Details zur Straße

Neustraße

Ursprünglich wurde die Neustraße als "alte Stadtgasse auf der Kälke" bezeichnet, weil sich in ihrer Nähe einige Gerbereien befanden, die starke Immissionen verursachten. Die Gerber siedelten sich schließlich außerhalb des Stadtmauerbereichs an der Gerberstraße an. Dann hieß die Straße "Neugasse" (1801); erst ab etwa 1828 ist offiziell der Name "Neustraße" verbürgt.

Ihre Bebauung setzte im Wesentlichen erst nach Abzug der Gerber ab 1809 ein. 1848 waren die Häuser noch nicht nummeriert. Der Mühlbach, eine Abzweigung des Veybaches, überquerte von der Stadtmühle (Klosterstraße) kommend die Neustraße in Höhe der heutigen Berliner Straße (früher Mühlbachstraße) in Richtung Kahlenturm. Der Mühlbach floß hier als offenes Gewässer durch die Stadt. Bei Regen entwickelte sich der Bach zu einem reißenden Gewässer und überflutete u. a. auch weite Teile der relativ tief gelegenen Neustraße. Die wenigsten Häuser der Neustraße verfügten aus diesem Grunde damals über einen Keller, dies aber auch wegen des hier vorkommenden Fließsandes. Um die Straße auch nach einem Regenwetter einigermaßen trockenen Fußes begehen zu können, wurde sie mit Erftkies beschattet und aufgesteckt. Erst 1844 erhielt sie eine Pflasterung. 1924 schließlich wurde sie ausgebaut und erhielt als erste Straße der Stadt einen Asphaltbelag. Gleichzeitig wurde eine neue Brücke über den Mühlbach in Höhe Ecke Berliner Straße /Neustraße. Wenig später wurde der Bach von der Stadtmühle bis zur Mühlbachstraße verrohrt.

Die Neustraße endete ursprünglich an der Stadtmauer (Sackgasse), dort wo sie heute auf die Wilhelmstraße stößt. Die Stadtmauer setzte sich hier nördlich fort bis zum Fangenturm (den man beim Bau der Herz-Jesu-Kirche niederlegte) und von dort bis zum Kahlenturm. Um den Bewohnern der Neustraße einen leichteren Zugang zu ihren hinter der Stadtmauer (Bereich der heutigen Wilhelm- und Bahnhofstraße) liegenden Wiesen und Gärten, insbesondere aber auch zum saubersten Trinkbrunnen auf dem Pützberg, zu verschaffen, wurde die Stadtmauer 1809 durchbrochen; es entstand hier das "Neutor". Beim Neutor handelt es sich nicht um ein zur Stadtbefestigung gehörendes, mit Türmen und Zugbrücke versehenes Tor, wie bei den drei anderen Stadttoren (Rüdesheimer Tor, Disternicher Tor und Kessenicher Tor), sondern lediglich um einen Mauerdurchbruch.

Die erste Aufwertung erhielt die ursprünglich wenig attraktive Neustraße durch die Anlegung der Provinzialstraße nach Köln/Bonn (später B 51 /56) in den Jahren 1824-1826. Bei dieser Gelegenheit wurde 1825 das Neutor mit der Stadtmauer vom Neutorwall bis dicht an den Fangenturm (wo heute die HerzJesu-Kirche steht) niedergelegt. Hierdurch erhielt die Neustraße eine direkte Anbindung an die Kölner Straße. Der Durchgangsverkehr von und nach Köln, Bonn usw. brauchte nunmehr nicht mehr den Umweg durch die engen Stadttore zu machen.

Eine zweite Aufwertung erfuhr die Neustraße durch den Bau des Bahnhofs 1864 auf dem Pützberg und durch die Anlegung der Bahnhofstraße. Der parallel zur Wilhelmstraße fließende Veybach konnte erstmals durch eine neu geschaffene Holzbrücke trockenen Fußes überquert werden. Durch den hierbei geschaffenen direkten Zugang zum Bahnhof wurde die Neustraße Verbindungsstraße vom Bahnhof zum Alten Markt, dem damaligen Stadtzentrum.

Ein Hindernis für den stark zunehmenden Verkehr, insbesondere für den Auto- und Lastwagenverkehr, stellte in der Neustraße das "Alte Backes" dar, das ehemalige Haus des Cornelius Steinhausen, in dem einst neben der Landwirtschaft auch eine Bäckerei betrieben wurde. Es ragte um 1,75 m in die Flucht der Neustraße hinein. Das Haus wurde vor der Stadtkernsanierung niedergelegt.

Die dritte Aufwertung erhielt die Neustraße durch die Anlegung des neuen Herz-Jesu-Vorplatzes, ihre Neugestaltung im Rahmen der Stadtkernsanierung und ihre Einbeziehung in die Fußgängerzone (1974). Nach ihrer Befreiung vom überhand genommenen Auto- und Lastwagenverkehr konnte die relativ enge Straße sich zur ersten Geschäftsstraße Euskirchens entwickeln.