Details zur Straße

Annaturmstraße

Die Straße hieß noch 1801 Thurengasse, dann Annaturmgasse, schließlich seit 1848 Annaturmstraße.
Sie wurde benannt nach dem 1880 niedergelegten mächtigen Annaturm, wo die Straße zunächst auch endete. Am 19.5.1857 beschloss der Rat den Abriss des Annaturmes und die Anlegung einer Straße über das ehemalige Turmgelände bis hinter die Fluren des Stadtmauerbereichs. Dieser Beschluss wurde auf Betreiben der Anlieger getroffen, die einen unmittelbaren Zugang zu ihren Gartengrundstücken hinter der Stadtmauer haben wollten. Um zu diesen Grundstücken zu gelangen, mussten sie nämlich den Umweg entweder über das Kessenicher Tor oder das Rüdesheimer Tor machen.

Die Ausführung dieses Ratsbeschlusses verzögerte sich jedoch bis 1880, also 23 Jahre, woraus man entnehmen kann, dass die Maßnahme hart umstritten war. Die Preußische Bezirksregierung erteilte erst 1879 eine Abrissgenehmigung, verband diese jedoch mit der Auflage, dass der Kahlenturm stehen bleiben müsse.

Nach Niederlegung des Annaturms wurde die Straße bis zum "Neuen Markt" (jetzt Annaturmplatz) weitergeführt.

Bis 1897 hieß der Straßenzug ab der Neustraße, entlang des Alten Marktes bis zur Baumstraße "Untere Marktgasse". Danach (1911) wurden die am Markt gelegenen Häuser unter der Bezeichnung "Am Markt", jetzt "Alter Markt" geführt.

An der Annaturmstraße lag die 1816 fertiggestellte Synagoge. Bei dem großen Stadtbrand vom 19.5.1886 wurde sie mit anderen Häusern völlig zerstört. Aber schon am 26.8.1888 konnte die bereits wieder aufgebaute neue Synagoge unter Beteiligung der gesamten Bevölkerung eingeweiht werden. Die Pläne gehen auf den Kölner Architekten Josef Seché zurück. Die 30 m hohe Kuppel ragte hervor und die beiden Flankentürme mit den kugeligen Dächern im orientalischen Stil beherrschten das Straßenbild. Innen bot die Synagoge 200 Sitzplätze im Erdgeschoss und auf einer Empore. Sie war damit die größte Synagoge der Voreifel.

Am 10. November 1938, also erst am nachfolgetag der am 9. November vorangegangenen Reichspogromnacht, wurde sie am Nachmittag von Nationalsozialisten in Brand gesteckt.
Als Mahnung an diesen Pogrom hat die Stadt auf dem Grundstück eine Gedenkstätte mit einem von Hans-Günther Marx entworfenen Gedenkstein hergestellt, die am 3.5.1981 eingeweiht werden konnte. Die heutige Grünfläche umfasst als mahnende Lücke in der Stadtbebauung genau den Grundriss der Synagoge. 63 Jahre später, am 10. November 2002, wurde eine neue Gedenktafel zur Straßenseite angebracht.

Im Hause Annaturmstraße 29 wurde am 27.3.1886 der Heimatmaler Jean Spessart geboren, der in seinen Bildern den Annaturm und die übrigen alten Befestigungsanlagen der Nachwelt überliefert hat.