Details zur Straße

Gottfried-Disse-Straße

Die Straße wurde nach 1945 benannt nach dem gleichnamigen Bürgermeister, der dieses Amt vom 04.07.1910 bis zum 31.12.1943 über 33 Jahre innehatte. Er starb durch Kriegseinwirkung am 05.03.1945 in Kuchenheim. (Vom 12.12.38 bis März 1945 hieß die Straße vorübergehend "Hermann-Göring-Straße".)
In seine Amtszeit fallen Zwei Weltkriege, die Zeit der französischen Besatzung mit dem Krisenjahr 1923 (Separatisten, Inflation, Ausweisung der Funktionsträger und der Eisenbahner in rechtsrheinisches Gebiet (Gottfried Disse und seine Familie wurden vom 21.2.23 bis 10.4.24 von der franz. Besatzungsmacht aus dem besetzten linksrheinischen Gebiet ausgewiesen, ihr Haus wurde beschlagnahmt) sowie die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten.

Trotz dieser die Entwicklung einer Stadt stagnierenden Ereignisse zeigt die gestiegene Einwohnerzahl von 12 412 im Jahre 1910 auf über 18 000 1943 und das, was in dieser Zeit in Euskirchen geschaffen wurde, das planvolle Wirken dieses Bürgermeisters. Hier nur ein kurzer, stichwortartiger Abriss des in seiner Zeit Geschaffenen:
1911: Anlegung des Annaturmplatzes
1911: Erweiterung des Rathauses um das Haus Hochstraße 3 und Unterbringung der Städt. Sparkasse in diesem Komplex
1911: Beginn der elektrischen Stromversorgung in Euskirchen
1913: Lehrerseminar Kommerner Straße 137/139 errichtet (später wird in dem Gebäude die "Wolfram-von-Eschenbach-Schule" untergebracht)
1919: Gründung der Städt. Hilfsschule
1925: Der Städt. Berufsschule wurde eine zweijährige Handelsschule angegliedert
1926: Eröffnung der Städt. Freibadeanstalt an der Erft;
1930: Anlage des Schillerparks
1932: Baubeginn der Siedlung Frauenberger Straße
1934: Baubeginn der Steinbachtalsperre
1937: Rathaus-Um- und -Erweiterungsbau (Eingang Rathausstraße, Kolonnaden zur Baumstraße, dort Separateingang für die Städt. Polizei)

Es gelang ihm auch, eine Reihe von Behörden in Euskirchen anzusiedeln, ihr Domizil zu erweitern und für diese Grundstücke oder Gebäude bereitzustellen:
1913/14: Bau der Kaserne Kommerner Straße (Euskirchen wurde Garnisonsstadt)
1914/16: Landesjugendheim Erlenhof, Kölner Straße 250
1926: Neubau Finanzamt Billiger Straße, jetzt Thomas-Mann-Straße
1926: Bau des Franziskanerklosters mit Kirche in der Münstereifeler Straße 96
1914 und 1925: Erweiterung des Marienhospitals Euskirchen Klosterstraße/Hochstraße
1928: Fertigstellung des Oberlyzeums der Dominikanerinnen (Kölner Straße 12).

Durch die Fortsetzung der durch den Ersten Weltkrieg unterbrochenen Kanalisierungspläne, den Bau einer Kläranlage an der Erft, verbunden mit einem umfangreichen Ausbau des bis dahin sehr einfachen Straßenzustandes mit Asphaltdecken auf festem Untergrund, Reinigung der Asphaltstraßen durch einen Wassersprengwagen und Einführung einer staubfreien Müllabfuhr machte er das in der Umschichtung begriffene Eifelstädtchen zu einer "sauberen Wohn- und Gartenstadt" (damaliger Werbeslogan). Aus seiner Feder stammt ein umfassender Verwaltungsbericht für die Jahre 1907 bis 1928.

1967 entstand an der Gottfried-Disse-Straße der Neubau des Franziskanerklosters und der St.-Matthias-Kirche. Die Kirche wurde zwischenzeitlich zur dritten Euskirchener Pfarre erhoben und wurde von den Franziskanern betreut. Der Platz vor der Kirche wurde am 09.02.1967 vom Rat "Franziskanerplatz" benannt (siehe dort).