Details zur Straße

Wilhelmstraße

Die Franzosen nannten während ihrer Besatzungszeit 1919-29 die Wilhelmstraße "Rue de l'Empereur-Guillaume". Aber die Euskirchener hatten die Straße keinesfalls nach dem deutschen Kaiser benannt. Die Frage nach der Herkunft dieser Bezeichnung ist recht simpel: Die Straße wurde nach dem Vornamen des ersten Ansiedlers, Wilhelm Koch, benannt.

Das obere Teilstück der Straße von Hochstraße bis zur Bahnüberführung hieß ursprünglich "Luxemburger Straße". Die Straße entstand auf dem Gelände des alten Stadtgrabens, des "Breitenweihers"; sie wurde in den 1860er Jahren erstmals ausgebaut, 1906 versuchsweise geteert, 1915/19 von Kölner Straße bis Bahnhofstraße gepflastert.

An der Ecke Wilhelmstraße/Hochstraße stand einst die mit zwei hohen Schornsteinen ausgestattete Dampfmühle Reuter, die ihren Betrieb schließlich in die Gerberstraße verlegte und dort als Fa. Reuter-Latz Hundekuchen und andere Tiernahrung produzierte. Das Haus wurde schließlich zum Bürohaus umgebaut und diente in der Folge verschiedenen Behörden als Domizil: Arbeitsamt, Stadtverwaltung usw. Heute ist hier die Caritasverwaltung untergebracht.

Die älteren Bürger erinnern sich vielleicht noch, dass in einer Baulücke auf dem Grundstück des heutigen Binner-Hauses, Wilhelmstraße 61, ein Hochkreuz stand, das bis 1898 am Disternicher Tor gestanden hatte. Vor allen drei Stadttoren standen bis zur Franzosenzeit Hochkreuze (siehe auch Kessenicher Straße). An der Einmündung zur Alten Gerberstraße stand bis 1945 ein vom damaligen Südstadtverein 1913/14 gestifteter Tränkbrunnen, der auch als Pferdetränke diente, während sich die Fuhrleute in der gegenüberliegenden Gaststätte (heute Haus Grober) erfrischten.

Auf dem Grundstück Wilhelmstraße 64 stand die Villa des Tuchfabrikanten Ruhr mit ihrem weit sichtbaren, burgartigen, zinnenbekränzten Rundturm. Auch diese Villa, wie viele Gebäude, die in der Nähe des Bahnhofs standen, wurde ein Opfer der Fliegerangriffe des Zweiten Weltkriegs. Die Ww. Ruhr baute auf dem Trümmergrundstück ein neues Haus, das ihre Erben mit dem anschließenden Park, durch den der Mitbach fließt und der bis zum Tuchmacherweg reicht, der Stadt verkauften (Ruhrpark). Die Stadt stellte 1964 den Ruhrschen Park nach Renovierung und der Anlage eines Springbrunnens mit Teich der Öffentlichkeit als "Stadtpark" zur Verfügung. Ein gleiches Schicksal erlitt die danebenliegende Villa des Tuchfabrikanten Schiffmann, Wilhelmstraße 62.