Details zur Straße

Hochstraße

Die Hochstraße ist die älteste Verkehrs- und Geschäftsstraße der Stadt. Der Name soll darauf zurückzuführen sein, dass sie ursprünglich wegen des ehemals nassen Untergrundes auf einer künstlichen Erhöhung, dammartig, angelegt worden ist. 1574 wird sie erstmals urkundlich erwähnt als sie die erste Pflasterung mit Steinen aus Weingarten erhielt. Noch 1628 wird sie als "Hohe Straß", so auch noch 1801 als "Hohestraß" bezeichnet. Nach einer anderen Deutung soll der Name darauf zurückzuführen sein, dass hier die hohen Herren (Bürgermeister, Schöffen, Schultheiß) amtierten.

Ursprünglich umfasste die Straße nur den Abschnitt von Kirchstraße bis Entenpfuhl. An diesem Straßenteil lag u. a. das Rathaus, wo das aus dem Schöffengericht des 14. Jahrhunderts hervorgegangene Hoch- und Stadtgericht und der Hohe Rat der Stadt tagten. 1501 wird es als "Burger huyß" bezeichnet, 1533 brannte es ab; der Neubau erhielt eine offene Säulengalerie im Erdgeschoß; 1625 ist es erneut abgebrannt, 1900/1901 und 1937 wurde es erweitert und umgebaut, 1944 zu 80 % zerstört, bis 1952 wieder hergestellt und mit dem Auszug der Stadtverwaltung ab 1975 als "Altes Rathaus" bezeichnet. In einem kleinen Raum des Alten Rathauses an der Hochstraße wurde am 2.1.1907 die Städt. Sparkasse eröffnet. Schon 1911 konnte sie im Hause Hochstraße 3 einen Neubau beziehen, der 1935 um die Häuser Hochstraße 5 und 7 erweitert wurde. Im Eckhaus Hochstraße 16/Kapellenstraße hatten die jüdischen Gemeindemitglieder ihren ersten Gebetsraum eingerichtet. Später verlegten sie den Gebetsraum in das Eckhaus Annaturmtraße/Alter Markt, bevor sie 1856 in der Annaturmstraße ihre erste Synagoge bauten.
Ecke Hochstraße/Entenpfuhl/Bleigäßchen befand sich noch 1471 die landesherrliche Kellnerei, eine Behörde, die wir heute vielleicht mit Kämmerei oder Pachtamt bezeichnen würden. Die Kellnerei hatte die Aufgabe, ein Zehntel des Ertrages aus den Grundstücken des Landesherren (er war der größte Grundstückseigentümer) einzuziehen und abzuführen. Das sog. Zehntel des Ernte- und Viehertrages wurde im Zehnthof (er lag ungefähr da, wo sich heute der Gardebrunnen befindet) gelagert und von hier verkauft und versteigert.

In der Hochstraße führte ursprünglich eine Holzbrücke über den sog. Eselsgraben, der die Hochstraße vom Entenpfuhl in Richtung Klosterplatz überquerte. Der Eselsgraben (auch Eselsgäßchen bezeichnet) wurde durch Ratsbeschluss vom 23.3.1912 aufgehoben, 1913 zugeschüttet und die Grundstücke den Anliegern verkauft.

Im Eselsgraben sammelten sich die gesamten Abwässer des Entenpfuhls (wo sich u. a. drei Bauernhöfe befanden) und der Hochstraße. Er floss in einer offenen Rinne quer über die Straße, durch die Gärten und mündete in Höhe der Stadtmühle (heute Berliner Straße) in den ehemaligen Mühlbach, eine Abzweigung des Veybaches. Wegen seines Gestanks war er zum dauernden Ärgernis der anliegenden Bewohner geworden. Auf dem Stadtplan von 1829 ist er noch als Eselsgroben eingezeichnet.

