Verlorene Briefe finden nach fast 100 Jahren ihren Weg zurück

Dr. Gabriele Rünger, Herr und Frau Brück sowie Bürgermeister Dr. Uwe Friedl mit den verlorenen Feldpostbriefen

Die Freude bei der 82-jährigen Elfriede Brück aus Holzmülheim war groß, als Bürgermeister Dr. Uwe Friedl ihr einige unerwartete Erinnerungsstücke an ihren Vater übergab. Die unscheinbar wirkende schwarze Mappe enthielt Feldpostkarten, Briefe, Fotos und das Soldbuch ihres Vaters Reinold Kirch. Die Mappe muss dieser kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges verloren haben.

Der Weg zurück in die Familie des Soldaten war lang: Anfang des Jahres meldete sich Alex Campbell aus Tilehurst in England im Stadtarchiv der Kreisstadt Euskirchen. Er hatte von einer Mitarbeiterin der Stadt Basingstoke and Deane erfahren, dass Basingstoke and Deane eine Städtepartnerschaft zu Euskirchen unterhält und von dort die Kontaktdaten des Archivs erhalten. Vermutlich hat Mr. Campbell in den Unterlagen, die größtenteils in einer alten deutschen Schrift verfasst wurden, den Namen Euskirchen entziffert.

Auch das Archiv konnte nicht sofort Nachfahren des Soldaten Reinold Kirch, der im Reserve-Infanterie-Regiment 28, 5. Kompanie, das in der Euskirchener Kaserne stationiert war, gedient hatte, ermitteln, da er nicht aus Euskirchen, sondern aus Schönau stammte. Die Mappe enthielt allerdings auch Liebesbriefe der damaligen Freundin von Reinhold Kirch. Das Stadtarchiv ermittelte hierüber, dass diese aus Holzmülheim kam und konnte durch weitere Recherchen feststellen, dass sie und Reinold Kirch 1922 geheiratet haben. Hierüber konnte letztlich die Tochter Elfriede Brück ausfindig gemacht werden.

Wie die Mappe nach England gekommen ist, lässt sich leider nicht genau rekonstruieren. Alex Campbell hat sie von seinem Vater geerbt. Wie sie in dessen Besitz gekommen ist, weiß er leider nicht. Da Reinold Kirch nicht in England war und der letzte Brief aus dem Jahr 1919 an seinen damaligen Dienst- und Wohnort Köln stammt, liegt die Vermutung nah, dass er die Mappe verloren und der Vater von Alex Campbell, vielleicht als britischer Besatzungssoldat, sie gefunden und mitgenommen hat. Da nirgendwo eine Adresse angegeben war, konnte er die Mappe nicht zurückschicken, selbst wenn er das gewollt hätte. Dennoch wurde die Mappe fast ein Jahrhundert lang sorgfältig im Hause Campbell aufbewahrt.

Nach nahezu einhundert Jahren konnte die Mappe nun zwar nicht mehr zu seinem ursprünglichen Eigentümer, aber zumindest zu dessen Tochter zurückkehren.