Evangelische Kirche

Fabio Cecere

Wirklich leicht hatten es die Protestanten in Flamersheim früher eigentlich nie. Immer wieder wurden sie unterdrückt und bedrängt. Dies führte jedoch auch zu sehr amüsanten Anekdoten, die man sich in Flamersheim zu berichten weiß. Beispielsweise wurde das Tanzen und Trinken der Katholiken in den Augen der Protestanten als ausschweifend und hedonistisch angesehen; im Gegenzug beschwerte sich 1695 der katholische Pfarrer, dass die Reformierten an katholischen Festtagen arbeiteten und Wäsche wuschen oder ihren katholischen Dienstboten an Fasttagen Fleisch vorsetzten. Flamersheim und Großbüllesheim, die zwischen 1672 bis 1717 eine gemeinsame Pfarrei bildeten, verdankten ihrer Entstehung der schon früh zum reformierten Bekenntnis übergetretenen Familie von Quadt zu Landskron. Lutter Quadt war um die Mitte des 16. Jh. protestantisch geworden - sein Sohn Bernard, Erbherr zu Flamersheim, gründete schließlich die evangelische Gemeinde. Bis ins 18. Jh. hatte die Evangelische Gemeinde lediglich über einen Betsaal verfügt, Gottesdienste mussten jedoch wegen zuvor genannter Probleme häufig ausfallen, da Politik und Andersgläubige ihnen das Leben schwer machten. Sogar der geplante Kirchenbau sollte beinahe scheitern, als durch das Eingreifen des Vogtes Pang von Tomberg im Namen der pfälzischen Regierung der Bau verboten werden sollte und die Werkzeuge der Maurer beschlagnahmt wurden. Trotzdem hat eine der ältesten evangelischen Gemeinden im Kirchenkreis Bad Godesberg bis heute überlebt. So feierten die Flamersheimer im Jahr 2000 das 225-jährige Bestehen ihrer Kirche. Im Jahr 1759 wurde durch den Burgherren, den langjährigen Pfarrer und mit Hilfe holländischer Gemeinden mit einem Kirchenbau begonnen. Der schlichte Saalbau wurde um 1775 zunächst ohne Turm fertig gestellt. Erst um das Jahr 1879 erhielt die Kirche einen viergeschossigen vorgelagerten Turm, der sich mit seinem Bruchsteinmauerwerk und in seiner zurückgenommenen, historisierenden Form dem Saalbau anfügt. 


Außen:
Nach Süden orientierter, dreiachsiger Saalbau aus Bruchstein auf rechteckigem Grundriss  ohne besonderen Chor. Das schmucklose Schiff ist von einem geschieferten Satteldach überdeckt. An der Nordseite vorgelagerter, viergeschossiger Turm mit rundbogigen Schallöffnungen im 3. und 4. Obergeschoß und spitzem, achtseitigem, verschiefertem Helm. 1880 erhielt er Glocken, die aus Geschützbronze von französischen Mörsern, einer Kriegsbeute von 1870/71, gefertigt waren. Ihr Geläut verstummte wieder, als sie im Ersten Weltkrieg zu Waffen umgeschmolzen wurden und erst 1925 durch Gußstahlglocken ersetzt worden sind. Die rechteckigen Hausteinfenster schließen oben mit einem flachen Bogen (Stichbogen) und sind mit schlichtem, farblosem, lediglich im oberen Bereich blau gefasstem Glas versehen. Über dem Eingangsportal befindet sich, in Stein gemeisselt, der Schriftzug: "Eine feste Burg ist unser Gott". 1912 wurde die Sakristei angebaut, seit 1960 verfügt die Evangelische Kirche über einen Anbau mit Gemeindesaal vom Architekten Landsberg, der jüngst (2002) erneuert wurde. Mittels einer Falttür kann der zusätzliche Raum zum Kirchenraum geöffnet werden.

Innen:
Man betritt die bescheidene spätbarocke Kirche durch ein rechteckiges Portal und befindet sich direkt unter der Orgelempore. Der Blick öffnet sich zum rechteckigen Kirchenraum, der mit einer Spiegeldecke versehen ist. Die Orgel und die mit Bibelversen verzierte Orgelbühne (+Prospekt) bilden eine Einheit. Gestützt wird die Empore von zwei steinernen Säulen mit korinthischen Kapitellen, die vermutlich aus dem Treppenhaus des in unmittelbarer Nähe gelegenen Schlosses stammen. Der Zugang erfolgt über eine südlich im Saal gelegene Treppe. An der gegenüberliegenden Wand befindet sich in der Mitte die Kanzel und der Altar, die Farben und Stil des Orgelensembles wieder aufnehmen.


Fenster:
An der Rückwand des Anbaus befindet sich ein großes modernes Fenster.
Es wurde von Helga Feuser-Strasdas im Jahr 2002 geschaffen und zeigt "Das wandernde Gottesvolk"


Ausstattung:     

Die Orgel:
Die Orgel von 1846 wurde von der Orgelbauwerkstatt Johannes Adolph Ibach & Söhne aus Barmen erbaut.

Die Kanzel, wie auch das Gestühl und der Altar sind aus der Erbauungszeit und spiegeln den Spätbarocken Stil wieder, der pointiert eingesetzt, den einzigen Schmuck im sonst schlichten Kirchenschiff bildet.