Gegenüber dem Entenpfuhl lag ab 1631 bis zur Auflösung des Ordens 1773 der Körten- oder Jesuitenhof. Aus Münstereifel kommend hatten sich die Jesuiten hier angesiedelt und im Zeichen der Gegenreformation über 300 Jahre bis zur Ordensauflösung neben den Kapuzinern so erfolgreich bei den Gläubigen gewirkt, dass die Religionswirren in Euskirchen keine Rolle wie in anderen Städten gespielt haben. Noch 1824 gab es z. B. in Euskirchen nur fünf Protestanten (aber schon 50 Juden). Ungefähr auf dem Grundstück des ehemaligen Jesuitenhofes baute 1894 und 1907 der Arzt Dr. Baron zwei imposante Backsteinhäuser; eines davon war als Sanatorium gedacht. Die Häuser wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. An der gleichen Stelle entstanden nach 1945 Wohn- und Geschäftshäuser.

An der Einmündung zur Klosterstraße bog der offen fließende Mühlbach, vom Disternicher Tor kommend, in einem rechten Winkel in die Klosterstraße ein, um hier u. a. den Weier der Schallenburg zu füllen und das Mühlrad der Stadtmühle zu bewegen. Der Straßenabschnitt der Hochstraße vom Entenpfuhl bis zum Disternicher Tor hieß bis 1896 "Disternicher Gasse", später Disternicher Straße. Sie war der Kirchweg der Disternicher von ihrem Dorf in der Nähe des heutigen Schillerparks, durch das Disternicher Tor, über die Hochstraße und die Kirchstraße bis zur Martinskirche. Die vor der Stadt wohnenden Disternicher verfügten nicht über eine eigene Kirche oder gar ein eigenes Kirchspiel wie die Rüdesheimer.

Im Juni 1929 wurde der bis dahin noch offene Mühlbach zwischen Neutorwall und Klosterstraße verrohrt. Dort, wo der Neutorwall und der Disternicher Torwall die Hochstraße kreuzt, stand bis 1851 das Disternicher Tor. Unterhalb des Disternicher Tors floss der Mühlbach, der vorher die vor der Mauer gelegenen Stadtgräben gefüllt hatte, in die Stadt, die er unterhalb des Kahlen Turmes (siehe dort) wieder verließ. Das Disternicher Tor soll das älteste Tor der Stadtbefestigung und Vorbild für das Schöffen- und Stadtsiegel gewesen sein. Es war 1746 bereits verfallen und wurde bis auf seinen unteren Teil 1810 und der Rest 1851 abgebrochen. Hier befand sich auch ein öffentlicher Brunnen. Vor den drei Stadttoren standen jeweils große Kreuze, die jeden wohl beeindruckten, der die Stadttore passierte. In der napoleonischen Zeit wurden die Kreuze teilweise abgerissen, danach aber wieder errichtet. Eine Nachbildung eines solchen Kreuzes befand sich noch bis Ende des Zweiten Weltkriegs in einer an den Veybach angrenzenden Grundstücksnische in der Wilhelmstraße Nr. 61 (also gegenüber dem ehemaligen Disternicher Tor).

Am 16.1.1914 erkannte der Rat der Stadt die Notwendigkeit an, die Hochstraße über die Wilhelmstraße bis zur Alleestraße fortzufahren. Dieser Straßenabschnitt wurde zunächst "verlängerte Hochstraße" genannt. Wegen des bald darauf beginnenden Ersten Weltkrieges wurde der Ausbau dieses Straßenstücks mit der Errichtung einer festen Brücke über den Veybach erst 1921 ausgeführt. Die verlängerte Hochstraße war eine der wenigen Gefällstrecken im Kernstadtbereich.

Während des NS-Regimes hieß die Hochstraße "Adolf-Hitler-Straße", vermutlich weil sich im Hause Nr. 29 ein Parteilokal und im Hause Nr. 33 die Wohnung und Praxis des ersten Kreisleiters Faßl befanden.

Als Zubringerstraße zum Stadtkern (Fußgängerzone) und zum Parkhaus "Entenpfuhl" wie auch durch den Bau des Cityforums hat die Straße in den 1980er Jahren wieder beachtlich an Qualität gewonnen.

Am Cityforum sieht man links am Eingang eine rot-schwarze Röhren-Plastik des aus Euskirchen stammenden Künstlers Detlev Reuter. Es soll in seinen spitz zulaufenden schwarzen Punkten das Cityforum als Begegnungsstätte symbolisieren.