Details zur Straße

An der Liersmühle

Die Straße bezieht wurde laut Gemeinderatsbeschluss vom 19.04.1966 benannt.

Nach Nikola Reinartz scheint die Bezeichnung „Liersmühle“, die 1564 erstmalig als Flurname auftaucht, auf den Namen eines früheren Besitzers hinzuweisen. Im Jahre 1668 beantragte ein Tilmann Brewer von Stotzheim in einem Schreiben an den Hochwürdigsten, Durchleuchtigsten Churfürst und ggsten Herrn, „daß mir ggfl. Vergünstigt werden möchte, auf der Weingartener Hochheit im Ambt Hardt, und Zwaren auf meinem eigenen Grundt eine Geringschätzige Lohe Mühle an den Deich daselbst hin zu setzen“ (HStAD, KK IV, Nr. 251). In Lohemühlen wurde geschälte Eichenrinde zerkleinert, um die für die Lederherstellung benötigten Gerbstoffe zu gewinnen.

Die Liersmühle erfuhr einen Funktionswandel etwa 1772-1774, als sich der Tuchfabrikant Franz Anton Heimbach (* 1746 in Euskirchen, + 1792 auf der Liersmühle) niederließ. Das Tuchmachergewerbe (Wollenweber) wird im Geschlecht Heimbach zuerst im Jahre 1704 erwähnt. Seit etwa 1725 ist dieses Gewerbe oder das der Tuchfabrikanten ununterbrochen von Generation zu Generation bis 1975 weitergegeben worden. Franz Anton Heimbach hatte 10 Kinder; davon wurden 2 Kinder in Euskirchen geboren (1770 und 1772; 8 Kinder wurden auf der Liersmühle geboren (1772-1790). Sein Sohn Johann Bernhard Heimbach (* 1776, + 1864, Tuchfabrikant und Walkmüller) übernahm die Tuchfabrik. Darauf folgte dann der Tuchfabrikant und Walkmüller Peter Heimbach (* 1820, + 1877 auf der Liersmühle). Gegen Ende des 18. Jahrhunderts arbeiteten 2 Walkergesellen, die Gebrüder Arnold und Matthias Weber, in der „Tuchfabrikmühle“ in Rheder. Sie stammten aus Marienrachdorf bei Selters/Westerwald und hatten vorher mit Tuchwaren gehandelt. Die beiden Brüder heirateten zwei Schwestern aus der Familie Franz Anton und Maria Anna Elisabeth Franziska Heimbach und machten sich in Euskirchen als Tuchfabrikanten selbständig. Matthias Weber und seine Frau hatten 11 Kinder. Davon wurde das älteste Kind 1809 auf der Liersmühle geboren; die anderen 10 Kinder kamen in Euskirchen zu Welt. (Die Angaben zu Heimbach und Weber sind dem Deutschen Geschlechterbuch, Band 147, entnommen.)

Durch den frühen Tod von Peter Heimbach im Jahre 1877 musste der Betrieb der Liersmühle aufgegeben werden. Die Nachfolge als Tuchfabrikant vertrat Wilhelm Heinrich Heimbach (* 1855 auf der Liersmühle, + 1937 in Euskirchen). Etwa um 1895 machte er sich in Euskirchen zunächst mit einer eigenen Weberei selbständig. Daraus entstand die Tuchfabrik Heimbach.