Details zur Straße

Obere Burg

Der Straßenname wurde nach der kommunalen Neugliederung beibehalten. Laut Gemeinderatsbeschluss Kuchenheim am 03.10.1963 so festgelegt.

Von den ehemals drei Kuchenheimer Burgen sind die Obere und Untere Burg noch erhalten; die älteste Burg, ein steinerner Wohnturm neben der Nikolauskirche, wurde wohl schon im 12. Jh. zerstört.

Die Obere Burg ist kaum mehr als Burg zu erkennen; ein trocken gefallener Wassergraben und ein kleiner Bruchsteinrundturm sind die letzten Reste. Seit 1259 war die Burg Kölner Lehen und war an wechselnde Adelsgeschlechter vergeben, bis sie 1755 in bürgerliche Hände überging. Bis zum Ende des 14. Jh. hatte die Burg eine recht hohe Bedeutung für die kölnische Politik und Strategie und wurde dann allmählich zum reinen Gutshof herabgestuft, der aber weiterhin die Privilegien eines Adelssitzes behielt. Ab 1856 wurde die Obere Burg zur Tuchfabrik umgebaut und in der Folge fast ganz abgerissen.

Es war eine zweiteilige Wasserburg mit doppeltem Grabensystem, deren Vorburg im Westen lag und wie üblich dreiflügelig war. Vom Herrenhaus war der kleine runde Eckturm übrig, der möglicherweise der Rest eines Zwingers oder der Eckturm des anschließenden Burghauses war. Die Grabungen des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege 2004 haben zudem Fragmente der Frontmauern des Herrenhauses und die Fundamente einer Brücke (aus dem 15.Jh.) zu Tage gefördert, die Vorburg und Herrenhaus verband, Hinweise auf weitere Türme fanden sich nicht.

Gänzlich neu war die Erkenntnis, dass an diesem Standort bereits um das 12.Jh. eine so genannte "Motte" existierte: ein einfacher, von einem Wassergraben umgebener Lehmhügel mit einem hölzernen Wehrturm. Zahlreiche Funde aus dem Wassergraben - Tierknochen, Glas, Leder, aber auch Muscheln aus dem Atlantik sowie qualitätsvolle Keramik - lassen auf einen gehobenen Lebensstandard auf dem kleinen rheinischen Adelssitz des 14.-18.Jh. schließen. Der Landschaftsverband Rheinland, der Besitzer der Anlage, hat den Wassergraben inzwischen wieder befüllt, die Mauerfragmente gesichert, den Burghügel in Anlehnung an die typische Form einer Motte hergerichtet und über das historische Brückenfundament eine moderne, schmale Brücke errichtet. So wird die weitgehend zerstörte Burganlage im Gelände doch wieder ansatzweise ablesbar.

In direkter Nachbarschaft präsentiert der Landschaftsverband die Tuchfabrik Müller als ein lebendiges Industriemuseum. Er hat unmittelbar angrenzend an die Fragmente der Oberen Burg ein Museumsgästehaus - mit Anspielung auf die Geschichte der Burganlage "Mottenburg" genannt - für Schulklassen und Jugendgruppen errichtet.

(Auszug aus: Die Euskirchener Burgenrunde - Radeln zwischen Erft und Eifel) www.wasserburgen.de/archiv/d-burg/de