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Berliner Straße

Der Straßenzug erhielt diesen Namen am 10.6.1963 und 1975 im Rahmen der Altstadtsanierung unter Einbeziehung bzw. Aufhebung der Mühlbachstraße und eines Teiles der Klosterstraße (von Hochstraße bis Klosterplatz). Der Name Mühlbachstraße wurde aufgegeben, weil er zu Verwechslungen mit der Mühlenstraße führte. Der historische Bezug "Zehnthof" und "Zehnthofstraße" wurde dabei ebenfalls aufgegeben.

Von der Hochstraße bis zum Klosterplatz floss neben der Straße bis zu seiner Aufhebung der Mühlbach, teilweise noch offen. Dieses Straßenstück hieß 1625 noch "Löhrergasse", weil hier zeitweise Gerber angesiedelt waren, die Lohe (Baumrinde) zur Bearbeitung ihrer Häute benutzten. Ab 1801 wurde das gleiche Straßenstück Schallenburger Straße benannt, und zwar zur Erinnerung an die jenseits des Baches seit 1385 gelegene gleichnamige Burg, über deren Aussehen nichts bekannt ist. Die Kapuzinermönche errichteten zwischen 1680 und 1683 nach voraufgegangenen schwierigen Grundstückstransaktionen teilweise auf dem ehemaligen Gelände der Schallenburg ein Kloster und 1684/87 eine Kirche (siehe auch "An den Kapuzinern"). Das Kloster wurde 1802 nach der Säkularisierung von der Stadt als Schule genutzt, und zwar als Volksschule bis 1872, außerdem 1851-1905 als Progymnasium, dann als Lehrerseminar bis 1913, anschließend als Fortbildungsschule und zuletzt als Berufs- und Handelsschule. Die Kirche erwarb die Stadt ebenfalls und nutzte sie als Schulkirche für die weiterführenden Schulen. Beide Gebäude wurden 1944 zerstört. Auf den Grundstücken entstanden im Rahmen der Stadtkernsanierung der Klostergarten, das C & A-Kaufhaus und das Bürgerhaus/Cityforum.

Ab 1855 entstand auf Teilen des ehemaligen Grundstücks der Schallenburg das von Dechant Jakob Vogt (1787 bis 1865) mit dem Einsatz seines Familienvermögens gegründete Marienhospital, das durch Erlass des Preußischen Königs seit 4.7.1863 in der Rechtsform einer Stiftung des öffentlichen Rechts geführt wird (vgl. auch Dechant-Vogt-Straße). Das Hospital (Stiftungszweck: Pflege erkrankter Armer und Versorgung alter und arbeitsunfähiger Personen) wurde in den folgenden Jahren verschiedentlich erweitert. 1909/10 wurde der älteste Gebäudeteil niedergelegt und ein Neubau für die Röntgen- und OP-Abteilung errichtet. 1914 wurde es als Garnisonslazarett erweitert und in der Klosterstraße ein neuer dreigeschossiger Trakt angefügt.

1917 verfügte das Hospital über 200 Betten. 1925 wurde das Hauptgebäude aufgesteckt. Im Zweiten Weltkrieg diente das Gebäude wiederum als Lazarett. Es wurde 1944 teilweise zerstört und nach 1945 wieder aufgebaut. Nach Neuerrichtung des Marienhospitals auf dem Gelände des Stadtwaldes an der Münstereifeler Straße diente es kurzfristig als Polizeischule bevor es 1980 abgebrochen und die Grundstücke in die Altstadtsanierung einbezogen wurden.

In der Berliner Straße, neben dem C & A-Kaufhaus, erinnert ein mit einer Inschrift versehener Mühlstein an die ehemalige Stadtmühle, die hier gestanden hat. Sie lag ursprünglich links vom Mühlbach; dort ist sie mindestens seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar. (Das auf dem Mühlstein zu lesende Entstehungsjahr 1528 ist einem jüngeren Dokument entnommen; es entspricht insoweit nicht der geschichtlichen Tradition der im 13. Jahrhundert dem Fronhofverband der Kölner Abtei St. Panteleon zugehörigen Mühle). Auf Wunsch der Kapuzinermönche wurde sie 1675 auf die rechte Seite des Mühlbachs verlegt, wodurch eine freie Fläche entstand, die heute vom Klosterplatz eingenommen wird. 1833 erwarb der Redakteur Haenisch die Stadtmühle zum Abbruch. Er errichtete allerdings eine neue, größere Mühle an der gleichen Stelle unter Hinzuziehung von Grundstücken auf dem rechten Ufer des Mühlbaches. Um 1850 wurde sie von seinem Sohn völlig umgebaut und 1868 an Matthias Schmitz, dann an Heinrich Raths verkauft. Der Bombenhagel auf Euskirchen zerstörte 1944 die Stadtmühle am Mühlenbach völlig.

Der Mühlbach floss unter der Stadtmühle unterirdisch weiter, unterquerte die Neustraße und floss dann neben der Mühlbachstraße (in der Berliner Straße aufgegangen) und der Straße "Am Kahlenturm" bis zur Gansweidmühle, wo er wieder in das Veybachbett einmündete.