. 30 Arbeiter, die damals 13 Stunden pro Tag zu arbeiten hatten. Von dem stattlichen ursprünglichen Gebäude sind nach Beschädigung im Zweiten Weltkrieg im Wesentlichen nur noch der linke Flügel des Hauptgebäudes und das Kesselhaus (ganz rechts) weitgehend unverändert erhalten. Der rechte Flügel wurde nach dem Krieg modernisiert. Die Anbauten zur Straße sind neueren Datums. In den frühen 1950er Jahren erlebte der Betrieb mit vielen anderen Euskirchener Tuchfabriken die Krise der ganzen Branche. Das typische Euskirchener Uniformtuch wurde kaum noch nachgefragt. Die Öffnung der Grenzen im Rahmen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft machte der Euskirchener Tuchindustrie schwer zu schaffen. Viele kleinere Tuchfabriken mussten unter diesem Konkurrenzdruck ihre Tore schließen.
Ursulinenschule Privates Lyzeum, Höhere Mädchenschule, Willi-Graf-Realschule und heute Gesamtschule Euskirchen 1905 begann man in der Ursulinenstraße mit dem Bau eines Schulhauses für die Ursulinen-Niederlassung, das im April 1910 bezogen werden konnte. Die Schule entstand aus der privaten Höheren Töchter Schule, die ihr Domizil vorher in verschiedenen Privathäusern der Stadt hatte. Die Schule wurde 1914 von den Dominikanerinnen übernommen, die dann 1928 in der Kölner Straße einen Neubau mit Kapelle und Turnhalle für das Oberlyzeum mit Frauenoberschule und Internat (Sancta Maria) errichten ließen. Nach der Verdrängung der Dominikanerinnen durch das NS-Regime übernahm 1940 die Stadt die Trägerschaft unter der Bezeichnung „Städtische Oberschule für Mädchen“ (seit 1951 Marienschule). Die Gebäude an der Kölner Straße wurden im Zweiten Weltkrieg total zerstört und diejenigen in der Ursulinenstraße stark beschädigt. In der Kölner Straße entstand ab 1950 die Realschule für Jungen, die „Kaplan-Kellermann-Realschule“. Die Marienschule übte in der Ursulinenstraße ihren Schulbetrieb aus, bis sie 1973 aus Platzmangel in einen Neubau am Basingstoker Ring umzog. Danach nutzte die Städtische Realschule für Mädchen, ab 1975 „Willi-Graf-Realschule“, das Gebäude. Seit 2014 befindet sich die Gesamtschule Euskirchen im früheren Oberlyzeum für Mädchen.
Synagoge Bereits im Jahr 1816 wurde die erste Synagoge in Euskirchen fertiggestellt. Bei einem großen Stadtbrand am 19.5.1886 wurde sie völlig zerstört. 1887 entstand ein Neubau mit einer 30 Meter hohen Kuppel. Die Straßenfront war durch zwei Flankentürme eingerahmt, die orientalisch anmutende, kugelige Dächer trugen. Der malerisch gestaltete Bau bot mehr als 200 Sitzplätze im Erdgeschoss und auf der Empore. Am 9.11.1938, in der sogenannten Kristallnacht, wurde die Synagoge durch einen Brand völlig zerstört. Als Mahnung an diesen Pogrom stellte man 1981 einen von Hans-Günther Marx entworfenen Gedenkstein auf dem Grundstück der Synagoge auf.
Stadtbefestigung Bei der Stadterhebung 1302 war Euskirchen nur mit Graben und Wall geschützt und besaß wegen der drei dörflichen Siedlungskerne mit dem Disternicher-, dem Rüdesheimer- und Kessenicher Tor drei befestigte Stadtzugänge (heute verschwunden). Erst mit der Eingliederung in das Herzogtum Jülich wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Nordabschnitt der Stadt eine Befestigungsmauer (veste int Stat 1355) vom Dicken Turm bis zum Kahlenturm errichtet. Die südliche Ummauerung im sumpffeuchten Gelände des Veybachs ist ein Jahrhundert später fertiggestellt worden. Die mittelalterliche Wehranlage aus rotem Sand- oder hellem Bruchstein wurde von drei Stadttoren, fünf Rund- und zwei Halbtürmen und einem Erdwerk für Geschütze (Bollwerk 1538) gebildet und war von wasserführenden Gräben umgeben. Die Mauern mit Wehrgängen reichten bis auf eine Höhe von ca. 7 m und konnten bis zu 1 m dick sein. Die seit dem 17. Jahrhundert verfallende Befestigung wurde im 19. Jahrhundert wegen der Stadt- und Verkehrsentwicklung bis auf Reste abgebrochen.
