Elsig

Die frühere Gemeinde Elsig, bis zur Gemeindereform vom 1. Juli 1969 zum Amt Frauenberg gehörend und dann in das Gebiet der Stadt Euskirchen eingegliedert, hat mit der Kreisstadt allezeit enge und gute Verbindung gehalten. Der "Elsiger Weg" oder die "Elsiger Gasse", wie die Choldwigstraße bei älteren Euskirchener Bürgern heute noch heißt, bildete vor der Flurbereinigung die nächste Wegeverbindung quer durch die Felder, und das "Elsiger Loch" ist nach Euskirchener Meinung wetterbestimmend. Die Geschichte berichtet, da Tilman Pluntsch, dessen handschriftliche Chronik (in der Stadtbibliothek von Luxemburg aufbewahrt) eine wichtige Quelle der heimischen Geschichtsforschung für die Zeit von 1270 bis 1450 darstellt, um das Jahr 1419 zugleich Pfarrer von Euskirchen und Eisig war. Wir wissen ferner, dass der herzoglich jülichsche Amtmann Graf Johann Friedrich von Goltstein, derselbe, der 1690 im Namen des Kurfürsten Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg den ersten Stein zum Kapuzinerkloster in Euskirchen gelegt hat, in der Eisiger Burg wohnte und auch dort gestorben ist. Er war eingroßer Förderer der Wallfahrt zum Michelsberg und liegt dort in der Kapelle begraben. Die Elsiger kamen zu jener Zeit alljährlich mit wehenden Fahnen nach Euskirchen, um an der Fronleichnamsprozession teilzunehmen und wurden dann nach altem Brauch von der Stadt mit Bier bewirtet. Als dieser Brauch 1771 wegen der Schrumpfung des Stadtsäckels wegfallen sollte, erhoben die Elsiger energischen Protest und pochten auf ihr gutes Recht mit dem Erfolg, dass ihnen im folgenden Jahr wieder reichlich Bier spendiert wurde. Bis auf den heutigen Tag hielten sie gutnachbarschaftliche Freundschaft mit den Euskirchenern.

Elsig ist wohl als keltische Gründung anzusehen. Da nach Kaspers Die acum-Ortsnamen des Rheinlandes, 1921, Alisios und Alisia als keltische Namen überliefert sind, so pflichtet G. Mürkens ihm bei, wenn er Eisig als Alisiacum, Gut des Kelten Alisios, deutet. Mürkens vermutet, dass der keltische Veteran Alisios zur Römerzeit in der Flur In der "Loh" seinen Gutshof hatte (Römerfunde) und da die Franken diesen Namen auf ihre nahegelegene Neugründung übertrugen.

Die Eisiger Kirche mit dem Patronat der Kreuzauffindung wird zuerst im Liber valoris, dem Güterverzeichnis der Kölner Erzbischöfe aus dem 13. Jahrhundert, erwähnt, ist aber bedeutend älteren Ursprungs, wie die im jetzigen Bau erhaltenen Teile einer Anlage des 11. bis 12. Jahrhunderts beweisen. Sie gehörte zum Dekanat Zülpich; das Kollationsrecht- das Recht zur Ernennung des Pfarrers - besaß das Stift in Jülich. In den Jahren 1344/45 erwarb Graf Wilhelm V. von Jülich, der Landesherr im Gebiet von Euskirchen, das Dorf "Eylsich" von den gemeinsamen Besitzern Friedrich und Godart von Kronenburg. Die Kirche, die 1357 dem Dekanat Nideggen zugeteilt wurde, erhielt im Lauf des 14. Jahrhunderts ein neues Chorhaus, während das Langhaus bis auf die Untermauern des westlichen Joches in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts neu errichtet wurde.

1808 wurde die Pfarre Elsig im Verlauf der Säkularisation aufgelöst und Frauenberg zugewiesen, 1833 aber wieder als Rektorat eingerichtet und 1840 zur Pfarre erhoben. 1868 wurde der neue Kirchturm errichtet. Beim Bau stieß man auf Reste von römischen Grundmauern, so da die Annahme einer römischen Siedlung berechtigt erscheint. Der in seinen Maßen ausgeglichene, sehr harmonisch wirkende Innenraum der Kirche ist von besonderem Reiz durch die wohlerhaltenen Wand- und Gewölbemalereien in Chor und Langhaus. In ihnen mischen sich kölnische Tradition und mittelrheinische Einflüsse in glücklicher Weise. Die kunstgeschichtlich bedeutsamen Fresken des Eisiger Gotteshauses, das zu den "bunten Kirchen" des Euskirchener Landes gehört, wurden 1954/55 aufgedeckt und restauriert: im Chorgewölbe der Gnadenstuhl und die Symbole der vier Evangelisten, Werke eines Kölner Meisters des ausgehenden 14. Jahrhunderts, im Gewölbe des östlichen Mittelschiffes die Darstellung der Sieben Schmerzen Maria - die Arbeit eines Kölner Meisters um 1510/20- an den Wänden der Seitenschiffe u. a. die Figuren der sogenannten Vier Marschälle des Erzstifts Köln und die Beweinung Christi, unter starkem mittelrheinischen Einfluss stehende Arbeiten um 1520/30. Den Seitenaltar der Kirche bekrönt ein wertvolles dreiteiliges Altargemälde mit Kreuzigung, Passionsdarstellungen und Marienkrönung. Die Arbeit, die später mehrfach übermalt und verändert wurde, wird der Kölner Malerschule um 1470 zugeschrieben.

Die ehemalige Burg Elsig, die im Nordosten des Dorfes lag, wird zuerst 1278 als Villa "Elsich" erwähnt. Ihre Bewohner, die Ritter von Elsich, standen im 14. Jahrhundert als Söldnerführer in den Dienstender sich befehdenden italienischen Städte Florenz, Lucca und Pisa. 1648 erbaute sich der bereits erwähnte jülichsche Kanzler und Amtmann von Münstereifel und Tomburg, Graf Johann Friedrich von Goltstein, an der Stelle der alten Elsiger Burg eine neue Burganlage, die indessen, da der Erbauer 1687 kinderlos verstarb, bald wieder zerfiel und zu Beginn des 19. Jahrhunderts bereits nicht mehr vorhanden war. Sie lebt heute nur noch in einigen Flurnamen fort.