Stotzheim

Man könnte meinen, der Stadtteil Stotzheim sei allseits so bekannt, dass sich eine eingehende Beschreibung erübrige. Und doch gibt es manches über dieses große Dorf zu sagen, das sich nicht auf den ersten Blick offenbart. Denn: das Stotzheim von heute ist nicht mehr das vorwiegend ländliche Dorf, das es noch vor 5 Jahrzehnten war. Neue Wohnviertel entstanden im Süden und im Osten des Ortes, Einzelhäuser am Rande des Waldes und eine kompakte Bebauung mit Hochhäusern, einem evangelischen Gemeindezentrum und einer Sportanlage östlich der Hardtstraße bis an die L 518. Von 1960 bis 30.06.2001 stieg die Bevölkerungsziffer von 2148 auf 3799. Im Gefolge der gesteigerten Bebauung war ein umfassender neuzeitlicher Straßenbau unerlässlich; es folgten die Anlage eines Marktplatzes und der Ausbau der Schule. Vorhergegangen war die Sanierung des ursprünglichen Ortskernes ausgehend von dem Gelände um den alten Friedhof. Hier hatte bis 1866 die Kirche gestanden; es muß ein verhältnismäßig kleiner Bau gewesen sein, in dessen Mauerwerk viel Kalksintergestein aus der römischen Wasserleitung zu erkennen war. Der Turm, so wird berichtet, hat einen hohen Helm getragen. Der Hochaltar war 1512 konsekriert worden. Schon 1739 war die Kirche baufällig und viel zu klein, aber erst 1864 kam es zum Bau einer neuen Kirche an anderer Stelle nach den Plänen des Architekten Vinzenz Statz. Der barocke Taufstein wurde aus der alten Kirche, die zwei Jahre später abgebrochen wurde, übernommen. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden umfassende Erneuerungsarbeiten vorgenommen und ein neues Geläut angeschafft.

Noch einige Worte zur Dorfgeschichte. Über Römerfunde ist wenig zu berichten. Nach neuerer Ansicht führte die römische Wasserleitung aus der Eifel nach Köln, die oberhalb des Ortes verlief, nicht auf Bogenstellungen über die Erft, sondern sie unterquerte das Flußbett; dort wurde das Mauerwerk im Lauf der Zeit ausgespült und verschwand. Stotzheim wird zuerst 1242 in einer Schenkungsurkunde genannt, dann wieder um 1300 im Liber valoris. Stotzheim war ein eigener Gerichtsbezirk (Dingstuhl) im kurkölnischen Amt Hardt, der Burghof dagegen unterstand dem jülicher Amt Euskirchen. Er ist an der Stelle des späteren Anwesens Schumacher am Wege zum Bahnhof zu suchen. Mürkens deutet den Namen Stotzheim als Stätte eines Gestüts im Bereich des karolingischen Königsgutes Hockebur (älteste Namensform: Stotsheim).

Abgerissen wurde das "Alte Kloster", ein einfacher Fachwerkbau in der Nähe der alten Kirche, zu dem ursprünglich auch eine kleine Kapelle gehörte. Das Kloster beherbergte nie mehr als zehn Nonnen; 1802 wurde es aufgehoben.

Eine Erinnerung aus dem "alten" Stotzheim: der Erftmühlenbach floß früher offen entlang der ganzen Hauptstraße durch das Dorf und bog erst hinter dem Jugendheim in die Wiesen ab. Mancher Stotzheimer soll nächtens in dem schlammigen Bach gelandet sein. Erst kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wurde der Bachlauf in Rohre gefaßt. Der Hardtwald, angrenzend an den Südrand des Dorfes, hat einen neuen Anziehungswert erhalten, seitdem die Hardtburg dem Verfall entrissen und nach umfangreichen Sicherungsmaßnahmen (1965-1971) für Besucher freigegeben worden ist. Eine Holzbrücke über den wassergefüllten Graben vermittelt direkten Zugang zur Kernburg. Sogar Gelegenheit zum Spießbraten ist da geboten. Schon 1166 hören wir in einer Kaufakte von der "Burg Hart". Sie fiel 1246 an das Kölner Erzstift und diente nun bis um 1800 als Verwaltungssitz des kurkölnischen Amtes Hardt. Seither ist die Burg der Dienstsitz des zuständigen Revierförsters.

Dieser Bericht über Stotzheim wäre unvollständig, würden nicht die "Wannläpper" oder "Welleper" genannt, die früher in Stotzheim ansässig waren. Der Name geht auf das "Lappen" (Flicken) von Wannen oder Töpfen zurück, das in manchen Familien betrieben wurde. Sie sollen von Zigeunern abstammen so hieß es. Im Sommer zogen sie mit ihren kleinen Wagen über Land, flickten Kessel und Topfe oder verkauften selbstgeflochtene Körbe. Bei Streitigkeiten sollen ihnen die Messer locker gesessen haben. Noch heute ist die Kennzeichnung "... wie die Wennlepper" mancherorts im Umlauf.