Kölner Straße Die seit 1824 - 1827 als preußische Provinzialstraße entstandene Kölner Straße macht durch ihre Bebauung die städtebauliche Entwicklung Euskirchens deutlich. Als eine der drei Ausfallstraßen war sie durch die öffentlichen Bauten der Herz-Jesu-Kirche, des Lyzeums, der evangelischen Kirche, des Landratsamtes und des Erziehungsheims Erlenhof herausgehoben. Die Häuser des gehobenen Bürgertums aus der Zeit der Jahrhundertwende im unteren und mittleren Abschnitt konnten es mit großstädtischer Bauweise aufnehmen. Seltenheitswert haben die in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstandenen Häuser Nr. 99 - 113, da sie das kleinbürgerliche Wohnen in der Verbindung von städtischem Reihenhaus und altem Fachwerkbau zeigen. Die Anpflanzung von Linden und Akazien und eine Grünanlage erweckten den Eindruck einer Allee. Euskirchens Wandlung zur prosperierenden Gewerbestadt ist wie nirgends sonst an dieser Straße abzulesen.
Schillerpark Neben dem Stadtwald wollte die Stadt Euskirchen mit der Parkanlage des Schillerparks im Süden der Stadt eine weitere Grünanlage schaffen. Die Anlage des Parks am Mitbach entstand Ende der 1920er Jahre auf sumpfigem, unwirtschaftlichem Wiesenland. Hier stand einst der Ort Disternich. Der Schillerpark war ein beliebtes sonntägliches Ausflugsziel zum Kahnfahren, Schiffe fahren lassen oder für andere Freizeitvergnügen.
Katholische Pfarrkirche St. Martin Ältestes sakrales Bauwerk der Stadt. Im Vertrag von Meersen (870) mitbestimmend für die Namensgebung von Euskirchen, damals: „Augstkirche“. Als fränkische Hofes- bzw. Eigenkirche lässt sie sich bis ins 7. Jh. zurückverfolgen, wahrscheinlich entstand der Ursprungsbau auf den Ruinen eines römischen Gutshofes oder Heiligtums, von dem bei Fußbodenarbeiten 1955 und 1970 Reste entdeckt wurden. Die ursprünglich romanische Saalkirche erfuhr ab der 2. Hälfte des 12. Jh. Erweiterungen, die zunächst die Kreuzesform (14. Jh.), dann den Basilika-Typ (15. Jh.) ergaben, wobei die dazukommenden Bauteile gotischen Stil aufweisen (besonders Hochchor). Durch den Bevölkerungszuwachs, den steigenden Wohlstand und die Verselbständigung zur eigenverantwortlichen Pfarre noch zur Zeit der Monschauer Herrschaft wurden diese Erweiterungen notwendig. 1190 ist der erste Pfarrer an St. Martin urkundlich bezeugt. Beim Bau der Stadtmauer (ab 1302) wurde die Kirche in die Befestigungsanlage einbezogen. Bei der Säkularisation (1803) wurde die Georgspfarre mit der Antoniuskapelle der Pfarrkirche St. Martin zugeschlagen. Das Martin-Patrozinium geht auf merowingische Zeit zurück. Zweiter Schutzpatron ist der Heilige Donatus (ab 1632). Beide Patrone sind am Kirchportal (links St. Martin – rechts hl. Donatus) und mehrfach im Inneren der Kirche zu sehen.
Kirche und Kloster St. Matthias Das ehemalige Franziskanerkloster und die Kirche St. Matthias entstanden 1965-1967. Diese Gebäude wurden von dem Architekten Emil Stefann (1899-1968) und seinen Mitarbeitern, den Architekten Heinz Bienefeld und Prof. Gisberth Hülsmann, entworfen. Das Gemeindezentrum mit Forum, Küsterhaus und Kindergarten entstand zeitgleich. Für E. Steffann gehörte zu den sakralen Bauaufgaben die Umsetzung des franziskanischen Geistes, der durch die Einfachheit und Armut geprägt wird. Seine typischen gestaltenden Elemente spiegeln diese wider: Verwendung von Natursteinen und sichtbaren Holzkonstruktionen, schlichtes Satteldach, einfache romanische Rundbögen, Strebepfeiler, Arkaden und kleine Fenster, die den großen, ruhigen Wandflächen gegenüber stehen. Altes Franziskanerkloster Der Franziskaner-Orden (von 1916 bis 2010 in Euskirchen ansässig) wechselte 1926 seinen Standort von der Münstereifeler Straße Nr. 85-87 an diesen Platz am Eifelring. Der Orden bezog eine neue Klosteranlage mit Kirche. Den schlichten funktionalen Bau hatte der Architekt und Stadtbaumeister Leven entworfen. Der Glockenturm wurde durch einen einfachen Dachreiter dargestellt. Zwischen 1941 und 1959 diente diese Klosterkirche auch als Pfarrrektorat. Bereits in den 1950er Jahren wurde die Kirche umgestaltet und die Anlage durch ein Studienheim erweitert.