Details zur Straße

Kommerner Straße

Ehemalige Provinzial- und spätere Bundesstraße (B 56, 266), die nach Kommern führt. Die Straße wurde in den Jahren 1832-37 angelegt. Sie wies eine breit gefächerte Nutzung auf. Herrschaftliche Häuser und Villen im unteren Bereich, bürgerlich-mittelständische Reihenbebauung, öffentliche Gebäude wie das städtische Waisenhaus (heute Musikschule), das Lehrerseminar (am Ort der heutigen Berufsschule), die Kaserne und abseits gelegene Gewerbebetriebe folgten auseinander. Durch die Baumbepflanzung (seit 1908) gleich die Straße einer Allee.

1897 fand man bei Ausschachtungsarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei Schroers, in Höhe des Hauses Nr. 62, 15 fränkische Gräber mit spärlichen Beigaben, Tonperlen, Lanzenspitzen, Brosche und einige Scherben. Interessanter waren jedoch die römischen Sandsteine, mit denen diese Gräber eingefasst und bedeckt waren. Ein gelber Sandstein stellte einen Viergötteraltar dar, ein zweiter einen Matronenstein als Gedenkstein, den "Marcus Junius Placidus und Bassiana den Fahinehischen Matronen" widmete. Der Stein befindet sich heute im Rhein. Landesmuseum Bonn.

In der Kommerner Straße 69 errichtete die Stadt 1881 ein Waisenhaus, das ab 1895 von Vinzentinerinnen betreut wurde. Das Gebäude musste schon 1897 und erneut 1964/65 erweitert werden. 1922 konnte dem Haus ein Säuglingsheim angeschlossen werden, für das 1955/56 im Anschluss an das Grundstück in der Saarstraße ein eigenes Gebäude errichtet wurde. Die Schwestern mussten aus Mangel an Nachwuchskräften ihren Dienst am Kinderheim 1966 aufgeben. Verschiedene Versuche, das Heim mit anderen oder eigenen Kräften zu halten, scheiterten, so dass das Haus am 1.10.1971 aufgelöst werden musste. Heute ist in dem Gebäude die Musikschule untergebracht.

Die Villa des Textilfabrikanten Josef Ruhr befand sich auf dem Grundstück Haus-Nr. 85 ff.   Im Rahmen einer Ruhr-Stiftung wurde hier die 1910 gegründete evangelisch-paritätische Höhere Mädchenschule sowie das ev. Jugend- und Gemeindeamt untergebracht. Das kriegsgeschädigte Gebäude wurde nach 1945 abgerissen; auf dem Grundstück Kommerner Straße/Ecke Basingstoker Ring entstand ein Mehrfamilienhaus. In der Kommerner Straße 136 wurde 1913 die spätere Wolfram-von-Eschenbach-Schule errichtet, die bis 1926 als Lehrerseminar genutzt worden ist. Als Ersatz für das Lehrerseminar erwirkte die Stadt die Errichtung einer Staatlichen Aufbauschule, ein neuer Schultyp, der zum Abitur führte. Aber schon 1937 wurden die Schulen dieser Art wieder aufgegeben. Danach belegte die Stadt das Gebäude mit den Berufs- und Handelsschulen, die ab dem 1.4.1959 in die Trägerschaft des Kreises übergegangen sind (heute Berufsbildende Schulen des Kreises, Thomas-Eßer-Schule).

An der Kommerner Straße befanden sich auch sieben mit einem Kreuz versehene Fußfälle. Der letzte lag an der 1858 errichteten Maria-Hilf-Kapelle, die 1938 wegen Erweiterung der Kasernenausfahrt abgerissen wurde. In einem Bildstock an dieser Kapelle soll sich zeitweise die Riemenschneider Madonna von St. Martin befunden haben. Die übrigen sechs Fußfälle hatte man 1798 entfernt.

Den Bemühungen der Stadt gelang es im Jahr 1913 für Euskirchen das dritte Bataillon des Infanterie-Regiments 116 zu stationieren. Der Neubau der Kaserne wurde vom Reich an der Kommerner Straße vor dem Eisenbahnübergang, auf einem Gelände, das von der Stadt dem Militärfiskus geschenkt worden war. Der Exerzierplatz und der Schießplatz wurden von der Stadt am Rande des Gemeindewaldes (im Bereich des heutigen Sportplatzes Im Auel/Pappelallee) bereitgestellt. Das Offzierscasino befand sich in der Münstereifeler Straße. Durch den Bau der Kaserne Kommerner Straße 1912/14 wurde Euskirchen Garnisonsstadt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Kaserne bis 9.11.1927 von der franz. Besatzung und von 1929 bis 1935 von Obdachlosen belegt. 1936 wurde sie renoviert und erweitert und ab 15.1.1938 zunächst mit dem MG. Bat. 1 belegt. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen belgische Soldaten in die Kaserne, die sie Loncin-Kaserne nannten. Seit 1981 sind wieder deutsche Soldaten-Einheiten hier stationiert.
Die Kaserne erhielt inzwischen den Namen "Generalmajor-Freiherr-von-Gersdorff-Kaserne".

Zwischen Veybach und der Straße an der Fabrik des Josef Ruhr (die Tuchfabrik des Pet. Cornelius Ruhr entstand hier 1836) fand man 1876 mehrere irdene Töpfe, ein gläsernes Näpfchen und zwei becherförmige Gläser. Zwei irdene Töpfe waren mit Knochen und Resten menschlicher Skelette gefüllt. Ein Jahr zuvor hatte man einen Sandsteinsarg ausgegraben, der völlig mit Knochen gefüllt war.