Flamersheim

Seit dem 1. Juli 1969 grenzt die Kreisstadt Euskirchen bis auf wenige hundert Meter an das bis dahin so entfernt scheinende Weinland im Süden, das Nachbarland Rheinland-Pfalz. Die Brücke über einen Raum von 15 Kilometern spannt die in den Stadtbereich eingegliederte Gemeinde Flamersheim mit dem ausgedehnten Gebiet des "Flamersheimer Waldes", einem der größten geschlossenen Forstbestände Deutschlands. Bedeckt er doch, mit den ehedem Kirchheimer und Palmersheimer Waldungen, mehr als 16000 Morgen. Als Erholungsgebiet ist er längst entdeckt worden, wobei vor allem die Steinbach- und die Madbachtalsperre die Besucher aus den benachbarten Ballungsgebieten anziehen.

Flamersheim hat eine reiche Vergangenheit, die bis in die Zeit der Frankenkönige zu belegen ist. Sein Name wird als "Flavomaresheim" - das Heim des fränkischen Siedlers Flavomar - gedeutet. Urkundlich erwähnt wird Flamersheim zuerst in der Chronik des Abtes Regino von Prüm 870 als "villa regia nomine Flamersheim" (Königsgut Fl.). Damit ist aber nicht das heutige Flamersheim, sondern das Königsgut in der bei Kirchheim gelegenen Flur Hockenbroich (früher Hockebur) gemeint. Erst nach dem Normannensturm von 881 haben sich die Flamersheimer an der heutigen Stelle angesiedelt. Ziegelfunden zufolge, so u. a. im alten Schulgarten, war dieser Ort schon in römischer Zeit besiedelt. Von Blankenheimerdorf führte eine Römerstraße über Münstereifel und Flamersheim nach Buschhoven, eine andere von Blankenheim durch den Flamersheimer Wald nach Meckenheim. Bei der Anlage eines Baumgartens ist in Flamersheim ein römischer Begräbnisplatz gefunden worden, den die Römer bekanntlich außerhalb ihrer Wohnplätze anlegten. Die Asche befand sich in Steingefäßen, die durch Deckel geschlossen waren. Beigaben waren u. a. Glasgefäße, Goldschmuck - Ringe, eine zierliche Halskette - ein silbernes Fläschchen, mehrere Lampen aus Bronze sowie Münzen der Kaiser Domitian und Trajan. Eine aus Flamersheim stammende Schale aus Terra sigillata, roter Siegelerde, bewahrt das Bonner Landesmuseum. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts schenkte der Kölner Erzbischof Hermann II., ein Sohn des Pfalzgrafen Ezzo, die ihm gehörende Burg Tomberg sowie Flamersheim der Kölner Kirche. Hermanns Nachfolger Anno II. übertrug Flamersheim 1075 der von ihm gestifteten Kirche St. Maria ad gradus (Maria zu den Stufen) in Köln. Auch das Kollationsrecht (Recht zur Ernennung des Pfarrers) war im Besitz des Mariengradenstiftes. Von 1323 an war Flamersheim jülich'sches Lehen; der Herzog von Jülich wird als Kollator genannt, später seine Unterherren, die Quadt zu Landskron. Der älteste Teil der Flamersheimer Kirche, die dem hl. Stephanus geweiht ist - das untere Geschoß des Turmes und das Langhaus -, ist in seiner Entstehung auf die Zeit um 1100 anzusetzen. 1666 wurde der Dachstuhl durch Brand zerstört. Nach Abbruch des alten Chores wurde 1887 an das Langhaus ein Querschiff und ein neues Chor in romanischen Formen angebaut, 1890 wurde die Kirche konsekriert.

Eine Flamersheimer Burg wird erstmals 1358 erwähnt. Als Jülicher Lehen kam sie nacheinander an die Familien Krümmel von Eynatten (1458 bis ca. 1520), von Palant (bis 1545), dann für über 200 Jahre (1564-1774) an die Quadt von Landskron, die aus der Burg einen Stützpunkt der protestantischen Lehre machten, für die sie um 1770 am Markt eine Kirche bauten. 1567 fanden vor Herzog Alba aus den Niederlanden fliehende reformierte Familien Asyl in Flamersheim. Durch Heirat kam 1775 Freiherr von Dalwigk in den Besitz von Flamersheim; ihm folgte um 1789 sein Schwiegersohn Freiherr von Vincke. Dessen Tochter verkaufte den Besitz 1844 an Franz Georg Weckbecker aus Münstermaifeld, der die Burg an die Gebrüder Kaufmann in Köln veräußerte. 1861 erwarb die Witwe Julius August Bemberg aus Elberfeld den Besitz. Kurz danach wurde die Burg im Äußeren umgestaltet und der Park, das "Boskett", angelegt. Wohl den ältesten Hinweis auf das Bestehen der evangelischen Gemeinde Flamersheim, der ältesten im Euskirchener Land, liefert eine Urkunde aus dem Jahre 1641, an der es heißt: "auf den herren- und adelichen Häusern Flamersheim, Büllesheim und Eix hat man 80 Jahre und zu Bollheim 40 Jahre unbehindert öffentlich gepredigt, und können uns keiner eindracht beklagen". Am 28. Mai 1961 hat daher die evangelische Kirchengemeinde Flamersheim das vierhundertjährige Bestehen festlich begangen. 1964 wurde das Gotteshaus durch den Anbau eines Gemeindesaales erweitert und die reiche barocke Ausstattung restauriert; 1967 wurde auch in Stotzheim ein Gemeindehaus in Benutzung genommen. 

Flamersheims Herzstück ist der Markt mit seinen hohen Linden, mit den beiden Kirchen und dem ehrwürdigen Gerichtsstein, mit dem Eingang zur Burg und den alten Häuserzeilen. Flamersheim ist reich an bemerkenswerten Fachwerkbauten, so das ehemalige evangelische Pfarrhaus am Markt (später Post), das Haus Heiden an der Horchheimer Straße oder das Haus der Vorfahren des Nobelpreisträgers Emil Fischer in der Mönchstraße.