Details zur Straße

Dr.-Hugo-Oster-Platz

Am 17.12.1992 beschloss der Rat einstimmig den Hindenburgplatz (siehe auch dort) in "Dr.-Hugo-Oster-Platz" umzubenennen. Der am 14.03.1878 in Flamersheim geborene Dr. Hugo Oster hat viele Jahre als praktischer Arzt in Euskirchen, zuerst in der Wilhelmstraße 36, dann in seinem eigenen Haus in der Baumstraße 8, gewirkt. Auch außerberuflich hat sich der beliebte Arzt durch sein soziales Engagement verdient gemacht. Er war  SPD-Ratsherr vom 05.10.1919 bis 1933. Der feingeistige Mediziner, der auch Lyrik publizierte und in Leserbriefen als überzeugter Sozialdemokrat gegen Standesunterschiede kämpfte, kann durch Beispiele etwas charakterisiert werden.

Er war bei der Arbeiterschaft außerordent­lich beliebt, und seine Rechnungen erregten bei den Kassen Kopfschütteln, da er stets den Mindestsatz verlangte. Dass der volksnahe Arzt auch die Interessen seiner jüdischen Gemeinde berücksichtigte, bewies die Stadtratssitzung vom 3. Mai 1921. Der Synagogen-Vorstand hatte erneut einen Zuschuss für Dr. Salomon Heilberg beantragt, der den jüdischen Religionsunterricht an den Volksschulen leitete. Die Finanzkommission beabsichtigte, den bisher gezahlten Zuschuss von 450 Mark auf 1000 Mark zu erhöhen. Manche Abgeordnete jedoch vertraten die Ansicht, dass nur eine geringere Bezahlung in Betracht käme, da die katholischen und evangelischen Geistlichen ohne Vergütung unterrichteten und somit paritätisch vorgegangen werden müsse. In dieser Hinsicht versagten alle Sozialdemokraten ihrem Parteimitglied Dr. Oster die Unterstützung. Dennoch beugte sich der Mediziner nicht der Parteiräson und stellte seine Sache voran. Seine Überzeugung teilte der katholische Geistliche und Studienrat am Jungengymnasium, der Zentrumsmann Heinrich, der auf die Reichsverfassung hinwies sowie auf die Tatsache, dass in Elementarschulen der Religionsunterricht auch von den Elementarschullehrern gegeben würde. Da christliche Lehrer aber nicht jüdischen Religionsunterricht erteilen könnten, müssten Aushilfskräfte beschäftigt und natürlich auch bezahlt werden. Der Zuschuss in Höhe von 1000 Mark, rückwirkend ab 1. April 1920, wurde abschließend mit den Stimmen des Zentrums, der bürgerlichen Wählervereinigung und des von seiner Partei im Stich gelassenen Dr. Hugo Oster bewilligt (Vgl. Hans-Dieter Arntz, JUDAICA – Juden in der Voreifel, Euskirchen 1983/86, S.148).

Dr. Hugo Oster, seine Ehefrau Sofia, geborene Mannheimer (*20.05.1893), und die Tochter Irene (*21.11.1923 in Euskirchen) wurden am 15.06.1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er am 18.05.1943 starb. Sofia und Irene Oster wurden mit ihm deportiert, dann am 09.10.1944 nach Auschwitz gebracht und ermordet. Das Todesdatum ist unbekannt.