Details zur Straße

Kirchstraße

Die Straße führt als Teil des alten Kirchweges von der Hochstraße zunächst bis an die Martinskirche. Mit dem Kirchplatz bildet sie den ältesten Besiedlungsteil der Stadt (1690 "Kirchgaß").

Nach Niederlegung der Stadtmauer zwischen Dickem Turm und jetzigem Pfarrhaus und Abbruch der 1784 errichteten Turmschule im Jahre 1884 wurde die Straße unter dem gleichen Namen bis zur Frauenberger Straße weitergeführt. 1906 erhielt die Straße eine Makadamdecke und im Juli 1928 wurde sie erstmals asphaltiert.

Das städt. Siechenheim Ecke Kloster-/Vuvenstraße war 1622 abgebrannt. Auf dem Grundstück Kirchstraße 13/Ecke Rüdesheimer Torwall wurde als Ersatz um 1660 ein neues Hospital für die Pflege der Armen und Kranken errichtet. Nach einem verheerenden Brand 1734 wurde es an gleicher Stelle wieder aufgebaut. Ab 1862 wurden die Hospitalinsassen von Armenschwestern des hl. Franziskus betreut, die auch die Insassen des 1855 gegründeten Marienhospitals betreuten. Die Aufgaben des städt. Hospitals gingen schließlich über auf das Marienhospital, das seit 4.7.1863 als private Stiftung des öffentlichen Rechts geführt wird. Auf dem Grundstück wurde 1879 das Amtsgericht errichtet.

Schon 1900 musste es aufgestockt werden, bevor es 1960 schließlich abgebrochen wurde. 1961 entstand an gleicher Stelle der Neubau der Städt. Sparkasse Euskirchen, die am 1.1.1973 mit der Kreissparkasse fusionierte. Das Gebäude konnte 1988/89 als Zweigstelle Kirchstraße der Kreissparkasse um die Nachbarhäuser Breuer (Rüdesheimer Torwall) und Langes (Kirchstraße) erweitert und neu gestaltet werden. 1969 wurde in dem von der Euskirchener Gemeinnützigen Baugesellschaft errichteten Bürohaus Kirchstraße 5-7 die seit 1953 bestehende Stadtbücherei untergebracht (bis 2010).

Die in der Kirchstraße gelegene katholische Pfarrkirche St.-Martin bedarf einer besonderen Darstellung: Sie ist das älteste erhaltene Bauwerk der Stadt und an der Namensgebung der Stadt beteiligt (erste urkundliche Erwähnung Euskirchens 870 im Vertrag zu Mersen als "Augstkirchen"). Der heute sichtbare Baukörper geht in seinen ältesten Teilen auf die romanische Zeit zurück. Als fränkische Hofes- bzw. Eigenkirche lässt sie sich bis ins 7. Jh. Zurückverfolgen, wahrscheinlich entstand der Ursprungsbau auf den Ruinen eines römischen Gutshofes oder Heiligtums, von dem  bei Fußbodenarbeiten 1955 und 1970 Reste entdeckt wurden.
Die ursprünglich romanische Saalkirche erfuhr ab der 2. Hälfte des 12. Jh. Erweiterungen, die zunächst die Kreuzesform (14. Jh.), dann den Basilika-Typ (15. Jh.) ergaben, wobei die dazukommenden Bauteile gotischen Stil aufweisen (besonders Hochchor).

Durch den Bevölkerungszuwachs, den steigenden Wohlstand und die Verselbständigung zur eigenverantwortlichen Pfarre noch zur Zeit der Monschauer Herrschaft wurden diese Erweiterungen notwendig. 1190 ist der erste Pfarrer an St. Martin ursprünglich bezeugt.
Das Martin-Patrozinium geht auf merowingische Zeit zurück. Zweiter Schutzpatron ist der hl. Donatus (ab 1632). Beide Patrone sind am Kirchenportal (links St. Martin – recht hl. Donatus) und mehrfach im Innern der Kirche zu sehen.

Die Kriegsjahre, das Erdbeben von 1951, der Zahn der Zeit und der sich zum schiefen Turm von Euskirchen neigenden, 72 m hohe Turm machten in den Jahren 1965 bis 1970 umfangreiche Restaurierungsarbeiten am Außenbereich des Gebäudes notwendig, bei denen zeitweise Turm und Kirche völlig eingerüstet waren.
Die Renovierungsarbeiten wurden in den Jahren 1970 bis 1972 im Inneren der Kirche fortgesetzt. Aus der kunsthistorisch wertvollen, reichhaltigen und interessanten Innenausstattung der Kirche müssen erwähnt werden: Taufbecken (ca. 1170 aus Maastrichter Blaustein); Madonna aus der Tilmann-Riemenschneider-Schule (ca, 1460); gotisches Sakramentshaus (ca. 1520); Antwerpener Schnitzalter ( 1520/30); Epitaph Heinrich von Binsfeld (ca. 1526 – 1576); wertvolle Codices sowie liturgische Geräte und Messgewänder; Barockorgel.

Neben der Martinskirche wird die Kirchstraße optisch beherrscht von dem mächtigen Dicken Turm, so genannt nach seinen 2,65 m dicken Mauern im Erdgeschoß, die sich im Obergeschoß bis auf 1,60 m verjüngen. Er ist ohne Dachhaube 13,50 m hoch und verfügt über einen Durchmesser von 11,30 m. Im ersten Obergeschoß befindet sich ein Kamin, an dem die Wappen des damaligen Landesherrn von Jülich und der Stadt Euskirchen aus der Zeit nach 1355 angebracht sind. Es handelt sich um die älteste Wappendarstellung Euskirchens, nach der auch das heutige gültige Stadtwappen geschaffen worden ist. 1702 wurde der Turm im Spanischen Erbfolgekrieg durch französische Truppen beschädigt.
1780 wurde die am Dicken Turm angelehnte, seit 1493 nachweisbare Schule (Turmschule), das erste Schulgebäude der Stadt, abgebrochen. Der Turm erhielt 1950/51 auf Initiative des Euskirchener Kunstmalers Jean Spessart eine Bedachung.

Nach dem Erwerb des um 1890 erbauten zweigeschossigen Backsteinhauses Kirchstraße 12 (ehemals Bibo) konnte die Stadt unter Einbeziehung des Dicken Turmes den langgehegten Plan der Einrichtung eines Museums, und zwar eines Museums für Stadtgeschichte, 1992 verwirklichen. Seit dem Jahr 2010 befindet sich das Standesamt in diesem Gebäudeensemble.